Ein literarischer Roman über die brennenden Themen der Gegenwart: Das neue Buch der Bachmannpreisträgerin Birgit Birnbacher
Birgit Birnbacher, der Meisterin der „unpathetischen Empathie“ (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau), gelingt es, die Frage, wie und wovon wir leben wollen, in einer packenden und poetischen Sprache zu stellen.
Ein einziger Fehler katapultiert Julia aus ihrem Job als Krankenschwester zurück in ihr altes Leben im Dorf. Dort scheint alles noch schlimmer: Die Fabrik, in der das halbe Dorf gearbeitet hat, existiert nicht mehr. Der Vater ist in einem bedenklichen Zustand, die Mutter hat ihn und den kranken Bruder nach Jahren des Aufopferns zurückgelassen und einen Neuanfang gewagt. Als Julia Oskar kennenlernt, der sich im Dorf von einem Herzinfarkt erholt, ist sie zunächst neidisch. Oskar hat eine Art Grundeinkommen für ein Jahr gewonnen und schmiedet Pläne. Doch was darf sich Julia für ihre Zukunft denken?
Birgit Birnbacher, der Meisterin der „unpathetischen Empathie“ (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau), gelingt es, die Frage, wie und wovon wir leben wollen, in einer packenden und poetischen Sprache zu stellen.
Ein einziger Fehler katapultiert Julia aus ihrem Job als Krankenschwester zurück in ihr altes Leben im Dorf. Dort scheint alles noch schlimmer: Die Fabrik, in der das halbe Dorf gearbeitet hat, existiert nicht mehr. Der Vater ist in einem bedenklichen Zustand, die Mutter hat ihn und den kranken Bruder nach Jahren des Aufopferns zurückgelassen und einen Neuanfang gewagt. Als Julia Oskar kennenlernt, der sich im Dorf von einem Herzinfarkt erholt, ist sie zunächst neidisch. Oskar hat eine Art Grundeinkommen für ein Jahr gewonnen und schmiedet Pläne. Doch was darf sich Julia für ihre Zukunft denken?
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2023Immer nur ausatmen?
Birgit Birnbachers Roman "Wovon wir leben"
Die vollständige Atmung, auch Vollatmung genannt, ist eine yogische Meditationspraxis zu Entfesselung von Freiheitspotentialen via Lungenvolumen. Birgit Birnbachers dritter Roman beginnt mit einer solchen Atmung, die eine Eigenheit hat: länger ausatmen als einatmen, "immer mehr geben als nehmen".
Eine junge Frau steht auf diese generöse Art atmend vor der Klinik einer österreichischen Kleinstadt. Sie hat dort als Krankenschwester gearbeitet. Einatmen. Dann ist ihr eine Verwechslung passiert, die eine Patientin fast das Leben gekostet hätte. Berufsverbot bekam sie nicht, wurde aber selbst krank. Krank vor Scham, krank vor Selbstzweifeln, krank vom schlechten Ruf, der ihr seitdem vorauseilt. Ausatmen.
Die lungenkranke Erzählerin bricht in der Kleinstadt alle Zelte ab und flüchtet in das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Hier ist die Zeit stehen geblieben und alles beim Alten. Mit einer Ausnahme: Die Mutter ist weg. Sie, die immer so viel gegeben - ausatmen! - hat: dem Vater, den Kindern, den Nachbarn. Nun hat sie alles hinter sich gelassen, um in Syrakus mit einem neuen Mann endlich mal einzuatmen und verrückte Dinge wie einen Bootsführerschein zu machen. Dabei hat sie nicht mal einen Autoführerschein. Das war Vaters Sache gewesen. Der wohnt jetzt allein im Elternhaus und soll sich um die kranke Tochter kümmern. Die ist Ende dreißig und liebt einen verheirateten Mann. Beziehungsstatus also: aussichtslos. Den Job muss sie aufgeben, ihre Wohnung in der Stadt auch. Dabei hatte es die Erzählerin dort eigentlich erstaunlich lange gehalten. Erst machte sie eine Lehre im örtlichen Autohaus. Dann folgten die Umschulung auf Krankenschwester und ein Job in einer nahe gelegenen Klinik. Die Mutter, die ihre eigenen Stewardessenträume nie in die Tat hat umsetzen können, schreit ihre Tochter an: "Und wann lebst du, fährst dort, tust was Schönes?" Ihre Tochter sollte es doch mal besser haben! Nicht anderen den Hintern abwischen müssen. Wie konnte sie sich nur freiwillig für "so etwas" entscheiden?
Die Verhältnisse zu Hause sind das Gegenteil einer ländlichen Idylle. Es gibt einen Bruder, der geistig behindert ist. Er lebt in einem Heim. Daheim herrscht dunkelstes Patriarchat: Der Vater geht in die Werkstatt und erholt sich dort vom Leben, die Mutter macht den Rest. "Ihr werdet euch noch anschauen! Lange dauert es nicht mehr mit mir, und dann wird die Mama bereuen, dass sie einfach gegangen ist. Ewig wird sie sich Vorwürfe machen, das wird nicht schön. Ganz und gar nicht schön, hässlich sogar, sehr hässlich ist das, wenn Frauenleben so enden." Der Erzählerin fällt jetzt ein, "wie ich jahrelang gerührt war, weil er einen Arm um Mutters Autositz legte, wenn er rückwärts aus der Einfahrt fuhr. Ich musste ganz schön groß werden, um zu kapieren, dass er ihren Sitz auch umarmt, wenn sie gar nicht dabei ist."
