Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 2, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Hausarbeit möchte ich näher untersuchen wie die zeitliche Repräsentation der Anderen bei Voltaire, Herder und Sahlins aussieht und wie sie jeweils erfolgt. Hintergrund dieses Ansatzes ist für mich dabei, dass in der Ethnologie „die Unterscheidung zwischen dem Eigenen und dem Fremden [also den Anderen] in jeder Epoche und in jeder Kultur immer wieder neu und immer wieder anders getroffen“ wird (Gottowik 1997: 136, Zusatz von C.J.). Zudem mangelt es der Ethnologie dabei häufig „an einem positiven Begriff für die Benennung ihres Gegenstandes“, denn Begriffe wie „Heiden“, „Primitive“, „Naturvölker“ oder „Länder der Dritten Welt“ drücken aus, dass dem Fremden in Bezug auf das Eigene etwas abgesprochen wird (Gottowik 1997: 136- 137). In Bezug auf die Zeitlichkeit der Anderen kommt hier vor allem hinzu, dass in der Geschichte der Ethnologie gewissermaßen eine temporale Grenze konstruiert wurde, durch die eine Ungleichzeitigkeit geschaffen wurde, beziehungsweise eine Gleichzeitigkeit obsolet wurde (Fabian 1983). Zu fragen ob und inwiefern dies nun bei Voltaire, Herder und Sahlins der Fall ist, ist also Ziel dieser Hausarbeit, wobei aber nicht deren jeweilige Theorien an sich kritisiert werden sollen. Hinzu kommt, dass Zeit umgangssprachlich sicherlich häufig als allgemeine Tages- und Lebenseinteilung verstanden wird, also als eine physikalische Größe. Es soll hier aber auch geschaut werden, ob mit Zeit auch andere Konzepte verbunden sind. Hierzu stelle ich im 1. Arbeitsschritt die Zeitlichkeit der Anderen bei Voltaire und Herder vor und darauf selbige von Sahlins. Im 3. Arbeitsschritt konfrontiere ich die 3 Repräsentationen mit zeitgenössischen Kritiken. Abschließend folgt das Fazit. Die Reihenfolge der 3 Theoretiker macht übrigens nicht nur chronologisch Sinn, sondern auch in ihrer jeweiligen Betonung des Relativismus, was sich noch zeigen wird. Weiterhin sei hier noch angemerkt, dass ich den Begriff „Andere“ benutze, da er mir im Gegensatz zu den obengenannten Begriffen wie „Heiden“ etc. am wertneutralsten erscheint und der eher gängige Begriff „indigen“ beziehungsweise „indigene Völker“ auf Voltaires und Herders Lebzeiten nicht zutrifft, da er schließlich auf Minderheiten im angestammten Lebensraum rekurriert. Zudem spricht auch Fabian in seinem Hauptwerk (Fabian 1983) von „Anderen“ („the Other“).