Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Neuere Deutsche Literatur), Veranstaltung: Romantik, Sprache: Deutsch, Abstract: „Welchen Stellenwert hat in unserer Gesellschaft noch die Ehre?“ diese Frage stellt Ulla Gosmann eingangs in ihrem Aufsatz „Ehre, wem Ehre gebührt?“ . Wie die Jahreskampagne 2004 / 2005 „Nein zu Verbrechen im Namen der Ehre“ der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes zeigt, setzt unser westlich-modernes Ehrverständnis ganz andere Prioritäten als in früheren Zeiten bzw. heute noch in anderen Regionen. „Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Akzent von der äußeren auf die innere Ehre verschoben, hin zum grundgesetzlich verbürgten Anspruch auf Achtung und Schutz der Menschenwürde“ . Die „Welt der Ehre“ verwandelte sich also im Laufe der Zeit zur „Welt der Würde“. Doch warum? Die Antwort liegt in dem enormen Konfliktpotential, das der vormoderne Ehrebegriff mit sich brachte und auch heute noch in vormodernen Regionen mit sich bringt. Das Augenmerk der vorliegenden Arbeit liegt speziell auf der literarischen Verarbeitung des vergangenen deutschen Ehrbegriffs und seinem Konfliktstoff zur Zeit der Aufklärung und der Romantik. Repräsentativ für ihre Epoche hinsichtlich der Verarbeitung von Ehre als Hauptmotiv, sollen hier Clemens Brentanos Novelle „Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl“ und Gotthold Ephraim Lessings Lustspiel „Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück“ verglichen werden: Im Besonderen die jeweiligen Hauptfiguren ‚Kasper’ und ‚Major von Tellheim’. Um das nötige Hintergrundswissen – wie beispielsweise die Differenzierung von innerer und äußerer Ehre – zu vermitteln, soll jedoch zuvor noch ein historischer Abriss des Ehrbegriffs in Form von Ursprung, Verlauf und Stand um 1800 geliefert werden.