Die 2019 mit dem Bachmannpreis ausgezeichnete Birgit Birnbacher hat ihren dritten Roman geschrieben, der sich mit Lebensentwürfen sogenannter kleiner Leute beschäftigt. Man lebt im Dorf nach althergebrachter Weise: "Der alte Küchenherd ist noch gut, überheizte Schlafzimmer sind ungesund. Die Zentralheizung, denke ich, ist eine schöne Errungenschaft, und irgendwann wird auch der Vater das einsehen, wenn er bis dahin nicht auf dem Klo festgefroren ist." So althergebracht soll es auch der Erzählerin ergehen, die sich, kaum wieder zu Hause, von den Zwängen der Tochterrolle einlullen lässt ("Und dann doch wieder: die Möglichkeit des Bleibens"). Sie pflegt den kranken Bruder, bekocht den hypochondrischen Vater, der die Gesundheit seines Jungen auf dem Gewissen hat, weil er dessen Hirnhautentzündung nicht rechtzeitig erkannt und ihn nicht ins Krankenhaus gefahren hat, wie die Mutter es wollte. "Papperlapapp", schnitt er ihr damals das Wort ab.
Obwohl die Autorin klare Worte für die zwischengeschlechtlichen Kümmernisse im Dorf findet, ist das Buch keine Klageschrift - eher teilnehmende Beobachtung. Kühl, protokollarisch, realistisch. Ob es sich um den versoffenen Wirt handelt, der sein Lokal beim Kartenspiel verliert, oder um den lebensunfähigen Bruder, der stumm in die Welt starrt. Und dann gibt es noch den "Städter", einen Mittvierziger, der, von einem Herzinfarkt genesen, Erholung auf dem Land sucht und dort ganz anders als die Erzählerin tatsächlich ein Idyll findet. Er könnte für die Erzählerin, diese Julia Noch, deren Name Programm ist, eine Umwertung aller Werte bedeuten.
Birnbacher erzählt in dem kleinen, genauen Roman von den patriarchalen Strukturen zwischen Tradition und Borniertheit, die Generationen auf schicksalhafte Weise miteinander verstricken. Aber sie lässt auch ein Türchen in die Freiheit auf. KATHARINA TEUTSCH
Birgit Birnbacher: "Wovon wir leben". Roman.
Zsolnay Verlag, Wien 2023. 192 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Birgit Birnbachers Roman "Wovon wir leben"
Die vollständige Atmung, auch Vollatmung genannt, ist eine yogische Meditationspraxis zu Entfesselung von Freiheitspotentialen via Lungenvolumen. Birgit Birnbachers dritter Roman beginnt mit einer solchen Atmung, die eine Eigenheit hat: länger ausatmen als einatmen, "immer mehr geben als nehmen".
Eine junge Frau steht auf diese generöse Art atmend vor der Klinik einer österreichischen Kleinstadt. Sie hat dort als Krankenschwester gearbeitet. Einatmen. Dann ist ihr eine Verwechslung passiert, die eine Patientin fast das Leben gekostet hätte. Berufsverbot bekam sie nicht, wurde aber selbst krank. Krank vor Scham, krank vor Selbstzweifeln, krank vom schlechten Ruf, der ihr seitdem vorauseilt. Ausatmen.
Die lungenkranke Erzählerin bricht in der Kleinstadt alle Zelte ab und flüchtet in das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Hier ist die Zeit stehen geblieben und alles beim Alten. Mit einer Ausnahme: Die Mutter ist weg. Sie, die immer so viel gegeben - ausatmen! - hat: dem Vater, den Kindern, den Nachbarn. Nun hat sie alles hinter sich gelassen, um in Syrakus mit einem neuen Mann endlich mal einzuatmen und verrückte Dinge wie einen Bootsführerschein zu machen. Dabei hat sie nicht mal einen Autoführerschein. Das war Vaters Sache gewesen. Der wohnt jetzt allein im Elternhaus und soll sich um die kranke Tochter kümmern. Die ist Ende dreißig und liebt einen verheirateten Mann. Beziehungsstatus also: aussichtslos. Den Job muss sie aufgeben, ihre Wohnung in der Stadt auch. Dabei hatte es die Erzählerin dort eigentlich erstaunlich lange gehalten. Erst machte sie eine Lehre im örtlichen Autohaus. Dann folgten die Umschulung auf Krankenschwester und ein Job in einer nahe gelegenen Klinik. Die Mutter, die ihre eigenen Stewardessenträume nie in die Tat hat umsetzen können, schreit ihre Tochter an: "Und wann lebst du, fährst dort, tust was Schönes?" Ihre Tochter sollte es doch mal besser haben! Nicht anderen den Hintern abwischen müssen. Wie konnte sie sich nur freiwillig für "so etwas" entscheiden?
Die Verhältnisse zu Hause sind das Gegenteil einer ländlichen Idylle. Es gibt einen Bruder, der geistig behindert ist. Er lebt in einem Heim. Daheim herrscht dunkelstes Patriarchat: Der Vater geht in die Werkstatt und erholt sich dort vom Leben, die Mutter macht den Rest. "Ihr werdet euch noch anschauen! Lange dauert es nicht mehr mit mir, und dann wird die Mama bereuen, dass sie einfach gegangen ist. Ewig wird sie sich Vorwürfe machen, das wird nicht schön. Ganz und gar nicht schön, hässlich sogar, sehr hässlich ist das, wenn Frauenleben so enden." Der Erzählerin fällt jetzt ein, "wie ich jahrelang gerührt war, weil er einen Arm um Mutters Autositz legte, wenn er rückwärts aus der Einfahrt fuhr. Ich musste ganz schön groß werden, um zu kapieren, dass er ihren Sitz auch umarmt, wenn sie gar nicht dabei ist."
