»Blätter raschelten unter den rosafarbenen, durch Schwimmhäute verbundenen Krallen, der Vogel watschelte heran, pickte, den Hals vorgereckt, zwischen den Füßen des Mannes im Laub. Offensichtlich erfolglos, das Gackern, mit dem sich die Ente wenige Sekunden später wieder zurückzog, klang frustriert.
Mit wackelndem Hinterteil stolzierte sie davon, als wolle sie Gleiches mit Gleichem vergelten,…mehr»Blätter raschelten unter den rosafarbenen, durch Schwimmhäute verbundenen Krallen, der Vogel watschelte heran, pickte, den Hals vorgereckt, zwischen den Füßen des Mannes im Laub. Offensichtlich erfolglos, das Gackern, mit dem sich die Ente wenige Sekunden später wieder zurückzog, klang frustriert. Mit wackelndem Hinterteil stolzierte sie davon, als wolle sie Gleiches mit Gleichem vergelten, Nichtbeachtung durch Nichtbeachtung. Als sie sich auf dem Asphaltweg noch einmal umwandte, waren die hellen, flaumigen Federn an Brust und Bauch verfärbt, bedeckt von einer dunklen, öligen Schicht.«
Einfach klassisch für Stephan Ludwig: Eine Ente „findet“ eine Leiche. Eine Situation, die gleichsam skurril und erschreckend wirkt, in der erst eine Idylle (mit Ente ;-) kreiert wird, um dann das offensichtlich begangene Verbrechen umso deutlicher und grausamer erscheinen zu lassen.
Zorn und Schröder sind zurück. Und auch in Band 6 haben sie nichts von ihrer Klasse verloren, im Gegenteil hat es dieser Band wieder geschafft, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Die Handlung ist durchgehend spannend, logisch aufgebaut und führt den Leser – zusammen mit den Ermittlern – Stückchen für Stückchen durch die Ermittlungen. Die zu Beginn gefundene Leiche wird nicht die letzte bleiben und unsere beiden Kommissare werden mal wieder ordentlich gefordert.
Wobei Zorn zu Beginn die Konzentration auf den Fall schwer fällt. Zu viel geschieht mal wieder in seinem Privatleben, schließlich ist er jetzt Vater und muss lernen, Verantwortung zu tragen. Wer ihn schon aus früheren Bänden kennt, weiß, dass er da einiges vor sich hat. Zudem ist er am Morgen seines fünfundvierzigsten Geburtstags neben Staatsanwältin Frieda Borck aufgewacht, was auch noch für Komplikationen sorgen wird. Zum Glück gibt es Schröder, meinen persönlichen Favoriten, der immer zuverlässig da ist und Zorn mit schöner Regelmäßigkeit sowohl beruflich als auch privat rettet. Um sich gleichzeitig bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein herrlich zu lesendes Wortgefecht mit ihm zu liefern. Ich liebe das! Bei anderen Krimis/Thrillern besteht schon mal leicht die Gefahr, dass mir die „Nebenhandlung“ zu umfangreich wird – ich glaube, bei Zorn und Schröder könnte mir das nie so gehen. Dafür sind die beiden einfach einerseits zu unterhaltsam und andererseits auch hochinteressant in ihrer persönlichen Entwicklung, sowohl einzeln, als auch im Miteinander.
Hochinteressant wird aber auch die gesamte Thematik des Falls. Die verübten Verbrechen sind wirklich alles andere als „Standard“, die Frage nach Motiv und Durchführung äußerst anspruchsvoll. Natürlich wird es auch wieder blutig, bei dem Autor muss der Leser mit Beschreibungen rechnen, die in ihrer Intensität empfindlichen Gemütern schon recht nahegehen können. Und im Rahmen der Ermittlungen wird Zorn zudem auf jemanden treffen, den er leider nur zu gut kennt…
Fazit: Großartig! Spannend, logisch, blutig, unterhaltsam – was will man mehr? In meinem Fall: Noch mehr Fälle für Zorn und Schröder!
Die Fälle können unabhängig voneinander gelesen werden. Wer ältere Bände nicht kennt, wird nicht weniger Spaß an dem Buch haben. Allerdings sind die Charaktere und ihre Entwicklung so interessant, dass es sich lohnt, vorne anzufangen.