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Niemand Geringeren als Charlotte Brontë hat die Schweizer Autorin Anne Cuneo bemüht, um ihren Roman einzuleiten. Es sei zwecklos, heißt es in dem Zitat aus "Jane Eyre", den Leuten sagen zu wollen, sie sollten sich mit einem ruhigen Leben zufriedengeben. Das soll wohl auch für Zaïda gelten, die Protagonistin des gleichnamigen neuen Romans. Darin versucht Anne Cuneo, die Erinnerungen einer Frau aufzuschreiben, die in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts als adeliges englisches Mädchen geboren wird, sich aber in den Kopf setzt, Ärztin zu werden. Man sollte meinen, dies seien beste Voraussetzungen für einen Roman über eine Frau, die mehr vom Leben will, als ihr die Umgebung zugestehen möchte. Und Anne Cuneo verfasst auch mehr als fünfhundert Seiten, dennoch gelingt es ihr nicht, ihrer Erzählerin Zaïda irgendeine Form von Tiefgang in die Feder zu legen. Sie lässt Zaïda von ihrer missgünstigen Mutter und ihrem großzügigen Vater erzählen. Sie berichtet von ihren drei Ehemännern, die ihre Pläne unterstützten und zwischendurch Sätze sagten wie: "Ich habe dich, und du hast mich. Wir sind Liebende, und wir sind jeder dem anderen sein Kind." Sie berichtet davon, wie sie sich als Mann verkleidet, um als Ärztin praktizieren zu können. Das alles ist so vorhersehbar, dass man der Erzählerin nur zustimmen kann, als sie resümiert, sie habe nun drei Monate lang geschrieben: "Ich weiß nicht einmal, was genau, und ich habe weder die Lust noch den Mut dazu, es zu lesen." (Anne Cuneo: "Zaïda". Roman. Aus dem Französischen von Erich Liebi. Bilgerverlag, Zürich 2009. 561 S., geb., 27,- [Euro].) lbo
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