Die 2019 mit dem Bachmannpreis ausgezeichnete Birgit Birnbacher hat ihren dritten Roman geschrieben, der sich mit Lebensentwürfen sogenannter kleiner Leute beschäftigt. Man lebt im Dorf nach althergebrachter Weise: "Der alte Küchenherd ist noch gut, überheizte Schlafzimmer sind ungesund. Die Zentralheizung, denke ich, ist eine schöne Errungenschaft, und irgendwann wird auch der Vater das einsehen, wenn er bis dahin nicht auf dem Klo festgefroren ist." So althergebracht soll es auch der Erzählerin ergehen, die sich, kaum wieder zu Hause, von den Zwängen der Tochterrolle einlullen lässt ("Und dann doch wieder: die Möglichkeit des Bleibens"). Sie pflegt den kranken Bruder, bekocht den hypochondrischen Vater, der die Gesundheit seines Jungen auf dem Gewissen hat, weil er dessen Hirnhautentzündung nicht rechtzeitig erkannt und ihn nicht ins Krankenhaus gefahren hat, wie die Mutter es wollte. "Papperlapapp", schnitt er ihr damals das Wort ab.
Obwohl die Autorin klare Worte für die zwischengeschlechtlichen Kümmernisse im Dorf findet, ist das Buch keine Klageschrift - eher teilnehmende Beobachtung. Kühl, protokollarisch, realistisch. Ob es sich um den versoffenen Wirt handelt, der sein Lokal beim Kartenspiel verliert, oder um den lebensunfähigen Bruder, der stumm in die Welt starrt. Und dann gibt es noch den "Städter", einen Mittvierziger, der, von einem Herzinfarkt genesen, Erholung auf dem Land sucht und dort ganz anders als die Erzählerin tatsächlich ein Idyll findet. Er könnte für die Erzählerin, diese Julia Noch, deren Name Programm ist, eine Umwertung aller Werte bedeuten.
Birnbacher erzählt in dem kleinen, genauen Roman von den patriarchalen Strukturen zwischen Tradition und Borniertheit, die Generationen auf schicksalhafte Weise miteinander verstricken. Aber sie lässt auch ein Türchen in die Freiheit auf. KATHARINA TEUTSCH
Birgit Birnbacher: "Wovon wir leben". Roman.
Zsolnay Verlag, Wien 2023. 192 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Von kleinen Fehlern, die sich bisweilen zu ganz großen ausweiten, ist Birgit Birnbacher plastisch-aufregender Roman über die Zwänge von Dorf und Familie durchzogen, stellt Rezensentin Judith von Sternburg beeindruckt fest. In der Geschichte von Krankenschwester Julia, die beinahe eine Patientin getötet und deswegen erstmal zurück in ihr Herkunftsdorf geflüchtet ist, liest sie einen "Witz der Verzweiflung", der darin besteht, dass der Vater verantwortlich ist für die Behinderung seines Sohnes und nicht darüber spricht, darin, dass sich die rigiden Denkweisen der Dorfbewohner, ihr latenter Alkoholismus nie ändern werden, darin, dass die Arbeitswelt sich für die Protagonistin anfühlt wie ein schlechter Scherz. Für Sternburg ein spannendes Geflecht aus verschiedenen Lebensentwürfen und Was-Wäre-Wenns, das sie nachdrücklich-nachdenklich zurücklässt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2023Sinn und
Sinnlosigkeit
Birgit Birnbachers Arbeits-Roman „Wovon wir leben“
Es gibt in Birgit Birnbachers Roman „Wovon wir leben“ eine Szene, in der die Ich-Erzählerin ihren pflegebedürftigen Bruder wäscht: Sie bereitet eine Lauge mit der Handseife des Vaters zu, fährt mit einem Waschlappen behutsam über das Gesicht ihres Bruders, reinigt den ganzen Körper, jede Stelle wird wie in einem meditativen Körperscan genannt, Hände, Finger und Nagelbette. Die Intimität dieser Szene entsteht dadurch, dass Birnbacher zurückhaltend und beinahe protokollarisch dokumentiert, wie eine Pflegesituation gelingen kann: Durch die respektvolle Berührung eines anderen Körpers, durch die Berücksichtigung eines jeden Nagelbetts.
Was sich in dieser Szene an Fürsorge zeigt, ist das, was überall sonst fehlt, vor allem in der entfremdeten Arbeitswelt, die auch Thema des Buches ist. Die Erzählerin arbeitet als Krankenschwester, leidet in der Romangegenwart aber an erschöpfungsbedingter Atemnot und zieht zurück zu ihren Eltern aufs Dorf.
Birnbacher begleitet ihre Erzählerin Julia einen Sommer lang bei dem Versuch, sich davon zu erholen, dass sie in einer Welt aufgelaufen ist, in der schon lange kein Hahn mehr nach dieser Art von ernsthafter Hinwendung kräht und die Menschen als bloße Inhaber von Arbeitskraft behandelt. Unter „Hinweise“ gibt Birnbacher am Ende des Buches an, in welcher Tradition sie sich selbst dabei einordnet. Mit der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ von Marie Jahoda und Paul Lazarsfeld aus dem Jahr 1933 nennt sie hier eines der Pionierwerke der empirischen Sozialforschung, das sich dem Elend österreichischer Industriearbeiter widmet.
