Der Ethnologe Victor W. Turner (1920-1983) gehört zu den einflussreichsten Kulturwissenschaftlern der Nachkriegszeit. Zusammen mit Clifford Geertz und Mary Douglas steht Turner für den "interpretative turn" in den Humanwissenschaften. "Bedeutung" steht über "Funktion", "Kultur" über "Gesellschaft". Maßgeblich inspiriert von seiner Feldforschung bei den Ndembu in Afrika richtet sich sein Blick auf Wandelprozesse, auf Konflikte und krisenhafte Brüche. Turners Symbol- und Ritualuntersuchungen ebenso wie die analytischen Konzepte "soziales Drama", "Liminalität", "communitas" werden u.a. in Literaturwissenschaft, Semiotik, Geschichtswissenschaft, Theaterwissenschaft, Theologie, Religionswissenschaft und Soziologie diskutiert. Victor Turners Originalität ist nicht ohne den Dialog mit seiner Frau Edith denkbar, und unstrittig ist beiden die überragende Bedeutung von Religion für Individuum und Kultur. Ihr lebenslanges Bemühen galt und gilt dem Projekt einer humanistischen Ethnologie.
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