Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: 1,5, Universität Konstanz, Veranstaltung: Patrick Modiano und die Tradition des Kriminalromans, Sprache: Deutsch, Abstract: Ich möchte in meiner Arbeit am Text „Rue des Boutiques Obscures“ von Patrick Modiano untersuchen, ob die Hinweise, die Guy auf der Suche nach seiner Vergangenheit sammelt, dafür sprechen, dass Guy vor seiner Amnesie Pedro war. Darauf aufbauend möchte ich die Frage klären, ob damit Guys Suche beendet sei oder nicht. Dazu werde ich den Protagonisten selbst und dessen Vorgehen während der Suche genauer betrachten, um dann seine eigene Definition einer Identifikation darzustellen. Mit dieser möchte ich den ‚homme des plages‘ vergleichen und als nächsten Arbeitsschritt die Beweise herausarbeiten, die für eine Übereinstimmung der beiden bzw. der drei Personen Guy, Pedro und Jimmy sprechen. Dies wird auf zwei Ebenen geschehen, zuerst möchte ich dieser Frage sachlich und auf die gesammelten Pseudo-Hinweise gestützt nachgehen, um danach die Echtheit von Guys zurückkehrenden Erinnerungen zu beurteilen. Zum Schluss prüfe ich anhand der gefundenen Ergebnisse, ob und wann Guy seine Suche als beendet ansehen kann. Beginnen möchte ich mit der Analyse von Guys Suche, wobei ich besonderen Wert auf die Fenster-Metaphorik legen möchte. Guy Roland leidet an einer Amnesie; vor zehn Jahren hat er sein Gedächtnis verloren, er kann sich an nichts mehr erinnern, was in der Zeit davor passierte. Wir erfahren als Leser nicht, wie diese Amnesie ausgelöst wurde, sondern wir wissen nur, dass er acht Jahre lang als Assistent des Privatdetektiven Hutte arbeitete, welcher nun nach Nizza zieht, um sich dort zur Ruhe zu setzen. Dies nahm Guy zum Anlass, sich auf die Suche nach seinem früheren Leben zu begeben und dafür muss er selbst zum Detektiv werden. Was aber vom Erzähler in Ich-Perspektive als echte Detektivarbeit dargestellt wird mit Hinweisen, Telefonbucheinträgen, Informanten, Spurensuche in der großen Stadt etc., ist als Suche in den Tiefen seiner Psyche, seines Unterbewusstseins zu interpretieren. Guys Suche ist ein Herumirren ohne Plan und Ziel. Häuser, Straßen, Bahnhöfe und unbekannte Orte markieren seinen Weg in einer düsteren Stadt, in der er sich scheinbar nicht auskennt, obwohl er seit seinem Unfall schon zehn Jahre lang hier lebt. Diese Großstadt repräsentiert sein Unterbewusstsein, in dem er ständig neue Türen aufstoßen muss und Einblicke in seine Vergangenheit erhält. Dies wird in der Fenster-Metaphorik deutlich, die sich durch das komplette Buch zieht. Guy spürt, dass sämtliche Fenster und Türen ihm den Weg in seine Vergangenheit weisen können.