Magisterarbeit aus dem Jahr 1995 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Forschung und Studien, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung und Problemstellung „Students of public opinion and of the media, can, in short, ill afford to ignore the fundamental importance of temporal dynamics“ (Erbring/Goldenberg/Miller 1980, 46). Dieses Zitat bildet den Schlußsatz einer viel zitierten(1) Medienwirkungsstudie und weist auf eine grundlegende Diskrepanz in der Medienwirkungsforschung hin: Obwohl bei Medienwirkungen eine Abhängigkeit der Effekte von der Zeit generell angenommen wird, verfügt die Wirkungsforschung nicht über konkrete ‘Zeit-Theorien’, und empirische Befunde sind in diesem Bereich bislang kaum eruiert wurden. Daß es in der Kommunikationswissenschaft so wenig Ergebnisse zur Zeit-Komponente von Medienwirkungen gibt, liegt vor allem an zwei Gründen: Zeitreihenanalytische Untersuchungen haben höhere Anforderungen an Datenstrukturen und Analysemethoden als Querschnittanalysen.(2) Ein Bereich der Medienwirkungsforschung, in dem der Faktor Zeit eine explizite Rolle spielt, ist der Agenda-Setting-Ansatz. Bei diesem Konzept wird davon ausgegangen, daß die Medien durch ihre Berichterstattung einen Einfuß darauf ausüben, welche Themen die Menschen für wichtig erachten bzw. wahrnehmen. Die Agenda-Setting-Funktion der Medien wird eindeutig als Prozeß gesehen. Die Beeinflussung der Rezipienten durch die Medienberichterstattung erfolgt nicht sofort oder zumindest nicht ausschließlich zeitgleich mit Erscheinen oder Rezeption der Berichterstattung, sondern weist eine zeitliche Struktur auf. Über diese Struktur, über ihre Abhängigkeit von Merkmalen auf der Medien-, Themen- oder Rezipientenseite, ist allerdings noch wenig bekannt. In der vorliegenden Arbeit wird daher der Versuch unternommen, die Dynamik von Agenda-Setting-Effekten zu modellieren. Dadurch soll zum einen das Wissen über die Rolle der Variable Zeit im Wirkungsprozeß vertieft werden. Zum anderen sollen durch die dynamische Modellierung aber auch die Ergebnisse über Abhängigkeiten zwischen den substantiellen Variablen (Medieninhalt und Problemwahrnehmung) validiert werden. Damit ist gemeint, daß bei Zeitreihenverfahren die Behauptung eines kausalen Zusammenhangs zwischen Variablen zumeist besser unterstützt werden kann, als dies bei Vernachlässigung der zeitlichen Ordnung der Variablen möglich ist.(3) [...] ______ 1 In einer Unters. der Zitationen innerhalb der Agenda-Setting-Literatur rangiert diese Studie auf Platz 6 von [...] 2 Vgl. Thome (1992), S. 80. 3 Siehe Erläuterungen im Kapitel 3.3.1 Zur Methode der Zeitreihenanalyse