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Der Bildersammler von Schloss Nymphenburg und die große Politik: Franz von Bayern blickt auf ein langes Leben im Dienst der Familie und des Landes zurück.
Von Hannes Hintermeier
Wäre Bayern noch eine Monarchie, wäre der am 14. Juli 1933 geborene Franz Bonaventura Adalbert Maria Prinz von Bayern heute König. Der Konjunktiv ist ein im Bairischen sehr geläufiger Modus. "I waar da Kini" heißt nicht "Ich wäre der König", sondern "Ich bin es, weise aber höflich darauf hin". Auch wenn er nicht König ist, so wird der Chef des Hauses Wittelsbach doch als "K. H." adressiert, als Königliche Hoheit, gleichwohl er den Namen Franz Herzog von Bayern seit 1996 nach dem Tod seines Vaters annahm.
Der königliche Herzog ist ein nicht wegzudenkendes Bindeglied zwischen der Geschichte seines Hauses und dem gegenwärtigen Freistaat. Zwar regieren die Wittelsbacher seit hundertfünf Jahren nicht mehr, aber auf der Habenseite stehen immer noch jene 738 Jahre, die sie es getan haben. Eine kultivierte Erscheinung in Maßanzug mit einer feinen, zugewandten Art. Dass er bei jeder Veranstaltung wirkt wie ein "Zuschauer in der ersten Reihe", so der Titel seiner Memoiren, kann er gar nicht verhindern.
In München kennt man das: Bei der Begrüßung zu einer Ausstellungseröffnung wird Herzog Franz begrüßt, Applaus brandet auf, und erst wenn er sich erhoben und sich dem Volk gezeigt hat, kehrt Ruhe ein. Nun erfährt man immerhin, dass ihn Ansprachen stressen, sich zu zeigen dagegen schon lange nicht mehr. Auch beherrscht er die Kunst des diskreten Schweigens. Da er demnächst neunzig wird, schien ihm die Zeit gekommen, seine Geschichte festzuhalten. Aus zwei Dutzend Gesprächen mit der Augsburger Historikerin Marita Krauss entstanden tausend Seiten Abschrift und am Ende ein Band mit dreihundert Seiten im Duktus gesprochener Sprache.
Über die Geschichte der Familie im "Dritten Reich" ist in den vergangenen Jahren fachwissenschaftlich publiziert worden, aber einer breiteren Öffentlichkeit dürfte nicht bekannt sein, dass die Wittelsbacher eine KZ-Geschichte haben. Franz' Eltern, Erbprinz Albrecht von Bayern und Marita Gräfin von Draskovic, verließen 1934 auf Druck der Nationalsozialisten mit ihren Kindern das Land Richtung Ungarn. Die Familie kehrt 1935 zurück, flieht 1939 erneut. Franz erinnert sich an eine vom Krieg unbeschwerte Kindheit in einem Schloss nahe dem Plattensee. Er habe "einen ganzen Tierpark" versorgt, darunter das Schwein Zotzi, einen Kauz, Mäuse, Frösche, Eidechsen, Siebenschläfer und einen zahmen Neuntöter, niemand habe das gestört.
1944 geht dieser Schutzraum verloren, die Familie wird ins KZ Sachsenhausen überstellt, lebt dort in einem Haus getrennt von den Lagerhäftlingen. Die Eltern schützen ihre Kinder und die jüngeren Schwestern Albrechts mit ihrer tadellosen Haltung, die sie auch wahrten, als sie ins KZ Flossenbürg verlegt wurden. Dort sieht der Elfjährige die toten Zwangsarbeiter und die Leichenberge vor dem Krematorium, die - wie im Film "Schindlers Liste" - vom leise fallenden Schnee bedeckt werden.
