Der Göttinger Wallstein Verlag hat eine vierbändige Ausgabe der Werke der österreichischen Schriftstellerin Christine Lavant (1915-1973) in Angriff genommen. Als Band 1 erschienen jetzt ihre „Zu Lebzeiten veröffentlichten Gedichte“. Herausgegeben von den beiden Literaturwissenschaftlern Doris Moser
und Fabjan Hafner, ist der Band in drei Abschnitte untergliedert. Abschnitt 1 präsentiert die…mehrDer Göttinger Wallstein Verlag hat eine vierbändige Ausgabe der Werke der österreichischen Schriftstellerin Christine Lavant (1915-1973) in Angriff genommen. Als Band 1 erschienen jetzt ihre „Zu Lebzeiten veröffentlichten Gedichte“. Herausgegeben von den beiden Literaturwissenschaftlern Doris Moser und Fabjan Hafner, ist der Band in drei Abschnitte untergliedert. Abschnitt 1 präsentiert die selbstständig erschienenen eigenständigen Bände „Die unvollendete Liebe“ (1949), „Die Bettlerschale“ (1956), „Spindel im Mond“ (1959), „Sonnenvogel“ (1960) und „Pfauenschrei“ (1962).
Es folgen im zweiten Abschnitt die erstveröffentlichten Gedichte aus den Sammelbänden „Wirf ab den Lehm“ (1961) und „Hälfte des Herzens“ (1967). Der letzte Abschnitt versammelt Erstveröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien, die nicht in die selbstständig erschienenen Bände bzw. in die Sammelbände aufgenommen wurden. Zu einigen Gedichten gibt es im Anschluss editorische Kommentare, die auf verschiedene Gedichtfassungen, Abweichungen und Varianten hinweisen.
Soviel zum Aufbau des Bandes. Lyrikfreunden dürften die Gedichte von Christine Lavant bekannt sein, schließlich gehört sie zu den großen Dichterinnen deutscher Sprache im 20. Jahrhundert. Seit der Kindheit durch Krankheiten, später auch von Lichtempfindlichkeit, Schwerhörigkeit und Nervenschmerz gezeichnet, verlief ihre Biographie an den Rändern der Lebens-Gefährdung. Bereits im jugendlichen Alter unternahm sie mehrere Selbstmordversuche. So war das Dichten für Lavant immer eine existentielle Angelegenheit, von Einsamkeit, Heimweh und großen Ängsten geprägt.
Nach ersten literarischen Versuchen im Jugendalter und einer zehnjährigen Pause war es schließlich die Beschäftigung mit der Lyrik von Rainer Maria Rilke, dass Lavant wieder das Schreiben aufgriff. Im Kontakt mit anderen Künstlern und Schriftstellern fanden ihre ersten Gedichte Zustimmung und breite Beachtung. Auszeichnungen und Preise folgten. Die Themen ihrer Gedichte sind sehr vielschichtig: von Naturlyrik bis zu religiös-mystischen Themen. Es finden sich aber auch Verse mit surrealem Charakter. Allein dieses Spektrums ist beredter Ausdruck für die Breite ihrer literarischen Arbeiten. Diesen Punkt beleuchten die beiden Herausgeber neben der Biografie von Christine Lavant in ihren ausführlichen Nachworten etwas genauer.
Bisher wurde Christine Lavant fast ausschließlich als Lyrikerin wahrgenommen, erst die Sichtung ihres Nachlasses in den 90er Jahren förderte ihre anderen literarischen Seiten zu Tage, sodass man äußerst gespannt ist auf die folgenden drei Bände der nun begonnenen Edition.