Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: Als im Sommer 1945 der Zweite Weltkrieg und damit der Schrecken des antisemitischen Nationalsozialismus’ ein Ende fand, breitete sich die Erleichterung darüber nicht nur in der Masse der Bevölkerung, sondern auch bei den Deutschen und Juden im Exil aus. In das Nachkriegsdeutschland kehrten nun auch nach und nach die ins Exil gegangenen Schriftsteller zurück, die im Exil weiterhin deutschsprachige Literatur verfasst hatten. Anders verhielt es sich jedoch mit dem deutschsprachigen Lyriker Paul Celan, zumal er auch eine andere Seite nicht nur des Krieges, sondern auch des Dritten Reiches erleben musste. Die meisten Schriftsteller, überwiegend deutschstämmig, nahmen entweder aktiv am Krieg teil oder beobachteten die Geschehnisse aus einem anderen Land. Celan war als Jude jedoch vielmehr dem deutschen Antisemitismus ausgesetzt, er musste die Folgen der Judenvernichtung im Ausland miterleben und konnte wie alle anderen Juden nur versuchen irgendwie zu überleben. In seiner Lyrik versucht Celan diese Geschehnisse zu vergegenwärtigen, nicht alleine um sie zu verarbeiten, sondern vielmehr um die Erinnerung daran wach zu halten, für sich und das ganze deutsche Volk. Die Aufgabe, die Celan sich damit gestellt hatte, grenzte an den Versuch das Unsagbare dieses Schreckens in Worte zu fassen; ein Ringen um Worte in einer Sprache, die durch den Missbrauch der Nazis fast unbrauchbar geworden war, um die vergangenen und gegenwärtigen Ereignisse adäquat ausdrücken zu können. Dieses Ringen um Worte spiegelt sich deutlich zunehmend in der Lyrik Celans wieder, ein Ringen, das nahe am Verstummen zu sein scheint. Um diese Entwicklung nachzuvollziehen, soll in dieser Arbeit der Weg der Lyrik Celans anhand einiger Werke, die exemplarisch für die jeweilige Schaffensperiode stehen, nachskizziert werden. Hierbei geht es hauptsächlich darum, die typischen Merkmale der Celanschen Poetik zu einem bestimmten Zeitpunkt an Beispielen aufzuzeigen. Diese Betrachtung kann ebenfalls nicht alle Eigenheiten der Lyrik Celans berücksichtigen, da diese zu vielschichtig ist, um alle Motive und Besonderheiten auf engem Raum darstellen zu können. Daher beschränkt sich die Abhandlung auf das Moment des Sprechens, d.h. die Thematisierung und Problematisierung des Sprechens und der allmählichen Verstummung im Gedicht, selbst wenn dies der Vielschichtigkeit und Komplexität im Gesamtzusammenhang der Celanschen Poetik nicht annähernd gerecht werden kann.