Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: Sehr gut, Universität Salzburg (Germanistik), Veranstaltung: Der Artus-Roman, Sprache: Deutsch, Abstract: „Die Kunst ist in ihrer Auffassung und Richtung von der Zeit abhängig, in der sie lebt, und die Künstler sind Kreaturen ihrer Epoche. Die höchste Kunst wird diejenige sein, die in ihren Bewußtseinsinhalten die tausendfachen Probleme der Zeit präsentiert (…).“ (Huelsenbeck 1984: 31) Mit diesen Sätzen beginnt ein wichtiges Dokument des 20. Jahrhunderts, das Dadaistische Manifest von 1918. Den Dadaisten ging es darum, mit sämtlichen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gestaltend in das als überkommen und verkommen erlebte Klima während des ersten Weltkrieges und später der Weimarer Republik einzugreifen und die Haltung der Menschen grundlegend zu verändern. Die in Metamorphose begriffene Welt sollte in ihren Augen durch Zersetzung weiter getrieben werden, auf daß nach der Notwendigkeit des Untergangs, nach der Götter- und Götzendämmerung die Kunst gleichsam wie ein Phönix aus der Asche stiege. Dieser Anarchismus oder, um mit Richard Huelsenbeck (1984: 13ff) zu sprechen, dieser „schöpferische Irrationalismus“ diente also nicht so sehr der Legitimation dadaistischer Destruktivität, sondern vielmehr der Begründung avantgardistischer „neuer Kunst“ und der damit verbundenen Utopie eines „neuen Lebens“. Die Dadaisten, die sich als Avantgarde, als Vorhut und Vorkämpfer einer neuen Kunst und eines neuen Lebens verstanden, haben damit in nuce das formuliert, was Hartmann gut 800 Jahre zuvor mit seinen Werken verfolgte: Durch das Zerbrechen oberflächlicher Tugendvorstellungen eine Erweiterung des Daseins herbeizuführen. Freilich, die Situation der sich auf der Flucht oder im Exil befindlichen Dadaisten kann nicht so ohne weiteres mit den lebensweltlichen Situation Hartmanns von Aue verglichen werden; fest steht, daß in beiden Fällen die politischen und soziokulturellen Lebensumstände in der Dichtung ihren Niederschlag gefunden haben. Fest steht aber auch, daß umgekehrt ihre Dichtung utopische und lebenspraktische Modelle liefert zur Veränderung und Umgestaltung des Bestehenden. Dieser dialektische Aspekt ist zu beachten, wenn im folgenden auf die Entstehung des Artusromans und die damit einhergehenden Leitbilder und Kanones eingegangen werden soll.