Die grundstürzenden Veränderungen von Industrie und Arbeit durch globale Verflechtung, Digitalisierung, Schwächung gewerkschaftlicher Organisation oder veränderter Lebens- und Wohnsituationen in der Arbeiterschaft seitdem spielen bei Birnbacher keine Rolle, ihre Sache ist die der exemplarischen Biografie. Im Dorf lernt Julia „den Städter“ kennen. Er kann nach einem leichten Herzinfarkt ebenfalls keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, aber lässt sich die Laune davon nicht verderben.
Er hat für ein Jahr ein bedingungsloses Grundeinkommen gewonnen, das ihn zu Sentenzen über Arbeit inspiriert, die auf Julia provokativ wirken müssen: „Dass Arbeit den Menschen ‚den Menschen als Ganzes ansprechen‘, ‚zum Klingen bringen‘ müsse, hat er gesagt, und ich habe geschwiegen, nicht, um mich zu enthalten, sondern weil es still war in mir. Krankenschwester war ich immer als Ganzes. Arbeitslos bin ich nur am Papier.“
Birnbacher schreitet in ihrem Roman eine ganze Reihe von Arbeitsformen und -bereichen ab, die unter Stichworten wie Sorgearbeit, Beziehungsarbeit, Niedriglohnsektor und Pflege insbesondere seit Beginn der Coronapandemie in der Diskussion sind. Modelliert wird dabei vor allem der Anteil, den Frauen dabei haben, unter ständiger Überschreitung der Grenzen ihrer Kräfte Familien und Pflegesysteme aufrechtzuerhalten. Davon leben wir, postuliert Birnbachers Roman. An seinem Ende findet das kurze Freiheitsstreben von Julias Mutter ein Ende, als ihr Vater zum Pflegefall wird und keine andere als seine eigene Ehefrau als Pflegende akzeptiert.
Birnbacher führt das Elend einer nicht „am Menschen“ orientierten Pflege auf zu viel Papierkram zurück. Der riesige Bereich von Büroarbeit, von dem doch auch so viele leben, spielt im Roman keine Rolle, vielleicht weil er sich für die Problematisierungen von Arbeit, um die es hier geht, nicht so gut eignet. Die Entfremdung in Arbeitswelt und sozialen Beziehungen sowie die dörfliche Borniertheit, die Birnbacher zeigt, ist in der Gegenwart ebenso anzutreffen wie schon 1933.
Das eigentliche Thema aber, das Birnbacher behandelt, ist der Verlust von Sinn, der sich durch den Verlust von Arbeit lediglich manifestiert. Dass Birnbacher auf diese Dimension zielt, zeigt sich an aus dem asketischen Stil des Textes herausragenden Formulierungen wie dem Wunsch der Erzählerin nach der „Hinwendung zur Kreatur“, aber auch in der nicht eben sparsam verwendeten Tiersymbolik. Ihr Aufenthalt im Elternhaus wird durch die Sorge um eine von Nachbarn gehaltene Ziege begleitet, deren scheinbar grundloses Schreien durch die Hinwendung von Julia ein Ende findet. Weiterhin durchdringt den trostlosen Ort ein Gestank, der nach einer Weile auf den verwesenden Kadaver einer Kuh zurückgeführt werden kann: Dieser wird in Plastiksäcke verpackt und von der Kadaververwertung abgeholt. Auch eine Arbeit, die jemand machen muss.
Denkt mal drüber nach!, scheint der Roman seinem Publikum an diesen Stellen zuzurufen um sicherzustellen, dass es nicht die Entschlüsselung eines dritten Tiersymbols verpasst: Der südafrikanische Maskenweber, ein Vogel, dessen beständiger und größtenteils funktionsloser Nestbau nicht restlos erklärt werden kann, taucht schon auf den ersten Seiten des Romans auf, „als Symbol für Arbeit von Tieren ohne Zusammenhang“, wie die Hinweise am Ende aufklären.
Ebenso wie diese Tiere fest eingespannt sind in ihre Funktion als Symbole für bestimmte Aspekte des Romanthemas sowie für seine Bedeutungsschwere, haben auch alle Figuren hier zunächst ihre Rolle zu spielen. Sie können wenig anderes werden als prototypische Vertreter ihrer Klasse und den dazu passenden Berufen: Wirt, Architektin oder Grafikerin. Birnbachers knappe Skizzen sind prägnant an der Grenze zur Karikatur, von der sie jedoch immer Sicherheitsabstand zu wahren weiß. Sie hält fest zu jeder Einzelnen ihrer Figuren und denunziert auch die unangenehmsten niemals. Es wäre nur so schön zu sehen, wie sie sich verhalten würden, müssten sie nicht vor allem die Erkenntnisse einer älteren empirischen Sozialforschung ausagieren, aufbereitet für den Gemeinschaftskundeunterricht.
HANNA ENGELMEIER
Wir leben davon, dass Frauen
Pflegesysteme und Familien
am Laufen halten
Birgit Birnbacher: Wovon wir leben. Roman.
Zsolnay, Wien 2023.
