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In seinem Roman Zickzackkind - im Hanser Kinderbuchprogramm erschienen - greift Grossman das Thema des Erwachsenwerdens erneut auf: Bevor Nono seine Bar-Mizwa hat und erwachsen wird, muss er eine abenteuerliche Reise bestehen, auf der er seinen Großvater, einen langjährigen Ganoven, kennen lernt, die Wahrheit über die Liebesgeschichte seiner Eltern erfährt und langsam begreift, dass er von nun an sein Leben selbst in die Hand nehmen muß.

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Produktbeschreibung
In seinem Roman Zickzackkind - im Hanser Kinderbuchprogramm erschienen - greift Grossman das Thema des Erwachsenwerdens erneut auf: Bevor Nono seine Bar-Mizwa hat und erwachsen wird, muss er eine abenteuerliche Reise bestehen, auf der er seinen Großvater, einen langjährigen Ganoven, kennen lernt, die Wahrheit über die Liebesgeschichte seiner Eltern erfährt und langsam begreift, dass er von nun an sein Leben selbst in die Hand nehmen muß.

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Autorenporträt
David Grossman wurde 1954 in Jerusalem geboren und gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der israelischen Gegenwartsliteratur. 2008 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis, 2010 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2017 den internationalen Man-Booker-Preis für seinen Roman Kommt ein Pferd in die Bar. Bei Hanser erschienen zuletzt Diesen Krieg kann keiner gewinnen (2003), Das Gedächtnis der Haut (2004), Die Kraft zur Korrektur (2008), Eine Frau flieht vor einer Nachricht (Roman, 2009), Die Umarmung (2012), Aus der Zeit fallen (2013), Kommt ein Pferd in die Bar (Roman, 2016), Die Sonnenprinzessin (2016) und Eine Taube erschießen (Reden und Essays, 2018).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.10.1996

Das blaue Lächeln
David Grossman zeigt, wie man erwachsen wird

Als er 32 Jahre alt war, erschien David Grossmans Roman "Stichwort Liebe" und machte ihn bald darauf international bekannt. Dort begibt sich Momik - der kleine Sohn von Holocaust-Überlebenden, die sich in Schweigen hüllen - auf die Suche nach ihrem Geheimnis, aber er kann es noch nicht recht entdecken; erst später, als er schon Schriftsteller geworden ist, rekonstruiert er das Unglück einer verlorenen Welt.

Die Doppelperspektive des Kindes und des Erwachsenen ist David Grossmans Signatur. In ihr entwickelt er eine unbändige Phantasie, beschränkt sich weder auf ein Thema noch auf ein Genre. Nicht nur der Holocaust beschäftigt ihn, sondern auch die Gegenwart, der israelisch-arabische Konflikt; und nicht nur als Erzähler, auch als Sachbuchautor ist er hervorgetreten. Nicht zufällig sagte er in "Der gelbe Wind", seiner politischen Reportage aus dem Jahr 1987, die Intifada voraus - sein geübter Blick hatte die Stimmung erfaßt, die damals unter den arabischen Kindern in den besetzten Gebieten herrschte.

Kein Wunder also, daß Grossman auch Kinder- und Jugendbuchautor ist. Auch hier setzt er mit Gewinn die doppelte Perspektive ein. "Zickzackkind" ist ein Abenteuerroman, der allen Vergnügen bereiten kann: Jüngere Leser werden sich von der in pausenlosen Wenden vorantreibenden Handlung mitgezogen fühlen; ältere Leser werden mit lächelndem Staunen den tieferen Sinn bedenken, der sich hinter der Bilderfülle verbirgt.

Nono wird bald dreizehn, und in einigen Tagen steht seine Bar Mizwa bevor. In Jerusalem besteigt er den Zug nach Haifa, er soll zu seinem Onkel fahren, einem ungeliebten Erzieher, der ihm vor der großen Feier letzte Anweisungen geben will. Ein Initiationsereignis also, aber es kommt alles anders. Auf offener Strecke betreten zwei Männer Nonos Abteil. Sie sind mit Handschellen aneinandergefesselt, der eine trägt die Kleidung eines Sträflings, der andere ist sein Wärter. Sie setzen sich zu beiden Seiten des Jungen nieder und benehmen sich reichlich merkwürdig; Nono schwitzt Blut und Wasser. Dann verschwinden sie wieder wie ein Spuk, doch auf dem Sitz hinterlassen sie einen Brief, der an Nono gerichtet ist. Gleich zwei haben ihn geschrieben: Nonos Vater und Gabi, die Frau, mit der er lebt.

