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Die weltweit größte Untertagedeponie für gefährliche Abfälle im hessischen Heringen, ein gigantischer Abwasserkanal bei Essen, eine Tierkadaververwertungsanlage im schönen Moseltal: Oliver Schlaudt hat sich auf eine eigentümliche Deutschlandreise begeben, um verborgene, aber spektakuläre Wahrzeichen unserer Müllkultur aufzusuchen. Sein genauso verblüffender wie wunderbar erzählter Reisebericht liest sich allerdings nicht nur wie ein Fremdenführer durch deutsche Abfalllandschaften. Inmitten ihrer besonderen Müllgeschichten entwickelt Schlaudt zugleich eine Philosophie, die sich die Hände…mehr

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Produktbeschreibung
Die weltweit größte Untertagedeponie für gefährliche Abfälle im hessischen Heringen, ein gigantischer Abwasserkanal bei Essen, eine Tierkadaververwertungsanlage im schönen Moseltal: Oliver Schlaudt hat sich auf eine eigentümliche Deutschlandreise begeben, um verborgene, aber spektakuläre Wahrzeichen unserer Müllkultur aufzusuchen. Sein genauso verblüffender wie wunderbar erzählter Reisebericht liest sich allerdings nicht nur wie ein Fremdenführer durch deutsche Abfalllandschaften. Inmitten ihrer besonderen Müllgeschichten entwickelt Schlaudt zugleich eine Philosophie, die sich die Hände buchstäblich schmutzig macht. Menschheitsgeschichtlich haben wir den Punkt erreicht, an dem unser Müll überall ist und wir uns allmählich mit ihm selbst vergiften. Zugleich geben wir uns sehr viel Mühe, seine beunruhigende Allgegenwart aus unserem Gesichtsfeld zu verbannen. Es wird daher Zeit, der drastischen Wirklichkeit unserer zumüllenden Lebensform ins Auge zu blicken - und mit Oliver Schlaudt eine müllphilosophische Deutschlandreise zu unternehmen. Wir besuchen unter anderem die unscheinbare, aber rettungslos zerstörte Mülllandschaft von Bitterfeld (wo Marx' Einsicht sinnfällig wird, dass der Müll der «unheilbare Riss» im Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur ist), die BASF-Sondermülldeponie auf einer künstlichen Rheininsel (wo wir erkennen, dass wir in Sachen Müll «Cartesianer» geblieben sind, Bewohner zweier getrennter Welten) und die charmante Wurmkiste im eigenen Zuhause. Es wird klar: Der Müll ist das ungewollte Erbe, das wir nicht ausschlagen können.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Oliver Schlaudt, geboren 1978, ist Professor für Philosophie und Politische Ökonomie an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit Fragen der Technik-, Kultur- und Wissenschaftsphilosophie mit einem besonderen Interesse an Ökonomie und kognitiver Archäologie. Zuletzt ist von ihm erschienen: "Das Technozän. Eine Einführung in die evolutionäre Technikphilosophie" (2022) und "Die politischen Zahlen. Über Quantifizierung im Neoliberalismus" (2018).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Uwe Justus Wenzel kann was anfangen mit Oliver Schlaudts philosophischen Streifzügen durch das Anthropozän mit besonderem Blick auf den Müll und unsere Rolle als Weltverschmutzer. Dass der Autor den Zeigefinger vor allem zum Zeigen benutzt, nicht zum Mahnen, gefällt Wenzel schon mal. Weiterhin schätzt er am Buch die vielen Orte, die der Autor aufsucht, um seine Gedanken zu unterstreichen oder sich zum Denken erst anregen zu lassen - eine Mülltrennungsanlage, ein Abwasserkanal, ein Zwischenlager für Brennelemente. Wenn Schlaudt ausgehend von seinen Exkursionen über Identität, Hygiene und unseren Platz im Kosmos nachsinnt, wird es für Wenzel nicht nur fundamental, sondern auch interessant. Ein gelungenes Beispiel für "sachdienliches Umherschweifen", eine "Hybridgattung" zwischen Literatur und Wissenschaft, findet er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.05.2024

Im Abfall spiegelt sich die Welt

Lehrreiche Streifzüge: Oliver Schlaudt macht sich Gedanken über den Müll und sucht ihn dort auf, wo er sich befindet.

