Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Erzählung „Der Sandmann“, deren erste Fassung E.T.A. Hoffmann in der Nacht des 16.11.1815 niederschrieb, erschien erstmalig 1817 als erster Teil des Zyklus´ „Nachtstücke“. Von zeitgenössischen Literaturkritikern wurde die Novelle, ebenso wie das Gesamtwerk Hoffmanns, ablehnend behandelt, beim breiten Publikum galt Hoffmann jedoch als populärer Autor. Spätestens seit Freuds Essay „Das Unheimliche“ (1919), in dem das Phänomen des Unheimlichen anhand der Erzählung psychoanalytisch beschrieben wird, gilt Der Sandmann als eines der bedeutendsten Werke des Hoffmannschen Oeuvres. Die Vielzahl der Auflagen der Erzählung sowie mehrere Verfilmungen können als Indiz für das anhaltende Interesse an der Erzählung herhalten. Zahlreiche Interpretationen beschäftigen sich mit verschiedensten Aspekten der Novelle. Als die am häufigsten gebrauchten Themenvorgaben zur Interpretation des Textes benennt Nikolai Vogel folgende: „Betonung der Polyperspektivität, Untersuchungen zur Leitmotivik, Erzählerthematik, Künstler vs. Bürgertum, Aufklärung und Romantik, Wahnsinnsthematik, Automat, verdrängte Sexualität und die Wirkung der Unheimlichkeit“. Vor allem in den Interpretationsansätzen, die sich auf das Verhältnis von Aufklärung und Romantik beziehen, spielt die Analyse der Clara eine große Rolle, da sie in diesem Zusammenhang als die Personifizierung der Aufklärung verstanden wird. In der Sekundärliteratur erfährt die Figur der Clara äußerst kontroverse Deutungen. Lee B. Jennings meint gar, dass „the watershed for schools of thought about Der Sandmann seems to be the evaluation of Clara´s character” . Der Erzähler selbst betont die ambivalente Rolle der Clara, indem er feststellt: „Clara wurde deshalb von vielen kalt, gefühllos, prosaisch gescholten; aber andere, die das Leben in klarer Tiefe aufgefasst, liebten ungemein das gemütvolle, verständige, kindliche Mädchen, […]“ In dieser Arbeit soll zunächst eine textimmanente Deutung der Clara versucht werden. Anschließend soll eine Unterscheidung zwischen psychoanalytisch und naturphilosophisch motivierten Interpretationen eine Erklärung für die konträren Bewertungen der Clara liefern. Dass die im Text angelegte ambivalente Darstellung am ehesten in Deutungen, die das Verhältnis zwischen Aufklärung und Romantik untersuchen, herausgearbeitet wird, kommt im folgenden Kapitel zur Sprache. Um diese ambivalente Darstellung aufzuzeigen, wird abschließend der Bezug zwischen Clara und Olimpia untersucht.