Mit "Zwei lange Unterhosen der Marke Hering" erwartet den Leser ein Buch über den Holocaust. Aber es ist nicht, wie man zunächst denkt, eines von den unzähligen Standardbüchern, die man zu diesem Thema kennt. Vielmehr erzählt der Autor Ariel Magnus hier die Geschichte seiner Oma Emma, welche sich im
Konzentrationslager Ausschwitz befand und dieses überlebte. In einem Interview erfährt nicht nur…mehrMit "Zwei lange Unterhosen der Marke Hering" erwartet den Leser ein Buch über den Holocaust. Aber es ist nicht, wie man zunächst denkt, eines von den unzähligen Standardbüchern, die man zu diesem Thema kennt. Vielmehr erzählt der Autor Ariel Magnus hier die Geschichte seiner Oma Emma, welche sich im Konzentrationslager Ausschwitz befand und dieses überlebte. In einem Interview erfährt nicht nur Magnus, sondern auch der Leser, unter welchen Umständen seine Oma damals nach Auschwitz kam und wie sie die Zeit dort erlebt hat.
Ich hatte von diesem Buch eigentlich etwas mehr erwartet. Zunächst lernt der Leser die Oma kennen - Sie ist zu Besuch in Deutschland (Berlin) bei ihrem Enkel und dessen Familie. Der Autor stellt zunächst die Person der Oma vor - mit all ihren teilweise doch sehr amüsanten Eigenheiten. Diese Vorstellung der Oma ist gepaart mit einigen Ausflügen und Erlebnissen zusammen mit der älteren Dame. Auf eine humoristische Art und Weise lernt der Autor so die Charakterzüge der Oma kennen und, so ging es mir jedenfalls, auch irgendwie lieben. Zudem beginnt er auch den Zusammenhang zwischen ihrem Verhalten und ihren Erlebnissen in Auschwitz etc. zu verstehen. Zwischen diesen Charakterdarstellungen und Erlebnissen erfährt der Autor noch einiges über die familiären Umstände der Oma und ihre Zeit in Schweden sowie in Auschwitz. Doch leider ist das Interview nicht immer chronologisch aufgebaut, sodass es dem Leser an manchen Stellen durchaus schwer fällt den Erzählungen der Oma zu folgen. Gerade dieser Umstand jedoch macht die Geschichte gleichzeitig auch äußerst authentisch, denn welche Oma erzählt schon immer alles in der geordneten Reihenfolge, gerade, wenn es um solch emotionale Themen geht. Als Leser habe ich mich allerdings ganz gut daran gewöhnt.
Insgesamt hat mir das Buch ganz gut gefallen, obwohl ich gern mehr über die Umstände und das "Leben" im KZ Auschwitz erfahren hätte. Doch in diesem Punkt ist die Oma, wie auch der Autor immer ziemlich allgemein geblieben. Meine Erwartung mehr über die Zeit des Holocaust und die Umstände zu erfahren, konnte das Buch leider nicht erfüllen. So habe ich mir in den Ausführungen der Oma zeitweise mehr Details gewünscht, um ihren Charakter und ihre Beweggründe besser nachvollziehen zu können. Dafür habe ich aber eine liebenswerte und temperamentvolle ältere Dame kennengelernt, die diese schwere Zeit auf ihre ganz eigene Art und Weise verarbeitet. Dieser Frau ist nur Anerkennung zu zollen, wie sie mit diesen Erlebnissen umgeht. Eine bemerkenswerte Frau, von der man eine ganze Menge lernen kann. Und schon allein dafür, hat es sich mehr als gelohnt, dieses Buch gelesen zu haben.