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Sieben Jahre hat Skip auf See verbracht. Jetzt kommt sie zurück nach Amsterdam, wo sie nicht nur auf eine vom Zeitgeist veränderte Stadt trifft, sondern auch auf die Geister der Vergangenheit: den tristen Wohnblock, in dem sie aufwuchs, die wohlhabende Familie Zeno, die sie nun wie schon einmal bei sich aufnimmt, und ihren Ex Borg, Soziologiedozent mit unwiderstehlichen Händen, der inzwischen verlobt ist, aber trotzdem wieder etwas mit ihr anfängt. Skip, scharfsinnige und selbstironische Beobachterin, will sich in keine Rolle fügen, doch immer mehr rückt ihr das alte Leben mit neuen Fragen auf…mehr

Produktbeschreibung
Sieben Jahre hat Skip auf See verbracht. Jetzt kommt sie zurück nach Amsterdam, wo sie nicht nur auf eine vom Zeitgeist veränderte Stadt trifft, sondern auch auf die Geister der Vergangenheit: den tristen Wohnblock, in dem sie aufwuchs, die wohlhabende Familie Zeno, die sie nun wie schon einmal bei sich aufnimmt, und ihren Ex Borg, Soziologiedozent mit unwiderstehlichen Händen, der inzwischen verlobt ist, aber trotzdem wieder etwas mit ihr anfängt. Skip, scharfsinnige und selbstironische Beobachterin, will sich in keine Rolle fügen, doch immer mehr rückt ihr das alte Leben mit neuen Fragen auf die Pelle. Hin- und hergerissen zwischen dem Drang nach Freiheit und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, steht sie vor der Entscheidung, die wir alle irgendwann treffen müssen: weiterziehen oder bleiben?
Autorenporträt
Nina Polak, geboren 1986, studierte Literaturwissenschaft und Cultural Analysis in Amsterdam und New York und ist seit 2013 Redakteurin bei De Correspondent. Zuhause ist ein großes Wort ist ihr zweiter Roman und der erste, der auf Deutsch erscheint. Er wurde in den Niederlanden von Publikum und Presse gefeiert, war u. a. für den Libris-Literaturpreis nominiert und wurde mit dem Charlotte-Köhler-Stipendium, dem BNG-Bank-Literaturpreis sowie dem Inktaap ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Thomas Combrink hält "Roman" für ein zu großes Wort für Nina Polaks Geschichte einer Frau, die von einer Weltumsegelung heimkehrt. Die aus der Perspektive der Protagonistin geschilderten Begegnungen mit ihren Mitmenschen und ihrer eigenen Vergangenheit sind für Combrink allzu durchsichtig als Konstrukt. Als Kolumne oder Reportage würden sie laut Rezensent besser funktionieren. So aber hat die Handlung nur Alibicharakter, um den Figuren psychologisch auf die Schliche zu kommen, ahnt Combrink.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.02.2023

Aus dem Meer
Nina Polaks "Zuhause ist ein großes Wort"

Nach sieben Jahren auf See kehrt die 1986 geborene Nienke Nauta, Spitzname Skip, mit Ende zwanzig nach Amsterdam zurück. Zufällig hatte sie 2014 in Cannes die Familie Zeno getroffen, bei der sie nach dem Tod ihrer Mutter gelebt hat. Die Geschichte dieser Heimkehr und die Begegnung mit der Vergangenheit werden aus der Perspektive der Protagonistin geschildert, die der Wirklichkeit mit den Mitteln der Ironie und Koketterie begegnet. "Es ist die Unerschütterlichkeit von einem, der noch nie erschüttert wurde", sagt Skip über Nico Zeno, den Vater der Familie. Aber genauso könnte man diesen Satz auf die junge Frau selbst beziehen, die mit ihrem ehemaligen Freund, dem Soziologen Borg, eine Affäre beginnt, obwohl der in einer Beziehung mit Geeske ist. Für Skip ist die Affäre aufregend, Schuldgefühle zeigt sie keine.

