Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Rostock (Institut für Gemanistik), Veranstaltung: Zur Tradition der Ghetto-Geschichte in der deutschsprachigen Literatur, Sprache: Deutsch, Abstract: Solange man lebt, wird man gehetzt von einem Ort zum andern, unstet und flüchtig, und erst wenn einer tot ist, läßt man ihn leben.1 Diese Worte, geäußert von einem der Hauptfiguren in der Erzählung von Egon Erwin Kisch „Der tote Hund und der lebende Jude“, drücken Gefühle einer Flüchtlingssituation aus, deren Leiden wohl erst durch den Tod beendet wird. Was ist nun, wenn man nicht sterben kann? Es einem nicht erlaubt ist, sein Leben zu beenden? Diese Situation scheint eher mystischen Ursprungs. Und genau diese Mystik des ewigen Lebens spiegelt sich, neben dem Glauben an Untote und andere dunkle Wesen, auch in dem Mythos des Ewigen Juden – Ahasver wieder. Von namhaften Schriftstellern, wie Johann Wolfgang von Goethe, Christian Friedrich Daniel Schubart, Achim von Arnim u. a., thematisiert, ist Ahasver (auch Ahasveros oder Ahasverus) wegen der Blasphemie an Jesus, von demselben zur Unsterblichkeit verdammt worden (weitere Erklärung dazu unter dem Gliederungspunkt 2). Der Untersuchungsgegenstand meiner Seminararbeit soll die Figur des Ahasver in Egon Erwin Kischs Werk „Der tote Hund und der lebende Jude“ sein. Die Person in seiner Erzählung, an der ich versuchen werde die Gestalt des „Ewigen Juden“ nachzuweisen, ist einer der Hauptpersonen und wird bis zum Schluss nicht namentlich benannt. Aus diesem Grund betitle ich die Figur als der Alte bzw. der Greis. Diese Bezeichnungen sind auch im Text fundiert.2 Ich gehe bei der Ausarbeitung wie folgt vor: Zuerst werde ich eine kurzen Einblick in den Mythos des Ahasver geben, auf den die Ansätze zur einer kritischen Auseinandersetzung der Glaubwürdigkeit folgen. Auf der Basis des erarbeiteten Wissens über die Figur des Ewigen Juden, gehe ich auf die im Text verwendeten Charaktereigenschaften der vermeintlichen Ahasverfigur ein. Dabei bediene ich mich einer Einteilung der Erzählung in drei Abschnitte und versuche in diesen meine Behauptung systematisch darzustellen. Abschließend werde ich der Geschichte eine Bedeutung zuweisen. 1 Kisch, Egon Erwin, Der tote Hund und der lebende Jude. In: Geschichten aus sieben Ghettos. In: Ders: Gesammelte Werke in Einzelausgabe. Bd. VI. Berlin, Weimar: Aufbau Verlag, 1973. S. 100. 2 Vgl. ebd., S. 99.