192 Seiten, 24 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Sinnlosigkeit
Birgit Birnbachers Arbeits-Roman „Wovon wir leben“
Es gibt in Birgit Birnbachers Roman „Wovon wir leben“ eine Szene, in der die Ich-Erzählerin ihren pflegebedürftigen Bruder wäscht: Sie bereitet eine Lauge mit der Handseife des Vaters zu, fährt mit einem Waschlappen behutsam über das Gesicht ihres Bruders, reinigt den ganzen Körper, jede Stelle wird wie in einem meditativen Körperscan genannt, Hände, Finger und Nagelbette. Die Intimität dieser Szene entsteht dadurch, dass Birnbacher zurückhaltend und beinahe protokollarisch dokumentiert, wie eine Pflegesituation gelingen kann: Durch die respektvolle Berührung eines anderen Körpers, durch die Berücksichtigung eines jeden Nagelbetts.
Was sich in dieser Szene an Fürsorge zeigt, ist das, was überall sonst fehlt, vor allem in der entfremdeten Arbeitswelt, die auch Thema des Buches ist. Die Erzählerin arbeitet als Krankenschwester, leidet in der Romangegenwart aber an erschöpfungsbedingter Atemnot und zieht zurück zu ihren Eltern aufs Dorf.
Birnbacher begleitet ihre Erzählerin Julia einen Sommer lang bei dem Versuch, sich davon zu erholen, dass sie in einer Welt aufgelaufen ist, in der schon lange kein Hahn mehr nach dieser Art von ernsthafter Hinwendung kräht und die Menschen als bloße Inhaber von Arbeitskraft behandelt. Unter „Hinweise“ gibt Birnbacher am Ende des Buches an, in welcher Tradition sie sich selbst dabei einordnet. Mit der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ von Marie Jahoda und Paul Lazarsfeld aus dem Jahr 1933 nennt sie hier eines der Pionierwerke der empirischen Sozialforschung, das sich dem Elend österreichischer Industriearbeiter widmet.
Die grundstürzenden Veränderungen von Industrie und Arbeit durch globale Verflechtung, Digitalisierung, Schwächung gewerkschaftlicher Organisation oder veränderter Lebens- und Wohnsituationen in der Arbeiterschaft seitdem spielen bei Birnbacher keine Rolle, ihre Sache ist die der exemplarischen Biografie. Im Dorf lernt Julia „den Städter“ kennen. Er kann nach einem leichten Herzinfarkt ebenfalls keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, aber lässt sich die Laune davon nicht verderben.
Er hat für ein Jahr ein bedingungsloses Grundeinkommen gewonnen, das ihn zu Sentenzen über Arbeit inspiriert, die auf Julia provokativ wirken müssen: „Dass Arbeit den Menschen ‚den Menschen als Ganzes ansprechen‘, ‚zum Klingen bringen‘ müsse, hat er gesagt, und ich habe geschwiegen, nicht, um mich zu enthalten, sondern weil es still war in mir. Krankenschwester war ich immer als Ganzes. Arbeitslos bin ich nur am Papier.“
Birnbacher schreitet in ihrem Roman eine ganze Reihe von Arbeitsformen und -bereichen ab, die unter Stichworten wie Sorgearbeit, Beziehungsarbeit, Niedriglohnsektor und Pflege insbesondere seit Beginn der Coronapandemie in der Diskussion sind. Modelliert wird dabei vor allem der Anteil, den Frauen dabei haben, unter ständiger Überschreitung der Grenzen ihrer Kräfte Familien und Pflegesysteme aufrechtzuerhalten. Davon leben wir, postuliert Birnbachers Roman. An seinem Ende findet das kurze Freiheitsstreben von Julias Mutter ein Ende, als ihr Vater zum Pflegefall wird und keine andere als seine eigene Ehefrau als Pflegende akzeptiert.
Birnbacher führt das Elend einer nicht „am Menschen“ orientierten Pflege auf zu viel Papierkram zurück. Der riesige Bereich von Büroarbeit, von dem doch auch so viele leben, spielt im Roman keine Rolle, vielleicht weil er sich für die Problematisierungen von Arbeit, um die es hier geht, nicht so gut eignet. Die Entfremdung in Arbeitswelt und sozialen Beziehungen sowie die dörfliche Borniertheit, die Birnbacher zeigt, ist in der Gegenwart ebenso anzutreffen wie schon 1933.
Das eigentliche Thema aber, das Birnbacher behandelt, ist der Verlust von Sinn, der sich durch den Verlust von Arbeit lediglich manifestiert. Dass Birnbacher auf diese Dimension zielt, zeigt sich an aus dem asketischen Stil des Textes herausragenden Formulierungen wie dem Wunsch der Erzählerin nach der „Hinwendung zur Kreatur“, aber auch in der nicht eben sparsam verwendeten Tiersymbolik. Ihr Aufenthalt im Elternhaus wird durch die Sorge um eine von Nachbarn gehaltene Ziege begleitet, deren scheinbar grundloses Schreien durch die Hinwendung von Julia ein Ende findet. Weiterhin durchdringt den trostlosen Ort ein Gestank, der nach einer Weile auf den verwesenden Kadaver einer Kuh zurückgeführt werden kann: Dieser wird in Plastiksäcke verpackt und von der Kadaververwertung abgeholt. Auch eine Arbeit, die jemand machen muss.
Denkt mal drüber nach!, scheint der Roman seinem Publikum an diesen Stellen zuzurufen um sicherzustellen, dass es nicht die Entschlüsselung eines dritten Tiersymbols verpasst: Der südafrikanische Maskenweber, ein Vogel, dessen beständiger und größtenteils funktionsloser Nestbau nicht restlos erklärt werden kann, taucht schon auf den ersten Seiten des Romans auf, „als Symbol für Arbeit von Tieren ohne Zusammenhang“, wie die Hinweise am Ende aufklären.