"Begib Dich unverzüglich in das dritte Abteil des Waggons", verkündet die Handschrift des Vaters. "Was wird sich dort ereignen? Dort wirst Du eine Person antreffen, die Dich erwartet. Nur Dich, Dich allein! Wir geben nicht preis, ob es sich um Mann oder Frau handelt, jung oder alt. Wenn Deine Entscheidung gefällt ist, wer von all den Fahrgästen dort Dein Partner in dem Abenteuer sein wird, wende Dich an ihn mit einer geheimen Parole, die ihm bekannt ist und auf die er aus Deinem Munde wartet. Die Parole ist eine Frage. Eine simple Frage, Du mußt die auserwählte Person fragen: Wer bin ich?"

Diese Zugfahrt ist als Überraschung für Nono gedacht, statt der Reise zum Onkel: ein Geschenk zu seiner Bar Mizwa, nicht wie das Herkömmlich-Erbauliche, mit dem man bei solchen religiösen Übergangsritualen gewöhnlich traktiert wird. Und der Leser, nun wohl hellhörig geworden, wird genauer hinschauen: "Wer bin ich?" ist alles andere als eine simple Frage. Er sei gewarnt: Die Fährten, die David Grossman legt, sind trügerisch.

"Zickzackkind" ist eine Reise ins Geheimnis, und deshalb darf hier nichts verraten werden. Vielleicht aber das: Der alte Mann, der Nono schließlich auf seinem haarsträubenden Weg begleitet, war einmal ein Gangster (und ist es noch immer); sein Name ist Felix Glick.

In zwei Sprachen - auf lateinisch und auf jiddisch - schreibt David Grossman hier ein Glücksversprechen aus, das alle in diese Geschichte verwickelte Personen berührt. Glück, so sagt Freud, ist die Erfüllung eines Wunsches aus der Kindheit. Aber das Abenteuer, in das der Leser hier hineingezogen wird, ist nirgends sentimental, und auch das Lächeln des Felix Glick ist, wie jedes Ereignis in diesem Roman, eine zweischneidige Angelegenheit. An einem entscheidenden Punkt der Handlung beschreibt es Nono in der schönsten Sprache Grossmans. "Zuerst schenkte er mir sein bekanntes Lächeln", sagt er. "Das hypnotische, das alles blau färbte. Aber sofort hörte er auf, wusch es ab und lächelte ein kleines, eins aus dem Herzen."

Diese Sätze stehen fast am Ende des Romans. Die Initiation, die im Schlüsselwort von der Bar Mizwa angedeutet ist, findet tatsächlich statt, nur ist sie von anderer Art. Zwischen dem blauen und dem kleinen Lächeln zu unterscheiden, das aus dem Herzen kommt - das ist ein Teil des neuen Wissens, mit dem Nono seine Reise beendet: ein Wissen um den Unterschied zwischen einem Traum und der wirklich lebbaren Existenz, ohne die es am Ende auch kein Glück geben kann.

Anders übrigens als in den gewöhnlichen Initiationsgeschichten lernt hier nicht nur das Kind von dem Alten. Die Begegnung ist gegenseitig - auch der Alte lernt von dem Kind. Denn darum (unter anderem) geht es: Nicht nur der Junge soll ein Mann werden, sondern auch der Mann soll sich wieder daran erinnern, wer er einmal gewesen ist.

"Wer bin ich?" Jede Reise, die mit dieser Frage beginnt, muß eine Reise zu den Ursprüngen werden, und auch hier ist es so. Aber was Nono im Zeichen seiner Bar Mizwa erlebt, ist eine regelrechte Revolte gegen das patriarchalische Gesetz der jüdischen Vaterreligion. David Grossman macht - für die, die es noch nicht wissen - sichtbar, daß die Welt nicht nur aus Männern besteht. JAKOB HESSING

David Grossman: "Zickzackkind". Aus dem Hebräischen übersetzt von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling. Carl Hanser Verlag, München 1996. 424 S., geb., 39,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hilde Elisabeth Menzel zeigt sich in ihrer knappen Kritik vollständig begeistert von diesem Jugendroman, der die Geschichte eines dreizehnjährigen Jungen erzählt, der auf eine "merkwürdige" Eisenbahnreise geschickt wird und dabei viele Abenteuer erlebt. Die Rezensentin schwärmt von dem "literarischen Niveau" des Buches, das "spannender Krimi", "Abenteuerroman" und "anspruchsvoller Adoleszenzroman" in einem sei und preist den Autor für seine "furiose" Dramaturgie und seine "wortgewaltige" Sprache.

© Perlentaucher Medien GmbH
Grossmans Fantasie macht dieses Buch zu einem spannenden und philosophischen Leseerlebnis. Stiftung Lesen 20101116
»Grossmans Fantasie macht dieses Buch zu einem spannenden und philosophischen Leseerlebnis.« Stiftung Lesen und Deutsche Bahn 16.11.2010