Vom KZ Dachau aus bringt man die Familie Buchholz, so der Tarnname, der nicht überall verfängt, in einem Zug voller "Sippenhäftlinge" in den letzten Kriegstagen nach Tirol, wo sie in einem Hotel kaserniert wird. Einer Vergiftung mit Strychnin entgehen die Gefangenen. Die Monate nach der Befreiung stürzen auch die Wittelsbacher ins Chaos, im Sommer 1945 schaffen sie es auf ihren Stammsitz, ins Schloss Leutstetten. Im zerstörten München spielt man in der Aula der Universität Haydns "Schöpfung", es wird das erste öffentliche Konzert, das Franz von Bayern erlebt.
Die Lektionen der Kriegsjahre sitzen. Es widerstrebe ihm noch heute, "bei einem großen Essen oder Bankett Brot, das ich nicht aufgegessen habe, liegen zu lassen. Ich nehme es mit." Der Bildungsgang führt über das Kloster Ettal in ein Internat nach Fribourg, es folgt ein Studium in München. Wichtiger als das Diplom in Volkswirtschaftslehre ist aber das Gefühl, "dass ich für etwas auftreten und dastehen muss und dass die Familie eine Rolle spielt". In der Aufbruchsstimmung der Fünfzigerjahre reiht sich für den jungen Prinzen eine prägende Begegnung an die andere. Er erlebt den Wiederaufbau der Residenz, sitzt zu Füßen von Annette Kolb, lauscht Neuer Musik in Donaueschingen, Penderecki, Nono und Berio.
Er lernt Benjamin Britten kennen und erlebt Ella Fitzgerald im Tabarin am Isartorplatz - "in der Familie hatte kein Mensch eine Ahnung, dass es so eine Kneipe gibt". Es sind die Jahre, in denen er sich "aus dem Traditionsrahmen" lösen wird. Eine Begegnung mit Alfred Kubin beschleunigt seine Hinwendung zur Malerei. Das Kunstverständnis hat er von seinem Großvater, Kronprinz Rupprecht, geerbt. Er verehrt Fritz Winter, Theodor Werner und Ernst-Wilhelm Nay.
1962 ist er das erste Mal in New York. Und sogleich hingerissen. In der Peppermint Lounge fragt er frühmorgens seine Zechkumpanen endlich nach ihrem Namen. Jasper Johns und Robert Rauschenberg werden zu Freunden, ihre Bilder zu sammeln, kann sich der Wittelsbacher nicht leisten. Eine amerikanische Flagge von Jasper Johns soll in der Galerie Leo Castelli achttausend Dollar kosten. Die Münchner Hausbank lehnt die Finanzierung ab: "Das Bild hängt jetzt im MOMA." Wie so oft spielt der Autor auch in dieser Anekdote seine Rolle herunter. Er sei dort einer Intelligenz begegnet, "die auch weniger Intelligente" wie ihn toleriert habe. Dass er sechzehn Jahre lang den Vorsitz des Internationalen Beirats des Museum of Modern Art innehatte, erzählt eine andere Geschichte.
Der hochadelige Kunstliebhaber bewegt sich routiniert in der Welt der Reichen und Schönen, er ist eine Figur, deren Nähe man sucht. Dennoch liest sich das Buch streckenweise als Kette von "Freunden", deren Namen fallen gelassen werden - nicht um damit zu prahlen, sondern weil sie Teil eines Lebens sind, das Franz von Bayern zu einem eminenten Kunstsammler werden ließ. Als hintergründigen Beweger, dem das Münchner Kunstareal viel verdankt, treibt ihn die Sorge, seine Heimat könne in die Provinzialität abgleiten.
Andere Teile dieses durch eine jährliche Ausschüttung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds komfortabel abgesicherten Daseins sind die vielen Ämter des Autors. Oberhaupt eines verstreuten Adelsgeschlechts, eine führende Rolle in der Wittelsbacher Landesstiftung, Mitgliedschaft in Akademien und Ritterorden, Kuratoriumsposten in Museen. Erste Reihe eben, und da sitzen nicht alle. Von den Ministerpräsidenten, die Franz von Bayern bewusst erlebt hat, kommt nur einer nicht vor - der Protestant Beckstein, aber der amtierte auch nur ein Jahr. Von den neun Kultusministern der letzten sechzig Jahre tauchen nur Hans Maier und Hans Zehetmair auf. Und von sechs Münchner Nachkriegs-Oberbürgermeistern findet nur der erste Erwähnung.