Ebenso wie diese Tiere fest eingespannt sind in ihre Funktion als Symbole für bestimmte Aspekte des Romanthemas sowie für seine Bedeutungsschwere, haben auch alle Figuren hier zunächst ihre Rolle zu spielen. Sie können wenig anderes werden als prototypische Vertreter ihrer Klasse und den dazu passenden Berufen: Wirt, Architektin oder Grafikerin. Birnbachers knappe Skizzen sind prägnant an der Grenze zur Karikatur, von der sie jedoch immer Sicherheitsabstand zu wahren weiß. Sie hält fest zu jeder Einzelnen ihrer Figuren und denunziert auch die unangenehmsten niemals. Es wäre nur so schön zu sehen, wie sie sich verhalten würden, müssten sie nicht vor allem die Erkenntnisse einer älteren empirischen Sozialforschung ausagieren, aufbereitet für den Gemeinschaftskundeunterricht.
HANNA ENGELMEIER
Wir leben davon, dass Frauen
Pflegesysteme und Familien
am Laufen halten
Birgit Birnbacher: Wovon wir leben. Roman.
Zsolnay, Wien 2023.
192 Seiten, 24 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
"Birnbacher erzählt dezent und zugleich glasklar, durchscheinend und subtil. In einer die Stimmungen des Augenblicks und die Gestimmtheiten der Figuren exakt aufnehmenden Sprache, die nichts Denunziatorisches hat und auch nichts Aufgebrachtes." Christoph Schröder
"Einer der präzisesten und intensivsten Romane dieses Bücherjahres. Die Sprache ist von einer Lakonie, in der ein Feuer lodert." Peer Teuwsen, NZZ am Sonntag, 25.06.23
"Ein unvergessliches Buch!" Nicola Steiner, SRF Literaturclub, 23.05.23
"Da sind Sätze drin, bei denen man einfach nur jubeln möchte." Martin Ebel, SRF Literaturclub, 23.05.23
"Diskret und bezaubernd!" Daniela Strigl, SRF Literaturclub, 23.05.23
"Auch in ihrem jüngsten Roman verhandelt Birnbacher das Aufregendste und Herausforderndste, was es gibt - das ganz normale Leben. Sie verstoffwechselt dieses Leben in seiner ganzen schnöden Alltäglichkeit in inspirierende, konzentrierte und zum Weiterreflektieren anregende Literatur." Günter Kaindlstorfer, BR Diwan, 07.05.23
"Wer dieses Buch gelesen hat, wird es nicht mehr vergessen!" Beate Tröger, WDR3 Gutenbergs Welt, 15.04.23
"Eine Autorin, die einen so genauen sozialen Blick hat ... Ihr schmaler Roman vibriert deswegen, weil so viel zwischen den Zeilen steht, weil er so viel erzählt und versteht ... unheimlich leicht erzählt." Insa Wilke, WDR3 Gutenbergs Welt, 15.04.23
"Italienisch hell und fein orchestriert!" Denis Scheck, WDR 3 Mosaik, 03.04.23
"Dank Birnbachers genauem Blick und trockenem Humor erwächst aus diesem Kaff eine ganze Welt. 'Wovon wir leben' ist auch eine Reflexion gegenwärtiger Arbeitswelten, analytisch scharf und aus dem Leben gegriffen." Martina Läubli, NZZ Bücher am Sonntag, 26.03.23
"Ein wunderbares Buch." Myriam Schellbach, HR2 Kultur, 19.03.23
"Ein wunderbarer Roman." Sophia Zessnik, taz, 18.03.23
"Eine tolle Sprache! (...) Es macht wirklich Spaß dieses Buch zu lesen." Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur, 09.03.23
"Ein wunderbarer Roman über das Auseinanderfallen und sich selbst neu zusammensetzen." Sally-Charell Delin, SR2 Kultur, 07.03.23
"Birnbachers grossartig kleiner Roman, hört auch noch zu, wenn gar nichts mehr gesagt wird." Paul Jandl, NZZ, 07.03.23
"Von einer Größe, die man einer Ich-Erzählerin kaum zutrauen möchte. (...) Schlicht hinreißend!" Gregor Dotzauer, SWR Bestenliste Diskussion, 05.03.23
"Starke Bilder!" Nicola Steiner, SWR Bestenliste Diskussion, 05.03.23
"Ein diagnostischer Blick mit großem literarischen Geschick." SWR-Bestenliste, Platz 2 März 2023
"Sorgfältig und mit großer Präzision - aber auch einer wohltuenden Portion Realismus - erzählt Birnbachers sympathischer Roman von Menschen, die sich selbst im Weg stehen und die trotzdem versuchen, aus den sprichwörtlichen Zitronen des Lebens Limonade zu machen." Oliver Pfohlmann, WDR 3 Lesestoff, 06.03.23
"Herausragende dichte Sprache" Nadine Kreuzahler, rbb Kultur, 03.03.23
"Eine wunderbare Leseerfahrung!" Karin Buttenhauser, ORF, 26.02.23
"Ein zart-lyrischer Roman, den man nicht aus der Hand legen mag." Ariane Heimbach, Brigitte Woman, März 23
"Birgit Birnbachers Art, die Welt zu erzählen, hallt lang nach. (...) Birnbacher beschreibt in einer ganz wunderbaren Sprache, wie viel zwischen Menschen stehen kann. (...) 'Wovon wir leben' macht mit seinen Sätzen die Welt weiter." Doris Kraus, Die Presse am Sonntag, 26.02.23
