Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Buchstäblich ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese wirklich einzigartige Romanreihe ist generell der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. »Mein Enkel ist ein Genie«, sagte Livia Langenfeld und drapierte ein pflaumengroßes Seidentuch um ihre frisch geliftete Kinnpartie, »er soll nicht nur herumklimpern, sondern den besten Unterricht erhalten, der für Geld zu haben ist.« Axel Bloomendal, Direktor der Musikhochschule, Leiter des exquisiten ›Kleinen Orchesters‹ und Gründer des Kulturvereins der Stadt Westertal zwischen Ruhr und Rhein, neigte höflich den Kopf und strich sich mit der schmalen Hand über die graue Schläfe. »Ich sehe, wir verstehen uns«, fuhr Livia liebenswürdig fort, »niemand außer Ihnen, lieber Maestro, kommt als Lehrer meines Enkels in Frage.« Axel Bloomendal ließ die Hand sinken und starrte angestrengt durch den halb geöffneten Fensterflügel auf die zart sich begrünenden Rosenbeete, denen die Villa ihren Namen verdankte. War es zu fassen? Wollte ihn diese exzentrische alte Schachtel wahrhaftig als Klavierlehrer eines mäßig begabten, unerzogenen Jungen verpflichten? Ein Blick in ihr eisern entschlossenes Gesicht genügte. Sie wollte. Was Livia Langenfeld wollte, das hatte sie ein Leben lang durchgesetzt. Ihrem ehernen Willen, ihrem enormen Vermögen und ihrem unbegrenzten Einfluß widerstand niemand. Unter ihrer Schirmherrschaft standen alle kulturellen Einrichtungen im Umkreis von hundert Kilometern, ohne ihre Unterstützung hätte es kein Theater mehr gegeben und kein Orchester. »Nun«, sagte Axel Bloomendal und zwang sich zu einem interessierten Lächeln, »wie alt ist der Kleine inzwischen?« »Sieben«, erwiderte Livia, »und wie Sie wissen, ist er mein einziger Enkel. Schon mit fünf Jahren konnte er das Forellenquintett auswendig spielen. Ein kleiner Mozart, sage ich Ihnen! Leider wurde seine musikalische Ausbildung vernachlässigt, weil er in die Schule kam.