Studienarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,00, Universität Wien, Sprache: Deutsch, Abstract: Anhand der von Keller aufgezeigten häufig auftretenden Differenz zwischen dem Äußeren und dem Wesen wird in der Novelle „Kleider machen Leute“ eine Gesellschaft kritisiert, die eben diesen Unterschied missachtet. Die Divergenz zwischen Schein und Sein zeigt sich vordergründig am Individuum Wenzel Strapinski. Dieser ist jedoch nicht allein schuld an seinem „Image“ (d. i. „eine [idealisierte] Vorstellung von jemandem“). Komplexe inner- und außertextuelle Faktoren lassen ein falsches Bild entstehen, wie in Kapitel II dargestellt wird. In Kapitel III soll anschließend ein - von Liebe geprägtes - Ideal verdeutlicht werden, das im Gegensatz steht sowohl zum späteren Verhalten der Hauptfiguren als auch zu der durch Keller entlarvten Doppelmoral der Goldacher und Seldwyler Gesellschaft. Als Instrument für das Aufzeigen des institutionalisierten, täuschenden Scheins, der den Bürgern hilft, die enttäuschende Realität nicht bewusst erleben zu müssen (sowohl in Bezug auf sich selbst als auch bezüglich des vermeintlichen Grafen), verwendet der Erzähler durchgehend Zeichen (sh. Kapitel IV). In Kapitel V wird versucht, den Beweis dafür zu erbringen, dass Kellers Kritik sich über jene an der innertextuellen Gesellschaft hinaus auf eine an (LeserInnen) der zeitgenössischen Trivialliteratur erstreckt. Wie in Kapitel VI. ausgeführt ist, behält die „Moral von der Geschicht’“, die bewusste Differenzierung zwischen äußerem Anschein und inneren Werten, sogar und vor allem in unseren Tagen ihre Gültigkeit. [...]