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Als WhatsApp noch Zeppelinpost hieß. München 1931. Carl Dürrnheimer führt ein ereignisloses Leben zwischen Arbeit und seiner vermüllten Wohnung. Eines Tages ändert sich alles. Er bekommt einen ungewöhnlichen Brief aus Brasilien. Von einer Jugendfreundin, die in den Wirren der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg plötzlich nach Südamerika verschwand. Seine erste, unerwiderte Liebe. Das wilde, von allen begehrte Mädchen das Viertels. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Art frühe WhatsApp-Konversation. Ein Briefaustausch von Kontinent zu Kontinent auf dem damals schnellstmöglichen Weg: per Luftschiff >Graf Zeppelin …mehr

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Produktbeschreibung
Als WhatsApp noch Zeppelinpost hieß. München 1931. Carl Dürrnheimer führt ein ereignisloses Leben zwischen Arbeit und seiner vermüllten Wohnung. Eines Tages ändert sich alles. Er bekommt einen ungewöhnlichen Brief aus Brasilien. Von einer Jugendfreundin, die in den Wirren der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg plötzlich nach Südamerika verschwand. Seine erste, unerwiderte Liebe. Das wilde, von allen begehrte Mädchen das Viertels. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Art frühe WhatsApp-Konversation. Ein Briefaustausch von Kontinent zu Kontinent auf dem damals schnellstmöglichen Weg: per Luftschiff >Graf Zeppelin<. In nur drei Tagen von Deutschland nach Brasilien. Carl Dürrnheimer schämt sich für sein trauriges, ödes Dasein und konstruiert sich ein neues, virtuelles Leben, von dem er nach Brasilien schreibt. Aufregend, ereignisreich, voller Freunde aus dem Künstlermillieu. Negroni trinkend und feiernd. Erfolgreich in seinem tollen Job, erfolgreich im Liebesleben. Das genaue Gegenteil seines echten Alltags. Schließlich erfindet er sich eine aufregende Geliebte, mit der er zunächst seine brasilianische Brieffreundin nur neidisch machen will. Aber sein Phantasiekonstrukt Therese gelingt im so gut, dass es zum zentralen Punkt seines Lebens und zu seiner großen Liebe wird. Dürrnheimer weiß, dass die Briefe nach Brasilien die einzige Möglichkeit sind, seine Freundin leben zu lassen ... Ein Roman in Briefen, der sich rasant zu einem überraschenden Kriminalfall entwickelt.

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Autorenporträt
Mit seinem Nicht-Heimatroman "Neubayern" legte Florian Scherzer im Jahr 2017 ein aufsehenerregendes Romandebüt hin, dem die Süddeutschen Zeitung eine ganze Seite und das österreichische Literaturmagazin Volltext sogar drei Seiten widmete. Scherzer ist gelernter Grafiker und arbeitet als Creative Director in der Kommunikationsbranche. Er stammt aus Dachau und lebt heute nach Stationen in Israel, Paris und Hamburg mit seiner Familie in München. Zum Schreiben kam er, als er eines Tages beim Ausmisten den >Roman<, den er mit hochpubertären sechzehn Jahren geschrieben hatte, wiederfand, mit Schamesröte im Gesicht las, sich dachte: "Das kannst du doch eigentlich besser." q.e.d.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.01.2020

