Moderator und Journalist Tim Niedernolte hat sein erstes Buch veröffentlicht.
Er zeigt in seinem Ratgeber auf, wie man mit Wertschätzung den Mitmenschen gegenüber den leider vielen negativen Trends im Alltag etwas Positives entgegensetzen kann. Zumindest hatte ich das nach Lektüre des
Klappentextes und der Leseprobe erwartet.
Doch meine Erwartung wurde leider nur zum Teil erfüllt: Vorwort und…mehrModerator und Journalist Tim Niedernolte hat sein erstes Buch veröffentlicht.
Er zeigt in seinem Ratgeber auf, wie man mit Wertschätzung den Mitmenschen gegenüber den leider vielen negativen Trends im Alltag etwas Positives entgegensetzen kann. Zumindest hatte ich das nach Lektüre des Klappentextes und der Leseprobe erwartet.
Doch meine Erwartung wurde leider nur zum Teil erfüllt: Vorwort und Einleitung sind eine tolle Einstimmung aufs Thema, und Niedernolte kann mit Worten umgehen, keine Frage.
Es gibt Alltagstipps, wie wir mit kleinen Aufmerksamkeiten großes bewirken können. Etwa indem wir Kollegen, oder gerne auch mal dem Chef, ein ebenso ernst gemeintes wie unerwartetes Kompliment machen. Wenn wir im Wartebereich einer Behörde zwei Nummern ziehen und sobald wir aufgerufen werden die zweite Nummer weiter verschenken. Oder indem wir uns täglich zehn Minuten Zeit nehmen, um all der Dinge, Umstände und Menschen dankbar zu gedenken, die unser Leben schön machen.
Aber leider verlor sich dieser positive Grundgedanke teilweise in Allgemeinplätzen. Ja, ich bin auch der Meinung, dass wir in unserer Gesellschaft weder alten Menschen noch denjenigen die sie pflegen ausreichend Anerkennung zukommen lassen. Aber die Missstände in der Pflege anzuprangern, das ist mir hier einfach zu billig, das wurde schon tausendfach beschrieben. Was wir brauchen sind Lösungen, oder zumindest Lösungsansätze, und die habe ich in vielerlei Hinsicht vermisst. Was soll ich tun, damit Altenpfleger besser bezahlt werden, und was ist nötig, damit die Pflege nicht zuallererst rentabel sein muss, sondern auch hier wieder mehr Menschlichkeit einzieht?
Desweiteren beschreibt Niedernolte etwa eine Werbeagentur, die besondere Wertschätzung ihren Mitarbeitern gegenüber zeigt. Etwa indem der Chef nach 10 Jahren Betriebszugehörigkeit einen Monat bezahlten Urlaub gewährt. Aber mal ehrlich: Bringt mich das im Alltag weiter? Nein.
Gut hingegen fand ich die Kritik an den Sozialen Medien, den Aufruf, dem ganzen Hass und der Häme auf Facebook & co. etwas Positives entgegen zu setzen. Auch dem Kapitel mit Christian Rach konnte ich etwas Gutes abgewinnen, schön zu sehen, wie Teambildung auch über Kulturgrenzen hinweg funktionieren kann.
Aber mit dem Ende kam ich gar nicht klar: Tolle Bar da im Berliner Ritz-Carlton, wirklich kreative Idee, Cocktails nach den bevorzugten Düften der Gäste zu mischen. Und ja, natürlich ist es schön, dass der Autor sich bei seinen vier "Mitwertschätzern" bedankt. Aber muss ich dies in aller Detailverliebtheit lesen? Nein. Genauso wenig wie zehn Seiten Dank am Ende des Buches. Sorry, aber das ist mir einfach zu viel. Ich kam mir beim Lesen ein wenig vor wie bei der Fernsehübertragung der Oscar-Verleihung, wenn die Preisträger auf der Bühne minutenlang danken ("dem Regisseur, dem Beleuchter, dem Kabelträger und ... und ... und ... und meinen Eltern"). Natürlich ist das für die Betreffenden wertschätzend, aber für mich ehrlich gesagt irgendwann nur noch langweilig.
Ich bleibe also nach dieser Lektüre mit unerwartet gemischten Gefühlen zurück. Den Einstieg fand ich wirklich klasse, es gibt ein paar gute Anregungen, wie man den eigenen Alltag ohne viel Aufwand so gestalten kann, dass man den Mitmenschen wertschätzender begegnet. Aber im Verlauf des Buchs habe ich mich immer öfter gefragt, was ich konkret aus dem Text ziehen kann, und es war leider weniger als erwartet. Schade.