Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziologie - Sonstiges, Note: 1,0, Universität Hamburg (Sozialwissenschaftliches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: In der feministischen Soziologie bestand lange Zeit die unangefochtene Vorstellung, daß Prostitution stets in unmittelbarem Zusammenhang mit Zwang und Gewalt stünde. Die Prostituierte, die in der Regel ausschließlich, und teilweise ausdrücklich, in ihrer weiblichen Form (Barry 1984:11) betrachtet wurde, konnte unter keinen Umständen selbst die Prostitution gewählt haben: Prostituierte kamen zu ihrer Beschäftigung durch Gewalt, Naivität, Einsamkeit - in jedem Fall nicht durch persönliche Entscheidung. Vorausgesetzt wurde hierbei häufig ein naives junges Mädchen, das in die Fänge eines skrupellosen Mädchenhändlers gelang und zur Prostitution gezwungen wurde: "Conning a girl or young woman by feigning friendship or love is undoubtedly the easiest and most frequently employed tactic of slave procurers ... and it is the most effective. Young women readily respond to male attention and affection and easily become dependent on it" (ebd., 5). Dadurch wurde die Prostituierte als Opfer - und damit als unschuldig - konstruiert. Dem Hinweis auf ihre Unschuld (im Kontrast zur Schuld derjenigen, die freiwillig als Prostituierte arbeitete, und die im sogenannten abolitionistischen Diskurs als gefallenes Mädchen bezeichnet wurde) unterliegt eine implizite Vorstellung von der (freiwilligen) Prostituierten als Kriminellen, die auch in den Fällen, in denen einer juristischen und politischen Kriminalisierung des Opfers ausdrücklich widersprochen wurde, beibehalten wurde. Auf diese Weise kann eine soziale Ordnung aufrecht erhalten werden, die Prostitution verdammt und in der es unmöglich wird, die Interessen der Betroffenen zu vertreten.
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