Maxim Znak, Jg, 1982, prominentes Mitglied der belarussischen Oppositionsbewegung und Anwalt von Maria Kalesnikava, sitzt seit dem 9. September 2020 in einem Minsker Gefängnis. Sein »Zekamerone« (von zek, dem russischen Akronym für Häftling), eine Sammlung von einhundert mini stories, hat er während des ersten Jahres in Haft in ein Notizbuch notiert, das nach draußen gelangte.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
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"Das Untersuchungsgefängnis. Eine Galaxie mit ihren Sternsystemen der verschiedenen Trakte und weiteren Verzweigungen. Jede Zelle ist ein Planet, eine eigene Welt mit eigener Biosphäre, eigenen Gesetzen, Bräuchen und Memes." So beginnt eine der hundert kurzen Geschichten, die Maxim Znak in weißrussischen Gefängnissen geschrieben hat. Im September 2020 war der Anwalt, der für die nach und nach ausgeschaltete Opposition gearbeitet und zuletzt deren Koordinierungsrat angehört hatte, verhaftet worden, ein Jahr später wurde er zu zehn Jahren im Straflager verurteilt.
Das erste Publikum, das sich die Geschichten anhörte, waren die Mitgefangenen, die in diesem "Zekamerone" - "zek" ist ein russisches Wort für Häftling - auch ihre Auftritte haben. Und man glaubt sofort, was Valzhyna Mort in ihrem Nachwort festhält, dass sie zuhörten und lachten: über die in Szene gesetzten Vorschriften, Bräuche, Rituale und Gewohnheiten, die ihr Leben in der Gefängniswelt bestimmen. Denn hier schreibt einer, der sich von dieser Welt, in die er gefallen ist, nicht den offenen Blick austreiben lässt und der überdies so geschickt ist, sie in pointiert formulierten, mild ironisch geprägten, ganz knapp gefassten Texten aufzufächern, die glücklicherweise irgendwie nach draußen gelangen konnten.
Natürlich, diese Autorschaft ist eine besondere, kein Schriftsteller hat sich da in Ruhe hingesetzt, um an seinem Debüt zu feilen, sondern teilte sich mit acht anderen, wechselnden Häftlingen die achtzehn Quadratmeter der "Hütte", wie die Zelle von ihnen genannt wird. Aber festhalten muss man doch, dass hier ein exzellenter Erzähler am Werk ist, um sich von den Verhältnissen, über die der Leser fast beiläufig viel erfährt, nicht unterkriegen zu lassen. HELMUT MAYER
Maxim Znak: "Zekamerone". Geschichten aus dem Gefängnis.
Aus dem Russischen von Henriette Reisner und Volker Weichsel. Mit einem Nachwort von Valzhyna Mort. Suhrkamp Verlag, Berlin 2023. 242 S., br., 20,- Euro.
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