August Wilhelm Schlegels Shakespeare-Übersetzung zählt zu den exponierten Übersetzungsprojekten der deutschen Literaturgeschichte. Die vierzehn von 1797 bis 1810 erschienenen Stücke, später ergänzt durch Dorothea Tieck und Wolf Heinrich Graf von Baudissin, bilden bis heute die deutsche Standardversion. - Michael Bernays unterzieht die Manuskripte Schlegels einer genauen Sichtung und setzt die Befunde zu biografischen und literatur bzw. kulturhistorischen Kontexten in Beziehung. Er schildert, wie Schlegel unter dem Einfluss Gottfried August Bürgers sich der Übersetzung Shakespeares zuwendet, und verfolgt, wie er Bürgers Verfahren kritisch reflektierend verfeinert und während der Amsterdamer Hauslehrertätigkeit und in der Auseinandersetzung mit Goethe und Schiller weiterentwickelt. Bernays gelingt es, Lücken und Korruptelen des ersten, nicht von Schlegel selbst korrigierten Drucks zu ergänzen bzw. zu verbessern und den Bearbeitungsprozess zu dokumentieren, in dessen Verlauf Schlegel sich der englischen Vorlage kongenial nähert. In der sinngemäßen Nachbildung findet er ein Verfahren, den Herausforderungen des Shakespeareschen Originals zu begegnen und der Übersetzung selbst eine poetische Form zu verleihen. Editorische Notiz: Die vorliegende Edition nimmt zur Grundlage: Michael Bernays, Zur Entstehungsgeschichte des Schlegelschen Shakespeare, erschienen im Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1872. - Der Text ist neu gesetzt und typografisch modernisiert. Die Orthografie wurde beibehalten, nur offenkundige Fehler des Setzers wurden korrigiert. Eine Konkordanz verweist auf die Paginierung der Ausgabe von 1872.
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