Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Institut für Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: "Ein leicht angreifbares und schwer greifbares Stück Literatur [...], ein Roman, der Interpretationen entziehen möchte."1 So beschreibt Reich-Ranicki Christa Wolfs vielfach diskutierte und rezensierte Erzählung Nachdenken über Christa T., die sie direkt nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED 1965 zu schreiben begann. (...) Diese Schreibart, die sich vom geforderten Sozialistischen Realismus immer mehr entfernte, umschreibt sie mit dem Begriff der Subjektiven Authentizität.7 Diese Begrifflichkeit erscheint in Bezug auf die Erzählung insofern nachvollziehbar, da die Ich-Erzählerin die ,innere' Lebensgeschichte und Entwicklung ihrer verstorbenen Freundin Christa T. auf Grundlage eigener Erfahrungen und überlieferten Schriftstücken der Protagonistin schreibend nachgeht. Sie denkt ihr nach. "Etwas von Zwang ist unleugbar dabei"8, stellt die Erzählerin fest, der Zwang, "daß sie sich zu erkennen gibt."9 Dieses in Zügen zwanghafte Hervorbringen der Christa T. geschieht dabei nicht ihrer selbst wegen, heißt es doch in dem Prolog der Erzählung: "Sie braucht uns nicht. Halten wir also fest, es ist unseretwegen, denn es scheint, wir brauchen sie."10 Warum aber ist sich die Erzählerin dieser Aussage sicher? Welchen Wert oder auch Nutzen hat Christa T. - wohlgemerkt auch noch als Verstorbene - für die Erzählerin und über diese, die sich in ein nicht näher bestimmtes "wir" verortet, hinaus? Christa T.s Nützlichkeit scheint dabei nicht direkt zugänglich zu sein. So wird es von der Erzählerin auch beschrieben als "ihr Geheimnis, auf das ich aus war, seit wir uns kannten."11 Eng im Zusammenhang mit der Frage des Wertes hängt daher auch der gewählte Weg der Erzählerin "auf der Suche nach dem Übersehenen [...]."12 Ausgehend von diesen Überlegungen soll in dieser Arbeit die Fragestellung behandelt werden, warum Christa T. aus dem retrospektiven Blick der Erzählerin gebraucht werden könnte. So heißt es auch an anderer Stelle, an der die Erzählerin ihr Vorgehen reflektiert: "Warum, wird man fragen, stellst du sie vor uns hin? Denn das tue ich, es wird nicht bestritten."13 (...)
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