Neue Wahrheiten für die alte Au
Florian Scherzer hat einen historischen Hochstaplerroman geschrieben: „Zeppelinpost“ ist im München des frühen 20. Jahrhunderts angesiedelt
München – Carl Dürrnheimer ist von einer grundlegenden Sorge geplagt. Er findet sein Leben langweilig. Niemand, so meint er, könne sich für ihn interessieren oder sich gar in ihn verlieben. Gleichzeitig ist Carl mit einer Gabe gesegnet: einer großen Fantasie. Sein Problem und sein Talent wirken zusammengenommen toxisch. Warum also nicht ein spannenderes Leben erfinden? „Eine gute Wahrheit“, sagt einmal ein Bettler zu Carl, „ist oft wahrer als die Wahrheit. Weil sie eine gefühlte Wahrheit ist“. Der Bettler übrigens ist selbst ein falscher, seine Worte, sie finden jedoch den Richtigen. Carl Dürrnheimer ist die interessant schillernde Figur in Florian Scherzers Roman „Zeppelinpost“ (Hirschkäfer-Verlag), den der Münchner Autor an diesem Samstag im Valentinhaus vorstellt.
Scherzer spielte bereits in seinem 2017 erschienen Debüt „Neubayern“ damit, Vertrautes zu entfremden. Nun lässt er seinen Protagonisten in „Zeppelinpost“ im Verlauf des Romans seine eigene Geschichte konstruieren. Und zwar derart, dass man am Ende des Buches niemandem mehr trauen mag. Weder Carl Dürrnheimer noch Florian Scherzer. Der Figur Florian Scherzer wohlgemerkt, die der Autor in seinem Roman auftauchen lässt. Und zwar so geschickt, dass immer ein bisschen Realität dabei ist, die einen an der Wahrheit verzweifeln lässt. Ein großer Spaß. „Ich mag das gerne, ein bisschen Glatteis“, sagt Scherzer. Und tatsächlich ist dies in „Zeppelinpost“ durchweg zu spüren.
Der Roman ist Anfang des 20. Jahrhunderts in München angesiedelt. Carl zieht mit seinen Eltern vom Land in die Arbeitergegend Au. Das verhätschelte Einzelkind findet keinen Anschluss an die Gruppe der Arbeiterkinder, nicht einmal hänseln wollen sie den dicken Burschen. Und auch die Mädel nehmen ihn nicht wahr, erst recht nicht die schöne Burgl. Ein paar Gespräche gibt es, das war es dann schon. Zwölf Jahre später allerdings – Carl ist mittlerweile ein einsamer Jurist – erreicht ihn ein Brief von Burgl aus Brasilien, versendet mit der Zeppelinpost. Carl möchte vor ihr glänzen, erfindet für die Korrespondenz mit Burgl die Geliebte, bald Verlobte Therese, verstrickt sich immer weiter in diese Geschichte. Irgendwann bringt er seine Therese-Fiktion um – und wird in der Realität als Mörder verhaftet.
Ursprünglich, sagt Scherzer, habe er den Plot für eine Kurzgeschichte entwickelt, die in der Krimi-Anthologie „Mordsmäßig Münchnerisch 2“ (Hirschkäfer-Verlag) erschien. Vergessene Münchner Orte sollen in dem Band zum Schauplatz des Verbrechens werden, im Fall von Scherzer das Valentinhaus in der Zeppelinstraße, in dem ein Großteil der Handlung spielt. Auf Anraten seines Verlegers Martin Arz habe er die Geschichte weiterentwickelt, entstanden ist daraus weniger ein Krimi als ein Hochstaplerroman, der gekonnt Historisches mit Fiktivem überschreibt.
Ein Impuls für sein Buch sei ein Artikel gewesen, sagt der 48-Jährige, der im Hauptberuf als Creative Director in der Kommunikationsbranche arbeitet. In dem Text ging es um soziale Medien wie Tinder und darum, wie stark die Menschen ihre Biografien und ihre Bilder für diese Plattformen frisieren. Da er ein paar Semester Geschichte studiert habe und immer noch historisch interessiert sei, habe er dieses Phänomen einfach zeitlich zurückdatiert, sagt Scherzer. In „Zeppelinpost“ erinnert nun tatsächlich nichts mehr an Tinder. Das München während des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik ist dafür umso plastischer.
Dafür hat Scherzer recherchiert, stöberte etwa in alten Ausgaben der Vossischen Zeitung, gab seinen Figuren Namen von Menschen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in der Au lebten, fuhr ins Zeppelin-Archiv in Friedrichshafen. Und er lauschte seiner Großmutter einiges ab, die aus Obergiesing stammt und das damalige Milieu in der Au erlebt hat.
Es gibt also viel Wahres in Scherzers Geschichte, die vom Erfinden und Verfälschen handelt. Der Autor setzt auf einen leichten, plauderhaften Ton. Sein Ich-Erzähler trumpft vor dem Leser auf, ja, dieser Ich-Erzähler rechnet mit seinem Publikum, das er braucht für seinen großen Zaubertrick, ein Leben aufzuschreiben, zu dem die Lüge gehört – und das vielleicht selbst noch eine größere Lüge ist? Wer weiß das schon.
Für die Präsentation des Romans haben sich Autor und Verlag einen Ort ausgesucht, den es im Buch und in der Realität gibt: das Geburtshaus von Karl Valentin in der Zeppelinstraße 41. Dort wird es dann vielleicht um die Wahrheit gehen, aber auch um die Au, Zeppeline und die Zwanziger- und Dreißigerjahre. Florian Scherzer übrigens arbeitet bereits an einem neuen Roman-Projekt. Es soll, so sagt er, auf Historischem beruhen. Aber komplett an die wahren Geschehnisse will er sich auch diesmal nicht halten.
YVONNE POPPEK
Florian Scherzer: Zeppelinpost, Buchpräsentation, Samstag, 25. Januar, 18.30 Uhr, Valentinhaus, Zeppelinstraße 41, Eintritt frei
Scherzers Großmutter stammt
aus Obergiesing und hat das
damalige Milieu in der Au erlebt
Florian Scherzer
Foto: Benjamin Asher
Der Mühlbach durchzieht das Arbeiterviertel Au. Im Roman haben die Arbeiterkinder keinerlei Interesse am Protagonisten Carl Dürrnheimer.
Foto: Scherl/SZ-Photo
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