Masterarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Russistik / Slavistik, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Slawistik), Sprache: Deutsch, Abstract: „Darf man einen literarischen Text adaptieren? Ist es dabei legitim, schwierige Textpassagen ganz herauszunehmen oder umzuschreiben? Greift das nicht ein in die literarische Originalität und ist damit solche Adaption in ihrem Wesen kunstfeindlich?“ All diese Fragen quälen einen förmlich, wenn man sich entschließt mit der Adaption der literarischen Texte auseinanderzusetzen, geschweige denn einen literarischen Text tatsächlich zu adaptieren. Warum wagt man sich dann überhaupt an so ein schwieriges Thema heran? Dafür sind mehrere Gründe verantwortlich. Einerseits erscheint mir die künstlerische Originalität des Textes oder Authentizität, wie sie ebenfalls genannt wird, im Hinblick auf den Einsatz im Fremdsprachenunterricht etwas problematisch. Um es mit Wellers Worten zu sagen: „Jeder ‚authentische Text‘ […] verliert seine wahre ‚Authentizität‘ im Augenblick seines Transfers in ein fremdes didaktisches Milieu“ (1992, 122). Das heißt, dass jeder im Fremdsprachenunterricht eingesetzter Text immer für eine von der jeweiligen Lehrkraft bestimmte Lernsituation mit konkreten Lernzielen und Schwerpunkten eingeführt wird. Überspitzt bedeutet es auch, dass der eigentliche Akt des Lesens sowie das Leseziel in der Schule immer fremdbestimmt, also nicht authentisch sind. Damit greift man die Originalität des Textes bereits bei der Textauswahl an und nicht erst beim Adaptieren. Andererseits ist es nicht selten der Fall, dass die literarischen Texte selbst im herkömmlichen Sprachunterricht für Schüler aufgrund des anderen ihnen nicht mehr bekannten Bezugssystems schwer zu verstehen sind. Da versucht man als Lehrkraft doch auch den Schülern vor dem Lesen vorzuentlasten, die schwierigen, unbekannten oder fremden Wörter zu erklären oder zu kommentieren. Warum soll das also im Fremdsprachenunterricht nicht gehen?