Als zwei der wichtigsten Denker des zwanzigsten Jahrhunderts haben Jacques Derrida und Niklas Luhmann erheblich zur westlichen Philosophie, Geistes- und Sozialwissenschaft beigetragen. Ein Vergleich ihrer Ansätze in Bezug auf ihr Verständnis der Begriffe Zeichen und Differenz muss sich mit den Unterschieden und den leicht zu übersehenden Gemeinsamkeiten beider Theorien auseinandersetzen. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob eine der beiden Theorien mehr Wahrheitsgehalt hat als die andere. Es geht nicht um eine qualitative Bewertung, welche der beiden Theorien vermeintlich besser sei und welche Theorie in Zukunft missachtet werden könne. Dazu kreieren sich Luhmann und Derrida zu sehr ihre jeweils eigenen Wahrheiten und gehen von zum Teil recht verschiedenen Prämissen und Weltsichten aus. Ein Vergleich wird dadurch nicht zu einem leichteren Unterfangen; denn nicht alles, was sich formal inhaltlich und paradigmatisch unterscheidet, lässt sich sinnvoll vergleichen. Dies trifft besonders auf zwei so geschlossene Theorieansätze wie die von Luhmann und Derrida zu. Ferner geht es nicht darum, beide Theorien zu einer zu vereinen, was unmöglich ist, da beide Ansätze zu verschieden sind. Es bleiben jedoch einzelne frappierende Parallelen, die einen Vergleich nahe legen und die es gilt, näher zu beleuchten. Deswegen kann das Ziel einer Studie wie der folgenden lediglich sein, die Unterschiede bzw. die Gemeinsamkeiten zwischen Derridas Dekonstruktion und Luhmanns Systemtheorie anzudeuten und gewisse parallele Perspektiven und Standpunkte gegenüberzustellen und zu erörtern. Hier durch soll ein besseres Verständnis für die Logik beider Theorieansätze sowie der Ähnlichkeiten und der vergleichbaren Lösungsversuche erlangt werden.