Von der Gattung "Homo" lebt nur noch die Art "Homo sapiens". Das sagt uns die biologische Systematik, die von Angehörigen ebendieser Art erdacht worden ist. Das beigefügte lateinische Eigenschaftswort "sapiens" schreibt, je nach Übersetzung, den Menschen zu, verständig, gescheit, wissend, vernünftig oder gar weise zu sein. Das ist in allen Fällen eine anspruchsvolle Selbstbezeichnung, auch wenn der Mensch - notgedrungen - allmählich davon abkommt, sich als Krönung der gesamten Schöpfung anzusehen. Auf Bescheidenheit und Demut, die Homo sapiens neben Einsichtsfähigkeit zu wünschen wären, verpflichtet ihn ohnehin sein Gattungsname, der ein Herkunftsname ist. "Homo" ist wortgeschichtlich mit "humus" verbunden. Diese etymologische Erdung findet ihre Entsprechung in der aus Begräbnisliturgien vertrauten Formel "Erde zu Erde . . .". Ebenso passend erscheint, dass auch die Tugend der Demut, zumindest in ihrer lateinischen Wortgestalt "humilitas", im Erdreich des "humus" wurzelt.

Gründe, sich auf seine Erdgebundenheit zu besinnen, hat der Erdling Mensch mehr als genug, zumal in Zeiten des Klimawandels. Das wiederum heißt nicht, dass es unnötig wäre, ihn daran - an seine "Conditio humana" - zu erinnern. Eine Methode, jemanden zur Besinnung zu bringen, kann die Konfrontation mit dem sein, was er angerichtet hat. Zu Letzterem zählt in unserem, im Fall der Menschengattung, die Vermüllung des Erdenrunds.

Oliver Schlaudts Buch "Zugemüllt" hat einen konfrontationstherapeutischen Zug. Der Autor benutzt den Zeigefinger aber überwiegend zum Zeigen, kaum erhebt er ihn zum Anklagen - was freilich nicht heißt, dass dem Leser nicht unbehaglich zumute werden kann. Und am Ende ertönt dann doch ein Weck- und Mahnruf, allerdings nicht aus dem Munde Schlaudts. Das letzte Wort hat Friedensreich Hundertwasser, der umtriebige Maler, Architekt und Naturschützer, mit einem eindringlichen Manifest, das er vor viereinhalb Jahrzehnten verfasste. Es trägt den beinahe humorvollen Titel "Scheißkultur - die heilige Scheiße", tadelt den undankbaren und ignoranten Weltverschmutzer namens Mensch, der die lebensspendende Humusschicht seines Heimatplaneten zerstört und die natürlichen Kreisläufe unterbricht, es beschwört die Zusammengehörigkeit von "Homo, Humus, Humanitas" und empfiehlt als Vehikel der nötigen "Kehrtwendung", sozusagen ganz praktisch, die Humustoilette.

Die gut dreihundert Seiten, die dem sentenziösen Finale vorausgehen, möchte Schlaudt, der an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz Philosophie und Politische Ökonomie lehrt, als "eine Art Reisebericht" verstanden wissen. Der Text verdankt sich erklärtermaßen dem Impuls, "den Schreibtisch zu verlassen und den Müll dort aufzusuchen, wo er sich befindet" - beispielsweise in einem gigantischen Abwasserkanal, einem Zwischenlager für radioaktive Brennelemente, einer Tierkadaververwertungsanstalt, einer voll automatisierten Mülltrennungsanlage. Die Exkursionen führen, anders als der Untertitel nahelegen könnte, nicht nur durch Deutschland (Destinationen sind unter anderen: Bitterfeld, das Ruhrgebiet, Gorleben, der Oberrheingraben, das Moseltal), sie führen ebenso in die europäische Kultur- und Technikgeschichte sowie durch die erstaunlich gut gefüllten Regale einschlägiger Müll-Literatur verschiedenster Genres.

Philosophisch ist das Unternehmen "Müllphilosophie" in mancherlei Sinn. Sich dem Müll "konkret" zuzuwenden führe uns unsere eigene "Körperlichkeit, Unreinheit und Endlichkeit" vor Augen, verstricke uns in "fundamentale Fragen" nach unserer Identität, unserem Platz im Kosmos, unseren Vorstellungen von einem guten Leben. Neben solchen fundamentalen sind es Fragen der Gegenwartsdiagnose, die den Philosophen beschäftigen. Dabei kommt ein - in weiterem Sinne - psychoanalytisches Interesse zu seinem Recht. Soll heißen: Bei der Beschreibung und Beurteilung unseres "Müllregimes" geht es auch um die Frage nach obwaltenden Reinheitsidealen - und um das Zusammenspiel von Hygiene-Obsession und Verdrängung des uns anhaftenden Erdenrests, den "zu tragen peinlich" sein kann (wie Goethe am Schluss seines "Fausts" die Engel sagen lässt).

