Im heruntergekommenen Hotel Revy wird die Leiche einer erhängten jungen Frau gefunden. Einen Selbstmord können die Ermittler ausschließen, denn der Toten wurde nachträglich eine Hand bis zum Ellbogen weiß lackiert. Kommissar Eric Winter erinnert sich an einen ungelösten Fall vom Anfang seiner
Laufbahn. Damals war eine junge Frau verschwunden. Auch sie hatte eine Nacht im Zimmer Nr. 10 desselben…mehrIm heruntergekommenen Hotel Revy wird die Leiche einer erhängten jungen Frau gefunden. Einen Selbstmord können die Ermittler ausschließen, denn der Toten wurde nachträglich eine Hand bis zum Ellbogen weiß lackiert. Kommissar Eric Winter erinnert sich an einen ungelösten Fall vom Anfang seiner Laufbahn. Damals war eine junge Frau verschwunden. Auch sie hatte eine Nacht im Zimmer Nr. 10 desselben Hotels übernachtet. Besteht ein Zusammenhang zwischen der ermordeten Paula Ney und der vor fast zwanzig Jahren verschwundenen Ellen Börge? Winter und sein Team tappen lange im Dunkeln, bis die Stücke aus der Erinnerung mit den aktuellen Ergebnissen dem Aufklärungspuzzle einen Sinn geben. As es soweit ist, wird es für Winter sehr gefährlich.
Ake Edwardson steht für anspruchsvolle Kriminalliteratur. Sein Kommissar Winter ist ein eher sperriger Typ, mit dem man sich nicht sofort (wenn überhaupt) anfreundet. Seine Vorliebe für handgefertigte Schuhe und Maßanzüge wirken oft deplaziert. Seinen Snobismus hat der Autor durch die Zugabe einer Frau und zwei Töchtern in den letzten Romanen abgemildert. Der Hang exklusive Zigarillos zu rauchen, seltenen Single Malt Whisky zu trinken und Jazz von John Coltrane zu hören wirkt zwar eigen, macht ihn aber auch etwas menschlicher.
Winter ist ein Grübler. Der Eifer seine Fälle zu lösen wird von seinem Ehrgeiz beflügelt und nicht von seiner Nächstenliebe. Gerade dieser Ehrgeiz aber wandelt sich im vorliegenden Fall und macht diesen für ihn umso schwieriger. “Winter glaubte es tatsächlich. Noch vor einigen Jahren hätte sein Ehrgeiz ihm die Erkenntnis verbaut. Aber in der letzten Zeit hatte sich sein Ehrgeiz in Grenzen gehalten. Eine Müdigkeit hatte von ihm Besitz ergriffen, die er so noch nie zuvor empfunden hatte. Es war nicht die Familie, nicht die kleinen Kinder. Er selbst war die Ursache, seine Art, sich bei der Arbeit anzutreiben. Er konnte nicht loslassen.”
“Zimmer Nr. 10” ist ein Roman, der als Krimi kaum in Fahrt kommt. Hier steht das Verbrechen allenfalls in zweiter Reihe und wirkt, was das Motiv betrifft, sehr bemüht und konstruiert. Winter dagegen ist an einem Punkt angekommen, der ihn über sein Leben und das bisher erreichte nachdenken lässt. Immer wieder mischen sich seine Erinnerungen, in die ohnehin nur schleppend voran gehenden Ermittlungen. Seitenlange Dialoge und gedankliche Monologe ermüden, weil einfach nichts voran geht. Empfindungen aus dem jetzt und Erlebnisse aus der Vergangenheit (und umgekehrt) wechseln sich ohne Hinweis ab. Oft kann man erst nach einigen Seiten erkennen, in welcher Zeit die Handlung gerade spielt. Das verwirrt. Die ständigen Ja/Nein/Ja/Nein Antworten die Winter sich selbst bei jeder Gelegenheit zu geben pflegt sind eine weitere Eigenart, die beim Lesen lästig fällt. Literarischer Anspruch hin oder her. Meiner Meinung nach fehlt dem Roman das, was jeder Krimi haben sollte: Spannung.
Das zugrunde liegende Rätsel, dass am Ende zuverlässig gelöst wird, ist eher psychologisch kompliziert als spannend. Die menschlichen Befindlichkeiten der Ermittler und Protagonisten, sind psychologisch aufschlussreich aber wenig fesselnd. Midlifecrisis bleibt Midlifecrisis, egal wie elegant man darüber schreibt. Gut, wenn man sich als Leser damit auseinandersetzen will. Schlecht, wenn man eigentlich “nur” einen unterhaltsamen Krimi zur Ablenkung lesen möchte.