Und dann ist da noch ein Thema, das dem Buch Aufmerksamkeit beschert. Franz von Bayern ließ sich 2021 mit seinem Lebensmenschen vom Fotografen Erwin Olaf porträtieren. Der Jurist und Heilpraktiker Thomas Greinwald, Jahrgang 1960, mit dem Herzog Franz seit mehr als vierzig Jahren zusammenlebt, habe viel aushalten müssen. Auch Demütigungen. Lange Zeit habe er, bekennt der Autor, "die Menschen im Land nicht in Pro- und Kontra-Positionen treiben" wollen, da es viele Bereiche gibt, "die sich mit solchen Partnerschaften einfach schwertaten". Heute könne man aber von allen erwarten, dass sie "die Liebe in ihrer Vielfalt" akzeptierten. In einer Art Glossar, das den Band beschließt, fehlt just dieses Stichwort - Liebe. Vielleicht liegt das daran, das man diese im Bairischen auch mit einem Konjunktiv nicht richtig ausdrücken kann.
Franz von Bayern: "Zuschauer in der ersten Reihe". Erinnerungen.
C. H. Beck Verlag, München 2023.
304 S., Abb., geb., 28,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
BUNTE, Isabell Becker
"Franz von Bayerns Memoiren stoßen auf immenses Interesse ... interessant ist es allemal, was Franz von Bayern zu erzählen hat."
Süddeutsche Zeitung, Susanne Hermanski
"Die Memoiren des Wittelsbachers Franz von Bayern stecken voller märchenhafter Kunst-Begegnungen."
Monopol, Silke Hohmann
"Nun veröffentlicht er seine Autobiografie, in der er voll Wärme und Humor von seinem Leben erzählt."
Monsieur
"Ein großartiges neues Buch"
SALON
"Wunderbar gelungen: Der mit den unterschiedlichsten, aberwitzigsten Anekdoten gespickte Erinnerungsband liest sich flott und so kurzweilig, als ob man bei Herzog Franz zum Tee säße und ihn von früher erzählen hört."
Tageszeitung, Ulrike Frick
"Franz von Bayern blickt auf ein langes Leben im Dienst der Familie und des Landes zurück. ... Der königliche Herzog ist ein nicht wegzudenkendes Bindeglied zwischen der Geschichte seines Hauses und dem gegenwärtigen Freistaat."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Hannes Hintermeier
"Ein kluges Buch über einen weisen Mann."
BR Habe die Ehre!, Hermine Kaiser
"Franz von Bayern ist ein ehrliches und überzeugendes Buch gelungen."
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Florian G. Mildenberger
Der Bildersammler von Schloss Nymphenburg und die große Politik: Franz von Bayern blickt auf ein langes Leben im Dienst der Familie und des Landes zurück.
Von Hannes Hintermeier
Wäre Bayern noch eine Monarchie, wäre der am 14. Juli 1933 geborene Franz Bonaventura Adalbert Maria Prinz von Bayern heute König. Der Konjunktiv ist ein im Bairischen sehr geläufiger Modus. "I waar da Kini" heißt nicht "Ich wäre der König", sondern "Ich bin es, weise aber höflich darauf hin". Auch wenn er nicht König ist, so wird der Chef des Hauses Wittelsbach doch als "K. H." adressiert, als Königliche Hoheit, gleichwohl er den Namen Franz Herzog von Bayern seit 1996 nach dem Tod seines Vaters annahm.
Der königliche Herzog ist ein nicht wegzudenkendes Bindeglied zwischen der Geschichte seines Hauses und dem gegenwärtigen Freistaat. Zwar regieren die Wittelsbacher seit hundertfünf Jahren nicht mehr, aber auf der Habenseite stehen immer noch jene 738 Jahre, die sie es getan haben. Eine kultivierte Erscheinung in Maßanzug mit einer feinen, zugewandten Art. Dass er bei jeder Veranstaltung wirkt wie ein "Zuschauer in der ersten Reihe", so der Titel seiner Memoiren, kann er gar nicht verhindern.