"'Wovon wir leben' verhandelt enorm viele gesellschaftliche Brennpunkte auf wenigen Seiten. Birnbacher schreibt beeindruckend feinfühlig und zeichnet unkitschige und treffsichere Bilder von dem, was ist. Erfrischend realistisch." Hanna Ronzheimer, Ö1 ex libris, 26.02.23
"Gut ausgedacht, karg, nüchtern geschrieben, und doch schwingt immer auch ein bisschen Poesie und unerwartete Helligkeit mit." Christine Westermann, WDR5 Bücher, 25.02.23
"Womit Birnbacher in ihrem neuen Roman erneut trifft und ihre Stellung in der Gegenwartsliteratur untermauert, ist die Klarheit der Erzählung, die Ökonomie der Beobachtung - und das Zusammenziehen von Beobachtung, Erzählung und Kommentar, oftmals auf der Satzebene. (...) Der Text ist mitunter so schonungslos, wie die Leute, die er beschreibt. (...) Nie erhebt sich die Erzählerin über die anderen." Gerald Heidegger, ORF, 24.02.23
"Literarisch und sprachlich fein gearbeitet. Sehr überzeugend!" Nicola Steiner, SRF, 24.02.23
"Eine exzellente Beobachterin zwischenmenschlicher Details. (...) Die Leerstellen dazwischen darf man selbst ausfüllen, auch ein Grund für die Faszination und den langen Nachhall dieses kurzen Romans." Judith Hoffmann, Ö1, 23.02.23
"Ein sprachlich herausragender Roman. (...) Ein herausragendes Beispiel für eine Gegenwartsliteratur, die sich nicht nur auf ihr Thema verlässt, sondern vor allem sprachlich überzeugt. (...) Diesen Text sollte man jedenfalls mit einem Stift in der Hand lesen. Es gibt so viel zu unterstreichen. Formulierungen, die man nicht vergessen möchte." Carsten Otte, Zeit online, 22.02.23
"Hier sitzt jeder Satz, hier passen die Bilder lotrecht zusammen. Wer billig kauft, zahlt zweimal, sagt man. Deshalb lieber gleich zu Birnbacher gehen. Die poetische Rendite übersteigt den Ladenpreis um ein Vielfaches." Jan Drees, Deutschlandfunk Büchermarkt, 22.02.23
"Obwohl die Autorin klare Worte für die zwischengeschlechtlichen Kümmernisse im Dorf findet, ist das Buch keine Klageschrift - eher teilnehmende Beobachtung. Kühl, protokollarisch, realistisch." Katharina Teutsch, FAZ, 18.02.23
"Ein Glücksfall von einem Buch. (...) Dieser künstlerische Akt wirkt bei Birnbacher nie gekünstelt, die Empathie ist unpathetisch, das soziale Anliegen nicht moralisierend. (...) Dieser fantastische Roman riecht nach Leben." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 18.02.23
"Ein kluger Roman!" Alice Pfitzner, ORF, 16.02.23
"Roman der Stunde (...) Schlicht, aber keineswegs ostentativ auf coole Lakonie getrimmt.(...) Immer wieder funkeln hier anmutig rhythmisierte und pfiffige Sätze." Klaus Nüchtern, Falter, 15.02.23
"Birnbacher schafft es, auf 192 Seiten eine komplexe Geschichte von Arbeitslebenswelten und Arbeitslosigkeit zu erzählen und dabei sehr genau ein Bild unserer Gesellschaft zu zeichnen." Judith Hoffmann, Ö1, 02.01.23
"Einer der präzisesten und intensivsten Romane dieses Bücherjahres. Die Sprache ist von einer Lakonie, in der ein Feuer lodert." Peer Teuwsen, NZZ am Sonntag, 25.06.23
"Ein unvergessliches Buch!" Nicola Steiner, SRF Literaturclub, 23.05.23
"Da sind Sätze drin, bei denen man einfach nur jubeln möchte." Martin Ebel, SRF Literaturclub, 23.05.23
"Diskret und bezaubernd!" Daniela Strigl, SRF Literaturclub, 23.05.23
"Auch in ihrem jüngsten Roman verhandelt Birnbacher das Aufregendste und Herausforderndste, was es gibt - das ganz normale Leben. Sie verstoffwechselt dieses Leben in seiner ganzen schnöden Alltäglichkeit in inspirierende, konzentrierte und zum Weiterreflektieren anregende Literatur." Günter Kaindlstorfer, BR Diwan, 07.05.23
"Wer dieses Buch gelesen hat, wird es nicht mehr vergessen!" Beate Tröger, WDR3 Gutenbergs Welt, 15.04.23
"Eine Autorin, die einen so genauen sozialen Blick hat ... Ihr schmaler Roman vibriert deswegen, weil so viel zwischen den Zeilen steht, weil er so viel erzählt und versteht ... unheimlich leicht erzählt." Insa Wilke, WDR3 Gutenbergs Welt, 15.04.23
"Italienisch hell und fein orchestriert!" Denis Scheck, WDR 3 Mosaik, 03.04.23
"Dank Birnbachers genauem Blick und trockenem Humor erwächst aus diesem Kaff eine ganze Welt. 'Wovon wir leben' ist auch eine Reflexion gegenwärtiger Arbeitswelten, analytisch scharf und aus dem Leben gegriffen." Martina Läubli, NZZ Bücher am Sonntag, 26.03.23
"Ein wunderbares Buch." Myriam Schellbach, HR2 Kultur, 19.03.23
"Ein wunderbarer Roman." Sophia Zessnik, taz, 18.03.23
