Diese Studie bezieht das ästhetische Paradigma, unter dem die Praktische Theologie zur Wahrnehmungswissenschaft wird, auf die Seelsorgelehre. Im Rückgriff auf Martin Luthers Formel "per mutuum colloquium et consolationem fratrum" wird das poimenische Feld bestimmt und der theologische Rahmen der Untersuchung abgesteckt: Christliche Seelsorge ist zu beschreiben als wechselseitiges Gespräch anwesender Glaubensgeschwister zum Zwecke des Trosts untereinander. Diese Bestimmung holt die Untersuchung im Rekurs auf die Systemtheorie Niklas Luhmanns sowie der Semiotik Umberto Ecos kommunikationstheoretisch ein, indem sie aus einer im weitesten Sinne konstruktivistischen Perspektive Seelsorge als religiös codierte Kommunikation unter Anwesenden beschreibt. In praktischer Hinsicht ist das vieldimensionale Kommunikationsgeschehen der Seelsorge anhand der fundamentalpoimenischen Kategorien Kommunikationsmedium, Zeit, Raum und Leib aufgeordnet. Mit diesem Ansatz bietet die Studie der Poimenik einen einheitlichen Theoriehorizont, der die vieldimensionalen Prozesse des seelsorglichen Kommunikationsgeschehens präzise fasst.
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