Die Textsorte seines Buches rechnet Schlaudt einer "Hybridgattung" zu, die "zwischen Literatur und Wissenschaft" angesiedelt sei. Derlei, setzt er hinzu, verlange das Anthropozän von uns, das gegenwärtige Erdzeitalter, das durch den Menschen, den einflussreichsten Akteur der Biosphäre, geprägt werde. Neue "Narrative" seien vonnöten, die die einst so selbstverständliche Trennung von Natur und Kultur infrage stellten. Das mag so sein - und tatsächlich mehren sich derzeit, wenn nicht alles täuscht, Bücher, die Schilderungen subjektiven Befindens mit Analysen weitreichender "objektiver" Zusammenhänge verbinden - wie etwa der unlängst erschienene Essay "Landkrank" des dänischen Soziologen Nikolaj Schultz (F.A.Z. vom 3. April). Doch sind Welterkundungen, die sich zwischen Literatur und Wissenschaft bewegen, nicht erst zu verzeichnen, seit "Anthropozän" zu einem Losungswort geworden ist.

Wie auch immer - Oliver Schlaudt kultiviert das sachdienliche Umherschweifen. Auf seinen ebenso lehr- wie geistreichen Streifzügen, die von fotokünstlerischen Arbeiten Swaantje Güntzels gerahmt werden, thematisiert er das vielgestaltige Objekt seiner analytischen Neugierde unter verschiedenen Aspekten: als naturhistorisches Phänomen - Stichwort "Entropie"; als chemisch und technisch komplexes Nebenprodukt des wirtschaftlich organisierten Stoffwechsels der Menschen mit der Natur; als lebensweltlich "Ausgesondertes". Eine gewisse dramaturgische Zuspitzung ergibt sich, sobald unsere leiblichen Existenzbedingungen als solche ins Spiel kommen und mit ihnen unsere Ausscheidungen - und der "Müll, zu dem wir alle einmal werden", nach dem Tod.

Der Silberstreif am Horizont der "Müllmoderne" trägt den Namen "Kompostmoderne", dessen ernster Witz hörbar wird, sobald man ihn als Antwort auf die Frage liest, was nach der Postmoderne noch kommen könnte - wenn nicht das Ende von Homo sapiens. UWE JUSTUS WENZEL

Oliver Schlaudt: "Zugemüllt". Eine müllphilosophische Deutschlandreise.

Illustriert mit Werken von Swaantje Güntzel. C. H. Beck Verlag, München 2024. 364 S., Abb., br., 22,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Sachbuchbestenliste von ZEIT, ZDF und Deutschlandfunk im Mai: "Der Philosoph Oliver Schlaudt hat sich auf eine Müllreise durch Deutschland begeben, unterwegs zu einer Philosophie des Verhältnisses von Mensch und Abfall."

Sachbuchbestenliste von ZEIT, ZDF und Deutschlandfunk im April:
"Eine Philosophie des Verhältnisses von Mensch und Abfall."

"Oliver Schlaudt ist nicht nur ein sehr geistreicher, sondern im besten Sinne erzählfreudiger Mensch ... Diese Reiseberichte haben eine Kraft, die sich kaum in Worte fassen lässt."
Cornelius Pollmer, Süddeutsche Zeitung (Jury-Mitglied des Bayerischen Buchpreises)


"Dieses Buch ist überhaupt nicht moralisch, sondern in erster Linie neugierig."
Marie Schoeß, BR (Jury-Mitglied des Bayerischen Buchpreises)

"Mein Lieblingsbuch von der Liste ... verbindet Themen, die nicht viel miteinander zu tun haben, wie Müll und Kunst."
Deutschlandfunk Kultur Studio 9, Christian Rabhansl

"Sehr interessant ... überaus geistreich ... und das Buch wird zum Ende hin immer noch besser als es sowieso schon ist."
Deutschlandfunk Kultur, Susanne Billig

"Das mäandrierende ... wird zu einem ganz wunderbaren Buch-strukturellen Argument ... man weiß darum: Super Buch - mit dem komm ich besser durch die Welt als wenn es gradlinig erzählt wäre."
Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung (Jury-Mitglied des Bayerischen Buchpreises)

"Oliver Schlaudt belässt es nicht beim Schreiben im stillen Kämmerlein, sondern unternimmt eine 'müllphilosophische Deutschlandreise' entlang einer Untertagedeponie, eines Abwasserkanals, einer Tierkadaver-Verwertungsanlage und so weiter."
Philosophie Magazin, Ronald Düker

"Eine akribisch argumentierte Einladung, unseren Müll nicht mehr zu verleugnen."
Bayern2, Friedrich Müller

"Schlaudt kultiviert das sachdienliche Umherschweifen. Auf seinen ebenso lehr- wie geistreichen Streifzügen, die von fotokünstlerischen Arbeiten Swaantje Güntzels gerahmt werden, thematisiert er das vielgestaltige Objekt seiner analytischen Neugierde unter verschiedenen Aspekten."
FAZ, Uwe Wenzel

"Eine regelrechte Müll-Philosophie, die er in seinem lesenswerten Buch jetzt darlegt. ... Ein Buch wie guter Humus, das Privates und Hochtheoretisches mischt."
SWR, Andrea Gnam…mehr