"Eine tolle Sprache! (...) Es macht wirklich Spaß dieses Buch zu lesen." Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur, 09.03.23
"Ein wunderbarer Roman über das Auseinanderfallen und sich selbst neu zusammensetzen." Sally-Charell Delin, SR2 Kultur, 07.03.23
"Birnbachers grossartig kleiner Roman, hört auch noch zu, wenn gar nichts mehr gesagt wird." Paul Jandl, NZZ, 07.03.23
"Von einer Größe, die man einer Ich-Erzählerin kaum zutrauen möchte. (...) Schlicht hinreißend!" Gregor Dotzauer, SWR Bestenliste Diskussion, 05.03.23
"Starke Bilder!" Nicola Steiner, SWR Bestenliste Diskussion, 05.03.23
"Ein diagnostischer Blick mit großem literarischen Geschick." SWR-Bestenliste, Platz 2 März 2023
"Sorgfältig und mit großer Präzision - aber auch einer wohltuenden Portion Realismus - erzählt Birnbachers sympathischer Roman von Menschen, die sich selbst im Weg stehen und die trotzdem versuchen, aus den sprichwörtlichen Zitronen des Lebens Limonade zu machen." Oliver Pfohlmann, WDR 3 Lesestoff, 06.03.23
"Herausragende dichte Sprache" Nadine Kreuzahler, rbb Kultur, 03.03.23
"Eine wunderbare Leseerfahrung!" Karin Buttenhauser, ORF, 26.02.23
"Ein zart-lyrischer Roman, den man nicht aus der Hand legen mag." Ariane Heimbach, Brigitte Woman, März 23
"Birgit Birnbachers Art, die Welt zu erzählen, hallt lang nach. (...) Birnbacher beschreibt in einer ganz wunderbaren Sprache, wie viel zwischen Menschen stehen kann. (...) 'Wovon wir leben' macht mit seinen Sätzen die Welt weiter." Doris Kraus, Die Presse am Sonntag, 26.02.23
"'Wovon wir leben' verhandelt enorm viele gesellschaftliche Brennpunkte auf wenigen Seiten. Birnbacher schreibt beeindruckend feinfühlig und zeichnet unkitschige und treffsichere Bilder von dem, was ist. Erfrischend realistisch." Hanna Ronzheimer, Ö1 ex libris, 26.02.23
"Gut ausgedacht, karg, nüchtern geschrieben, und doch schwingt immer auch ein bisschen Poesie und unerwartete Helligkeit mit." Christine Westermann, WDR5 Bücher, 25.02.23
"Womit Birnbacher in ihrem neuen Roman erneut trifft und ihre Stellung in der Gegenwartsliteratur untermauert, ist die Klarheit der Erzählung, die Ökonomie der Beobachtung - und das Zusammenziehen von Beobachtung, Erzählung und Kommentar, oftmals auf der Satzebene. (...) Der Text ist mitunter so schonungslos, wie die Leute, die er beschreibt. (...) Nie erhebt sich die Erzählerin über die anderen." Gerald Heidegger, ORF, 24.02.23
"Literarisch und sprachlich fein gearbeitet. Sehr überzeugend!" Nicola Steiner, SRF, 24.02.23
"Eine exzellente Beobachterin zwischenmenschlicher Details. (...) Die Leerstellen dazwischen darf man selbst ausfüllen, auch ein Grund für die Faszination und den langen Nachhall dieses kurzen Romans." Judith Hoffmann, Ö1, 23.02.23
"Ein sprachlich herausragender Roman. (...) Ein herausragendes Beispiel für eine Gegenwartsliteratur, die sich nicht nur auf ihr Thema verlässt, sondern vor allem sprachlich überzeugt. (...) Diesen Text sollte man jedenfalls mit einem Stift in der Hand lesen. Es gibt so viel zu unterstreichen. Formulierungen, die man nicht vergessen möchte." Carsten Otte, Zeit online, 22.02.23
"Hier sitzt jeder Satz, hier passen die Bilder lotrecht zusammen. Wer billig kauft, zahlt zweimal, sagt man. Deshalb lieber gleich zu Birnbacher gehen. Die poetische Rendite übersteigt den Ladenpreis um ein Vielfaches." Jan Drees, Deutschlandfunk Büchermarkt, 22.02.23
"Obwohl die Autorin klare Worte für die zwischengeschlechtlichen Kümmernisse im Dorf findet, ist das Buch keine Klageschrift - eher teilnehmende Beobachtung. Kühl, protokollarisch, realistisch." Katharina Teutsch, FAZ, 18.02.23
"Ein Glücksfall von einem Buch. (...) Dieser künstlerische Akt wirkt bei Birnbacher nie gekünstelt, die Empathie ist unpathetisch, das soziale Anliegen nicht moralisierend. (...) Dieser fantastische Roman riecht nach Leben." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 18.02.23
"Ein kluger Roman!" Alice Pfitzner, ORF, 16.02.23
"Roman der Stunde (...) Schlicht, aber keineswegs ostentativ auf coole Lakonie getrimmt.(...) Immer wieder funkeln hier anmutig rhythmisierte und pfiffige Sätze." Klaus Nüchtern, Falter, 15.02.23
"Birnbacher schafft es, auf 192 Seiten eine komplexe Geschichte von Arbeitslebenswelten und Arbeitslosigkeit zu erzählen und dabei sehr genau ein Bild unserer Gesellschaft zu zeichnen." Judith Hoffmann, Ö1, 02.01.23