Konstanze Keller-Stein steht kurz vor dem Lagerkoller, denn seit ihrem Treppensturz mit einhergehendem komplizierten Beinbruch steht die Welt der ehrgeizigen Kardiologin zwangsweise still. Ausgerechnet jetzt wo die Wahl zum neuen Chefarzt auf Hochtouren läuft, auf dessen Stelle sich auch ihr Mann
Philipp beworben hat, wird der zweifachen Mutter eine Kur im idyllischen Hessen verordnet – weit weg…mehrKonstanze Keller-Stein steht kurz vor dem Lagerkoller, denn seit ihrem Treppensturz mit einhergehendem komplizierten Beinbruch steht die Welt der ehrgeizigen Kardiologin zwangsweise still. Ausgerechnet jetzt wo die Wahl zum neuen Chefarzt auf Hochtouren läuft, auf dessen Stelle sich auch ihr Mann Philipp beworben hat, wird der zweifachen Mutter eine Kur im idyllischen Hessen verordnet – weit weg von Zuhause. Wie wird ihre chaotische Rasselbande den Alltag ohne strikte Planung und ihre feste Hand bewältigen und wie soll Konstanze sich entspannen, wenn durch eine technische Fehlbuchung kein Einzelzimmer verfügbar ist und sie notgedrungen mit der Geringverdienerin und verhinderten Kosmetikerin Jacqueline auf engstem Raum leben muss, die komplett andere Werte als sie selbst vertritt?
„Wow“, sagte Jacqueline. „Jedes Kind ein eigenes iPhone.. Na, bei mir hat jedes Kind einen eigenen Vater.“ (S.224)
Nach Astrid Rupperts Roman „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, der mich sehr begeistern konnte, wartete ich schon gespannt auf die Erscheinung von „Ziemlich beste Freundinnen“, mit der Hoffnung, dass die Autorin wieder eine Art Überraschungserfolg schaffen würde, der aber dieses Mal leider ein wenig ausblieb.
Es gab durchaus einige Szenen, die humorvoll waren und mit der Mischung aus Reha-Alltag und zwischenmenschlichen Aneckungen einen charmanten Reiz hatten, doch insgesamt plätscherte die Handlung etwas schwunglos dahin, was aber nicht an den Krücken der Hauptperson lag. Unterbrochen wurde das Erzählte immer wieder von diversen Schlagabtäuschen der Protagonistinnen, die lautstark ihre eigene Wünsche und Hoffnungen verteidigten, schmollten und danach wieder freundschaftlich dem Schnaps zusprachen. Mit beiden Extremen konnte ich mich nicht identifizieren und die Wechsel von himmelhochjauchzender Harmonie zu zickigem Streit waren schlichtweg für mich zu pubertär, wobei ich sowieso kein Fan der überspitzen Dialoge bin.
Nichtsdestotrotz hat sich dieses Frauenbuch wieder angenehm flüssig lesen lassen, was dem geradlinigen und trotzdem behaglichen Schreibstil zu schulden ist und an einigen Punkten regten mich „Konnis“ und „Jackis“ Dispute sogar zum Nachdenken an, obwohl mich diese spezielle Freundschaft nicht so berührt hat und das Ende mich sogar etwas langweilte. Als Aufmunterung für Bekannte, die lustlos auf Kur fahren müssen, hat das merkwürdige Duo aber bestimmt einen heilenden Effekt.