In München kennt man das: Bei der Begrüßung zu einer Ausstellungseröffnung wird Herzog Franz begrüßt, Applaus brandet auf, und erst wenn er sich erhoben und sich dem Volk gezeigt hat, kehrt Ruhe ein. Nun erfährt man immerhin, dass ihn Ansprachen stressen, sich zu zeigen dagegen schon lange nicht mehr. Auch beherrscht er die Kunst des diskreten Schweigens. Da er demnächst neunzig wird, schien ihm die Zeit gekommen, seine Geschichte festzuhalten. Aus zwei Dutzend Gesprächen mit der Augsburger Historikerin Marita Krauss entstanden tausend Seiten Abschrift und am Ende ein Band mit dreihundert Seiten im Duktus gesprochener Sprache.
Über die Geschichte der Familie im "Dritten Reich" ist in den vergangenen Jahren fachwissenschaftlich publiziert worden, aber einer breiteren Öffentlichkeit dürfte nicht bekannt sein, dass die Wittelsbacher eine KZ-Geschichte haben. Franz' Eltern, Erbprinz Albrecht von Bayern und Marita Gräfin von Draskovic, verließen 1934 auf Druck der Nationalsozialisten mit ihren Kindern das Land Richtung Ungarn. Die Familie kehrt 1935 zurück, flieht 1939 erneut. Franz erinnert sich an eine vom Krieg unbeschwerte Kindheit in einem Schloss nahe dem Plattensee. Er habe "einen ganzen Tierpark" versorgt, darunter das Schwein Zotzi, einen Kauz, Mäuse, Frösche, Eidechsen, Siebenschläfer und einen zahmen Neuntöter, niemand habe das gestört.
1944 geht dieser Schutzraum verloren, die Familie wird ins KZ Sachsenhausen überstellt, lebt dort in einem Haus getrennt von den Lagerhäftlingen. Die Eltern schützen ihre Kinder und die jüngeren Schwestern Albrechts mit ihrer tadellosen Haltung, die sie auch wahrten, als sie ins KZ Flossenbürg verlegt wurden. Dort sieht der Elfjährige die toten Zwangsarbeiter und die Leichenberge vor dem Krematorium, die - wie im Film "Schindlers Liste" - vom leise fallenden Schnee bedeckt werden.
Vom KZ Dachau aus bringt man die Familie Buchholz, so der Tarnname, der nicht überall verfängt, in einem Zug voller "Sippenhäftlinge" in den letzten Kriegstagen nach Tirol, wo sie in einem Hotel kaserniert wird. Einer Vergiftung mit Strychnin entgehen die Gefangenen. Die Monate nach der Befreiung stürzen auch die Wittelsbacher ins Chaos, im Sommer 1945 schaffen sie es auf ihren Stammsitz, ins Schloss Leutstetten. Im zerstörten München spielt man in der Aula der Universität Haydns "Schöpfung", es wird das erste öffentliche Konzert, das Franz von Bayern erlebt.
Die Lektionen der Kriegsjahre sitzen. Es widerstrebe ihm noch heute, "bei einem großen Essen oder Bankett Brot, das ich nicht aufgegessen habe, liegen zu lassen. Ich nehme es mit." Der Bildungsgang führt über das Kloster Ettal in ein Internat nach Fribourg, es folgt ein Studium in München. Wichtiger als das Diplom in Volkswirtschaftslehre ist aber das Gefühl, "dass ich für etwas auftreten und dastehen muss und dass die Familie eine Rolle spielt". In der Aufbruchsstimmung der Fünfzigerjahre reiht sich für den jungen Prinzen eine prägende Begegnung an die andere. Er erlebt den Wiederaufbau der Residenz, sitzt zu Füßen von Annette Kolb, lauscht Neuer Musik in Donaueschingen, Penderecki, Nono und Berio.
