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Ist die Liebe noch zu retten? Die Schweizer Schriftstellerin Sandra Hughes winkt ab. Sie hat einen einfachen, kleinen, desillusionierenden Roman geschrieben. Ihre unglückliche Protagonistin heißt Felicitas und befindet sich zum Zeitpunkt des Erzählens im Fegefeuer, einem Ort, an dem es üblicherweise reinigend zugeht, hier aber auf wenig traditionelle Weise. Es wird zwar ein bisschen geröstet und mit spitzen Stangen gepiekst, sonst erscheint der Läuterungsbereich aber von Eigenschaften beherrscht, die man weniger von Dante als aus dem Diesseits kennt: Es wird im Akkord gearbeitet und in therapeutischen Sitzungen über die eigenen Verfehlungen nachgedacht. Alles ist streng organisiert und mit einer vagen Aufstiegshoffnung versehen. Felicitas schwitzt im Purgatorium, weil sie eine Selbstmörderin ist. Das ist sie geworden, weil sie an der Liebe verzweifelte. Sie ist besessen von den Erinnerungen an den romantischen Diabolo Domenico. Die Rückwendungen ins Diesseits wechseln sich brav mit den Schilderungen des merkwürdig marktkonformen Fegefeuers ab - ein etwas konstruierter Weltenbau, in dessen erzählerischem Gebälk es knirscht. Der Rahmen soll für Komik sorgen, denn das vorgeführte Scheitern der romantischen Liebe ist durchaus tragisch zu nennen. Die Liebe ist nicht mehr die Macht, die Himmel und Erde zusammenhält, und der große Liebesversprecher vielleicht nur ein gefallener Engel. Von Erlösung keine Spur. (Sandra Hughes: "Zimmer 307". Roman. Dörlemann Verlag. Zürich 2012. 192. S., geb., 18,90 [Euro]). sake
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
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»Der Roman Zimmer 307 ist eine bitter-leichte Sommerlektüre, die sich schlürfen lässt wie ein Sorbet, das in der Sonne vergeht.« Angelika Overath / Neue Zürcher Zeitung
»Ein großer Reiz des dritten Romans der in Allschwil lebenden Autorin besteht in seiner kalkulierten Nonchalance: Mit lockerer Selbstverständlichkeit verschränkt Hughes manchmal traumhafte Begebenheiten aus der Alltagsrealität mit den surrealen und zugleich auch furchtbar banalen Elementen des Jenseits, das ähnlichen kapitalistischen Gesetzen zu unterliegen scheint wie das Diesseits ... Ein hohes Lesevergnügen.« Valentin Herzog / Basler Zeitung
»Die Liebe ist ein wildes Laboratorium, in dem gesellschaftliche Normen ausgelebt, ausprobiert und gesprengt werden, und diese Normen ändern sich im Laufe der Geschichte ... Trotz Liebe, Tod und Teufel ist Zimmer 307 ein leichtes Buch voller Pointen und schwarzem Humor. Sandra Hughes lässt ihrer Heldin die Radikalität und damit ihre Würde. Wenn das Paradies schon nicht zu haben ist, dann wenigstens das Fegefeuer.« Christine Lötscher / Tages-Anzeiger
»Die Luzernerin Sandra Hughes hat diesem düsteren Thema einen hinreißenden Roman abgetrotzt, mit dem es hoch hinaus geht. Es soll Reisende geben, die seit der Lektüre nur noch im Hotelzimmer 307 übernachten wollen.« Daniel Arnet / SonntagsZeitung
»Der dritte Roman von Sandra Hughes ist eine gelungene, flott gestaltete Tragikomödie mit abenteuerlichen Schauplätzen und Wendungen. Es tobt in der Brust, bei Seufzern und Tränen, aber Hughes schreibt stets handlungsorientiert und auf einen wirklichen Plot hin. So etwas liest man sehr gern.« Wolfgang Bortlik / Strapazin
»Sandra Hughes strapaziert das Klischee der passiven Frau, teils amüsant, teils schmerzhaft und immer etwas überzeichnet. Zwischen Selbstzerstörungstrieb und Rachegelüsten bleibt sich Felicitas immer fern. Ihre Geschichte ist die einer obsessiven Beziehung, die Hughes in Rückblicken und in Zwiegesprächen mit der verstorbenen Großmutter erzählt ... Hughes beweist sich einmal mehr als stilsichere Geschichtenerzählerin.« Clarissa Lempp / Aviva-Berlin.de
»Zimmer 307 ist rasant und höllisch gut erzählt. Herkömmliche Rollenbilder - hier die lebensgehemmte Feli, die von sich aus nicht weiß, was ihr Wert ist; dort der selbstverliebte Dandy Domenico, der den Anschein macht, als gäbe es nur ihn auf der Welt - karikiert und zerlegt die Autorin gekonnt und mit Genuss.« Anna Wegelin / OnlineReports