Ungesüßt historisch! Klug inszenierte Reise durch die Zeit anhand dreier Frauengenerationen.
Puh – wo fange ich an bei diesem sehr vielschichtigen, klug inszenierten Roman …
Drei Frauen sind es, die uns hauptsächlich durch die ungesüßte Wahrheit des weißen Goldes führen. Dabei durchschreiten
wir mehrere Epochen der Zeitgeschichte.
Ejo (eine allwissende Geisterscheinung – wunderbare Idee)…mehrUngesüßt historisch! Klug inszenierte Reise durch die Zeit anhand dreier Frauengenerationen.
Puh – wo fange ich an bei diesem sehr vielschichtigen, klug inszenierten Roman …
Drei Frauen sind es, die uns hauptsächlich durch die ungesüßte Wahrheit des weißen Goldes führen. Dabei durchschreiten wir mehrere Epochen der Zeitgeschichte.
Ejo (eine allwissende Geisterscheinung – wunderbare Idee) erzählt über ihre Schwester Mary Prince (1788-1834). Mary war Sklavin auf den Zuckerrohrplantagen, erlangt die Freiheit und zerbricht daran. Ihr Buch wird wegweisend für die Abschaffung der Sklaverei (zumindest bei den Briten).
1848 während der Märzrevolution in Wien treffen zwei Frauen aufeinander. Dita, ehemalige Arbeiterin in einer Wiener Kolonialzuckerfabrik, der Hunger ein treuer Bekannter ist und sich den Aufständen anschließt, landet als Dienstmagd bei den Rothermanns. Tochter Mathilde (Hunger ist ein Fremdwort) hat gute Ideen, um der großen Konkurrenz an Rohrzucker aus den „Kolonien“ zu begegnen und setzt auf die Zuckergewinnung aus Zuckerrüben, trotz massiver Widerstände von der patriarchalen Seite.
In der Jetztzeit, beginnend 1990, begleiten wir Paula. Zuerst als Gastschülerin in London, dann mit ihrer Arbeit an der Entwicklung einer Brennstoffzelle, gespeist mit Zucker. Zusätzlich spielt Paulas Tochter Katja eine tragende Rolle mit ihren Recherchen zur Familiengeschichte – natürlich verschränkt mit der Historie des Zuckers.
Die Autorin verwebt hier sehr genial die Schicksale der handelnden Frauen, und nach und nach kommt man in den Genuss der Wahrheit, wie diese Lebensgeschichten miteinander verflochten sind.
Reichtum prallt auf bittere Armut. Der Drang, einfach nur etwas zu Essen, ein Bett und ein Dach über dem Kopf zu haben, waren bzw. sind Grund genug, Menschen bis aufs Blut auszubeuten.
Der Roman ist mehr als eine Aneinanderreihung von historischen Fakten, verpackt in die Geschichten der jeweiligen Protagonistinnen. Der Zucker ist das bindende Glied zwischen mehreren Generationen und Familiengeschichten. Dabei kommt die gesellschaftliche Akzeptanz der Frauen nicht zu kurz, gleichwohl ob sie in Reichtum oder Armut leben.
Das Nicht-Erkennen und Nicht-Akzeptieren von Hunger und den Nöten der Arbeiterschicht, die ja letztendlich zum Wohlstand der Unterdrücker und Arbeitgeber maßgeblich beiträgt, ist für mich ein weiterer Faden, der sich durch das Buch zieht (und bis heute nichts an Aktualität verloren hat, wenn man die Volksfremde der Politiker betrachtet).
Meine Hochachtung an die Autorin für diesen Roman, der akribisch recherchiert und genial umgesetzt ist. Geschichte meets Gegenwart, ungesüßt – wohlgemerkt. Somit gebe ich gerne eine Leseempfehlung