Die Behauptung eines angeblichen Endes der Geschichte hat sich nicht nur als voreilig erwiesen, sondern angesichts der Krisen des 21. Jahrhunderts besteht darüber hinaus die moralische und politische Verpflichtung, die Geschichte der Zukunft als praktische Aufgabe zu verstehen. Um diese Perspektive philosophisch zu reflektieren, bedarf es einer neuen Geschichtsphilosophie, die weniger in die Vergangenheit gerichtet ist, als vielmehr die Lebensverhältnisse der Gegenwart und die zu erwartenden Bedingungen in der Zukunft in den Blick nimmt. Weil damit auch die ethische Verantwortung für zukünftige Generationen angesprochen ist, zielt die vorliegende Untersuchung auf eine Synthese von Geschichtsphilosophie und Zukunftsethik. Für die Ethik der Zukunft folgt daraus, dass sie bestimmte Einsichten in die narrative Struktur und orientierende Funktion historischen Bewusstseins in ihre eigene Grundlegung integriert. Für die Philosophie der Geschichte hat dies zur Konsequenz, dass sie sich mit der Zukunftsperspektive an der theoretischen Lösung ökonomischer, sozialer und ökologischer Probleme beteiligt. Dazu gehören Themen wie die je nach Handlungsfeldern unterschiedlichen Reichweiten der Langzeitverantwortung, die Pflicht zur Kompensation historischer Schuld, das Recht armer Länder auf nachholende Entwicklung, der kulturelle Maßstab intergenerationeller Gerechtigkeit und das ergänzende Modell eines generösen kollektiven Erbes. Das Ziel besteht in einer Geschichtsphilosophie der Zukunft in praktischer Absicht.
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