Er lernt Benjamin Britten kennen und erlebt Ella Fitzgerald im Tabarin am Isartorplatz - "in der Familie hatte kein Mensch eine Ahnung, dass es so eine Kneipe gibt". Es sind die Jahre, in denen er sich "aus dem Traditionsrahmen" lösen wird. Eine Begegnung mit Alfred Kubin beschleunigt seine Hinwendung zur Malerei. Das Kunstverständnis hat er von seinem Großvater, Kronprinz Rupprecht, geerbt. Er verehrt Fritz Winter, Theodor Werner und Ernst-Wilhelm Nay.
1962 ist er das erste Mal in New York. Und sogleich hingerissen. In der Peppermint Lounge fragt er frühmorgens seine Zechkumpanen endlich nach ihrem Namen. Jasper Johns und Robert Rauschenberg werden zu Freunden, ihre Bilder zu sammeln, kann sich der Wittelsbacher nicht leisten. Eine amerikanische Flagge von Jasper Johns soll in der Galerie Leo Castelli achttausend Dollar kosten. Die Münchner Hausbank lehnt die Finanzierung ab: "Das Bild hängt jetzt im MOMA." Wie so oft spielt der Autor auch in dieser Anekdote seine Rolle herunter. Er sei dort einer Intelligenz begegnet, "die auch weniger Intelligente" wie ihn toleriert habe. Dass er sechzehn Jahre lang den Vorsitz des Internationalen Beirats des Museum of Modern Art innehatte, erzählt eine andere Geschichte.
Der hochadelige Kunstliebhaber bewegt sich routiniert in der Welt der Reichen und Schönen, er ist eine Figur, deren Nähe man sucht. Dennoch liest sich das Buch streckenweise als Kette von "Freunden", deren Namen fallen gelassen werden - nicht um damit zu prahlen, sondern weil sie Teil eines Lebens sind, das Franz von Bayern zu einem eminenten Kunstsammler werden ließ. Als hintergründigen Beweger, dem das Münchner Kunstareal viel verdankt, treibt ihn die Sorge, seine Heimat könne in die Provinzialität abgleiten.
Andere Teile dieses durch eine jährliche Ausschüttung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds komfortabel abgesicherten Daseins sind die vielen Ämter des Autors. Oberhaupt eines verstreuten Adelsgeschlechts, eine führende Rolle in der Wittelsbacher Landesstiftung, Mitgliedschaft in Akademien und Ritterorden, Kuratoriumsposten in Museen. Erste Reihe eben, und da sitzen nicht alle. Von den Ministerpräsidenten, die Franz von Bayern bewusst erlebt hat, kommt nur einer nicht vor - der Protestant Beckstein, aber der amtierte auch nur ein Jahr. Von den neun Kultusministern der letzten sechzig Jahre tauchen nur Hans Maier und Hans Zehetmair auf. Und von sechs Münchner Nachkriegs-Oberbürgermeistern findet nur der erste Erwähnung.
Und dann ist da noch ein Thema, das dem Buch Aufmerksamkeit beschert. Franz von Bayern ließ sich 2021 mit seinem Lebensmenschen vom Fotografen Erwin Olaf porträtieren. Der Jurist und Heilpraktiker Thomas Greinwald, Jahrgang 1960, mit dem Herzog Franz seit mehr als vierzig Jahren zusammenlebt, habe viel aushalten müssen. Auch Demütigungen. Lange Zeit habe er, bekennt der Autor, "die Menschen im Land nicht in Pro- und Kontra-Positionen treiben" wollen, da es viele Bereiche gibt, "die sich mit solchen Partnerschaften einfach schwertaten". Heute könne man aber von allen erwarten, dass sie "die Liebe in ihrer Vielfalt" akzeptierten. In einer Art Glossar, das den Band beschließt, fehlt just dieses Stichwort - Liebe. Vielleicht liegt das daran, das man diese im Bairischen auch mit einem Konjunktiv nicht richtig ausdrücken kann.
Franz von Bayern: "Zuschauer in der ersten Reihe". Erinnerungen.
C. H. Beck Verlag, München 2023.
304 S., Abb., geb., 28,- Euro.
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