"Zuhause ist ein großes Wort" wirkt wie ein Buch der Basisgeschichten; es handelt sich um eine Erzählung über einen Menschen, der sich über die Beziehung zu anderen Personen definiert. Die holländische Autorin Nina Polak, geboren 1986 in Haarlem, arbeitet seit 2013 als Redakteurin bei dem Internetmagazin "De Correspondent". Die Stärke ihres Romans liegt in der psychologischen Beobachtung. Skip versucht, hinter die Fassaden ihrer Mitmenschen zu schauen. Was ihr an anderen Personen auffällt, hat manchmal entlarvenden Charakter, zeugt auch von Neid und Missgunst der Protagonistin. Diesen kritischen Blick, mit dem sie ihr näheres Umfeld betrachtet, richtet sie aber ebenfalls auf sich. Sie erscheint selbstverliebt und unsicher.

Die Schwäche des Romans liegt just darin, dass die Handlung nur als Vorwand dient, um die Psychologie der Icherzählerin aufzuschlüsseln. Zentral in der Perspektive auf Skips Seele ist der Bindungsaspekt. Eingebaut in den Roman ist ein literarischer Text von Borg mit dem Titel "Unschuldig - Eine Liebesgeschichte", den Skip vom Rechner ihres Freundes entwendet und der ihr Verhältnis aus der Perspektive des Mannes beleuchtet. Die Frage nach der Bindungsfähigkeit der Protagonistin steht in Beziehung zum Titel des Buchs: "Zuhause ist ein großes Wort". Am Schluss des Romans hat Skip Amsterdam wieder verlassen und sich fürs Leben auf See entschieden. Davor hat sie mit Medikamenten die Schwangerschaft beendet, die durch das Verhältnis mit Borg entstanden ist. Die Flucht auf das Meer ist auch ein Rückzug aus den modernen Mitteln der Kommunikation.

Nina Polak hat Teile des Textes als Whatsapp-Gespräche gestaltet. Dabei handelt es sich um Dialoge zwischen Skip und dem ungefähr zehn Jahre jüngeren Juda Zeno, den sie als Kind kennengelernt hat im Rahmen ihrer Segelkurse. Er gehört zu einer Gruppe von jungen Menschen, die sich für virtuelle Realitäten begeistert, die Ausbeutung der Dritten Welt anprangert, sich für Nachhaltigkeit einsetzt und Ungerechtigkeiten bekämpft. Diese Generation hat ihre eigene Sprache, die Skip zum Teil fremd ist. Sie fühlt sich alt, aber diese Gedanken wirken eher kokett. Denn Skip erscheint als junge attraktive Frau, die gesellschaftlich integriert ist, Freunde besitzt und keine Schwierigkeiten hat, Anschluss zu finden. Ihre Isolation, die Abkehr von den Menschen, ist selbst gewählt. Sie ist ohne Vater aufgewachsen, in einem sozial schwachen Bereich von Amsterdam, ihre Oma lebte in einer ländlichen Gegend, die Mutter starb früh an Krebs. Die Erfahrungen des Verlusts sind vermutlich Auslöser ihrer Unruhe. Ihr Spitzname Skip weist einerseits auf die Tätigkeit bei der Schifffahrt, anderseits auf ihr sprunghaftes Verhalten hin.

Nina Polaks Interesse an den Themen Bindung und Beziehung ist an einigen Stellen anschaulich umgesetzt. Das Buch hat aber einen eher episodischen Charakter, die lange Form erweist sich als Konstrukt. Es wäre vorstellbar, dass die Autorin in einer Kolumne oder Reportage einer Zeitung oder Zeitschrift über Beziehungen schreibt, eigene Erfahrungen schildert oder sich auf die Erlebnisse anderer Menschen bezieht - Polaks psychologische Neugierde ist unabhängig von der literarischen Form der Erzählung. Roman aber "ist ein großes Wort" für den Versuch von Nina Polak. THOMAS COMBRINK

Nina Polak: "Zuhause ist ein großes Wort". Roman.

Aus dem Niederländischen von Stefanie Ochel. Mareverlag, Hamburg 2023. 272 S., geb., 23,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Nina Polak überzeugt durch Stil, Witz und einen ganz eigenen Blick auf ihre Generation. Ein großartiges Buch.« De Volkskrant