Zion ist ein für die Psalmentheologie grundlegender Topos, der, anders als Jerusalem, raum-zeitliche Dimensionen gleichermaßen füllt und sprengt. Auf der horizontalen Achse erweist er sich als Zentrum einer sakralen Topographie, bietet Israel und der Welt Orientierung und Heimat. Auf der vertikalen Achse vermag dieser Topos die spannungsvolle Distanz von irdischer und himmlischer Gegenwart Gottes aufzuheben. Die temporale Achse zeugt von der Dauerhaftigkeit Zions. Verankert in mythischer Vorzeit besteht Zion in Ewigkeit. An diesen Eigenschaften Zions partizipieren der einzelne Beter, Volk und König. Einem magnetischen Kräftefeld gleich zieht Zion Motive und Traditionen an, um sie zu ordnen und auf diese Weise immer wieder neu und anders zu schaffen. Durch gezielte Positionierung des Topos Zion in den Texten werden Bezüge zwischen einzelnen Psalmen und Psalmengruppen hergestellt, auch über Sammlungen hinaus. So werden in und mit Zion Texte und Theologien zusammengebracht. Corinna Körting analysiert die sogenannten Zionspsalmen sowie die wenig beachteten über den Psalter verteilten einzelnen Erwähnungen von Zion. Sie kommt zu dem Ergebnis, daß kein geschlossenes System, das seine alttestamentliche Traditionsgeschichte hat, sondern Zion als oszillierendes Zentrum fortschreitender Theologiebildung Psalmen und Psalter prägt. Geboren 1967; Studium der Ev. Theologie in Hamburg; 1999 Promotion; 2005 Habilitation; 2006-12 Professorin für Altes Testament in Oslo (Norwegian School of Theology, Religion and Society); seit 2012 Professorin für Altes Testament und Altorientalische Religionsgeschichte in Hamburg.
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