Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Historisches Seminar), Veranstaltung: Krise als Anlass zu Rationalisierung und Systematisierung - Der deutsche Thronstreit 1198 - 1208, Sprache: Deutsch, Abstract: Besonders für Zeiten umstrittener Herrschaft verdienen Formen der Inszenierung und der symbolischen Kommunikation die gesteigerte Aufmerksamkeit des Historikers, die aufgrund ihrer spezifischen Legitimationskraft zu einer gezielten Instrumentalisierung durch die Zeitgenossen geeignet waren. Für die Zeit des deutschen Thronstreits von 1198 bis 1208 fand bislang neben der Frage der Rechtmäßigkeit der Königswahlen vor allem diejenige um die herrschaftslegitimierende Funktion der ,echten' Krönungsinsignien, des ,korrekten' Krönungsortes und des ,richtigen' Koronators Beachtung. Ein anderer Aspekt anerkannter Herrschaft blieb für diesen Zeitraum hingegen bisher weitestgehend unbeachtet. Es handelt sich dabei um die Bedeutung des adventus regis für die Stellung, Anerkennung und Inszenierung des Herrschers. Das erscheint insofern verwunderlich, als dieser feierlich inszenierte Einritt des Regenten in eine Stadt zum Zweck seiner politischen und sakralen Überhöhung bereits in der Antike Bestandteil des Kaiserkults und, auch in Analogie zum in Mt. 21 geschilderten Einzug Jesu nach Jerusalem, seit Karl dem Großen festes Element in der Darstellung und Repräsentation der Königs- bzw. Kaiserwürde war. Im Zusammenhang mit der Praxis des Reisekönigtums gewann der adventus regis im frühen und hohen Mittelalter eine symbolbehaftete Bedeutung, deren nähere Untersuchung sich insbesondere für die Zeiten umstrittener Herrschaft lohnt. Erschwert wird eine solche Untersuchung durch den relativen Quellenmangel. So sind uns viele der herrscherlichen Ankünfte nur in wenigen Worten überliefert, aus denen sich oft nicht mehr als die bloße Anwesenheit des Königs entnehmen lässt. Als umso interessanter und aufschlussreicher sollte man die Quellen einstufen, die tiefere Einblicke in die Bedingungen, das Zeremoniell und die Bedeutung des adventus ermöglichen. Für die Zeit des deutschen Thronstreits wurde dies bislang lediglich von Steffen Krieb ansatzweise unternommen, während für die Bedeutung des adventus im Spätmittelalter das Werk von Gerrit Jasper Schenk neue Maßstäbe setzte. Die folgende Arbeit soll anhand einer eingehenden Analyse der beiden bestüberlieferten Herrscherankünfte aus der Zeit des Thronstreits, denjenigen Philipps in Straßburg 1199 und Köln 1207, sowie mithilfe eines zusammenfassenden Kapitels über Bemerkenswertes weiterer bekannter adventus der Zeit die Bedeutung dieses ritualisierten Zeremoniells für diese besondere Phase umkämpfter Herrschaft untersuchen.
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