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Der eine erinnert sich noch immer an jenen Theaterbesuch als Schulkind: nicht an das Stück, dafür an das Dekor, die Kulisse. Ein Urbild, das er auf seinen Wanderungen durch die Nachbarorte wiedererkennt, in einer Scheune, dem Haus auf dem Friedhof – und in ständiger Erwartung, dass die Türen aufgehen, die Fenster aufspringen, ein Mensch heraustritt. Der andere erinnert sich an seinen Urahn, den Großvater, der am Isonzo und in Galizien in den Schützengräben lag und mit den Tieren auf seine Art umging, die Schlange auf den Rechen spießte und die Hornissen lebendig im hohlen Baum einmauerte. Für…mehr

Produktbeschreibung
Der eine erinnert sich noch immer an jenen Theaterbesuch als Schulkind: nicht an das Stück, dafür an das Dekor, die Kulisse. Ein Urbild, das er auf seinen Wanderungen durch die Nachbarorte wiedererkennt, in einer Scheune, dem Haus auf dem Friedhof – und in ständiger Erwartung, dass die Türen aufgehen, die Fenster aufspringen, ein Mensch heraustritt.
Der andere erinnert sich an seinen Urahn, den Großvater, der am Isonzo und in Galizien in den Schützengräben lag und mit den Tieren auf seine Art umging, die Schlange auf den Rechen spießte und die Hornissen lebendig im hohlen Baum einmauerte. Für ihn ein Spiel wie die sonntägliche Kartenrunde.
»Wahr gesagt, alter Freund: Zwei besondere Narren sind wir, ein jeder auf seine Weise.« Mit unvergleichlicher Musikalität lässt Peter Handke zwei Sprecher auftreten. In der Wechselrede, ihrem Dialog, scheinen Bilder und Erinnerungen auf. Dabei im Zentrum: der Großvater, ein Spieler, und die Theaterbühne, ein Spielort. Das Spiel im Spiel? Ein meisterhaftes Zwiegespräch.

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Autorenporträt
Peter Handke wird am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Die Familie mütterlicherseits gehört zur slowenischen Minderheit in Österreich; der Vater, ein Deutscher, war in Folge des Zweiten Weltkriegs nach Kärnten gekommen. Zwischen 1954 und 1959 besucht Handke das Gymnasium in Tanzenberg (Kärnten) und das dazugehörige Internat. Nach dem Abitur im Jahr 1961 studiert er in Graz Jura. Im März 1966, Peter Handke hat sein Studium vor der letzten und abschließenden Prüfung abgebrochen, erscheint sein erster Roman Die Hornissen. Im selben Jahr 1966 erfolgt die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks Publikumsbeschimpfung in Frankfurt am Main in der Regie von Claus Peymann.

Seitdem hat er mehr als dreißig Erzählungen und Prosawerke verfasst, erinnert sei an: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970), Wunschloses Unglück (1972), Der kurze Brief zum langen Abschied (1972), Die linkshändige Frau (1976), Das Gewicht der Welt (1977), Langsame Heimkehr (1979), Die Lehre der Sainte-Victoire (1980), Der Chinese des Schmerzes (1983), Die Wiederholung (1986), Versuch über die Müdigkeit (1989), Versuch über die Jukebox (1990), Versuch über den geglückten Tag (1991), Mein Jahr in der Niemandsbucht (1994), Der Bildverlust (2002), Die Morawische Nacht (2008), Der Große Fall (2011), Versuch über den Stillen Ort (2012), Versuch über den Pilznarren (2013).

Auf die Publikumsbeschimpfung 1966 folgt 1968, ebenfalls in Frankfurt am Main uraufgeführt, Kaspar. Von hier spannt sich der Bogen weiter über Der Ritt über den Bodensee 1971), Die Unvernünftigen sterben aus (1974), Über die Dörfer (1981), Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land (1990), Die Stunde da wir nichts voneinander wußten (1992), über den Untertagblues (2004) und Bis daß der Tag euch scheidet (2009) über das dramatische Epos Immer noch Sturm (2011) bis zum Sommerdialog Die schönen Tage von Aranjuez (2012) zu Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße (2016).

Darüber hinaus hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen: Aus dem Griechischen Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, aus dem Französischen Emmanuel Bove (unter anderem Meine Freunde), René Char und Francis Ponge, aus dem Amerikanischen Walker Percy.

Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Die Formenvielfalt, die Themenwechsel, die Verwendung unterschiedlichster Gattungen (auch als Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur ist Peter Handke aufgetreten) erklärte er selbst 2007 mit den Worten: »Ein Künstler ist nur dann ein exemplarischer Mensch, wenn man an seinen Werken erkennen kann, wie das Leben verläuft. Er muß durch drei, vier, zeitweise qualvolle Verwandlungen gehen.«

2019 wurde Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hm, naja, wenigstens ein Vorteil: "Das neue Buch von Peter Handke kommt ohne Pilze aus." Rezensent Tobias Lehmkuhl mäandert nach dieser Anfangsfeststellung dann zwischen Abwinken (die meiste Zeit) und Begeisterung (stellenweise). Abwinkt der Rezensent angesichts der Handkeschen Sprachmarotten, etwa die Superlative mit wie: "stumm, wie ein Mensch nur stumm sein kann". Respekt dann doch wieder für Handke als Wortzauberer, er suche stets nach der zutreffenden Formulierung. Abwinken bei den matten Dialogen über die Großväter, die wir trotz unsrer Schuld lieben. Interesse bei zwei Episoden, die die Grausamkeit der ländlich geprägten Großväter gegenüber Tieren zeigen. Und sind ja nur sechzig Seiten.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.05.2022

„Sie sind heute unwiderstehlich“
Peter Handke beschwört in einem „Zwiegespräch“ das Theater einer heiligen Zeit – und
das Werden, Gehen und Vergehen. Ein Alterswerk im besten Sinne
VON CHRISTINE DÖSSEL
Peter Handke hat sein neues Buch, nein: Büchlein, den Schauspielern Otto Sander und Bruno Ganz gewidmet. Es sind daher diese beiden, die man vor Augen hat, wenn sich im titelgebenden „Zwiegespräch“ ein Dialog zwischen zwei „besonderen Narren“ entspinnt. Dass beide tot sind, tut nichts zur Sache. Waren Sander und Ganz nicht schon zu Lebzeiten zwei sehr besondere Jenseitige? Als die den Menschen freundlich zugewandten Engel Cassiel und Damiel, die sie in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“ (1987) spielten, mag man sie sich auch jetzt imaginieren, allerdings plauschend statt nur lauschend. Handke war damals am Drehbuch beteiligt, steuerte etwa das philosophisch-poetische „Lied vom Kindsein“ bei. Sander und Ganz hatten zuvor auch schon in der Uraufführung seines Stücks „Der Ritt über den Bodensee“ mitgespielt, 1971 an der Berliner Schaubühne war das, in der Regie von Claus Peymann.
Handke war damals der junge Wilde der deutschsprachigen Literatur, ein Pop-Poet und Theaterrevoluzzer. Jetzt ist er ein Literaturnobelpreisträger in fortgeschrittenem Alter – 80 wird er im Dezember –, und sein Duktus ist bisweilen der eines Gurus, eines seltsamen Sprachheiligen und naturvernarrten Sonderlings, buchstäblich bewandert in den Nachbardörfern, den Pilzwäldern, der Landschaftskunde der Niemandsbuchten. Handke geht ja bekanntlich viel – und ergeht sich literarisch darin.
Auch das neue, auf nicht mal 70 Seiten dargelegte „Zwiegespräch“ ist wieder so eine Durchwanderung von Sprach- und Erinnerungsfeldern, geschrieben im typischen Handke-Speak aus hehrem, empfindsamem, mitunter: geschwollenem Dichterton und kokett umgangssprachlichen Brechungen, Wortspielen, Aufgeschnapptheiten. Das ist nicht jedermanns, jederfraus Sache und muss es auch nicht sein. Aber wer Handke immer schon gerne auf seinen winterlichen Reisen über die Dörfer und durch morawische Nächte auf den Spuren der Verirrten ins Landesinnere oder bis an den Rand der Landstraße begleitet hat, der wird auch hier auf seiner Fährte bleiben, wird ihm sprachflusseinwärts hinterhertrudeln, da und dort innehalten, stutzen, nachhorchen – ohne groß zu fremdeln.
Denn dieser Bewusstseins-Walk, der als Talk daherkommt, führt auf bekanntes Terrain, already known, würde der Autor an dieser Stelle vielleicht auf Englisch hinzufügen. Solche plötzlichen englischen (oder anderssprachigen) Ausdruckssetzungen macht Handke gelegentlich, suddenly. Sie sind kecke Zeichen globaler Netzweltläufigkeit – gegen den Verdacht von Sprachschamanismus –, aber auch klang- und rhythmustechnisch ein Gewinn. In Handkes Text ist schließlich Musik drin.
Reprisen gehören dazu. Die Variation früherer Themen und Motive. Gerne auch mal selbstironisch: „Habe ich dir das schon erzählt?“ Die Antwort: „Zweimal, wenn nicht dreimal.“ Schrullig sind sie ja schon, die beiden Freunde mit ihrer „Wortklaubkrankheit“. Ihre Wechselrede hat neben Verstiegenheiten auch Schmunzelpotenzial. Wenn etwa der eine über das Gewimmel und Gezischel in der Stadt herzieht, mit all den „Jungen und Jungspielern“ dort, den „Vergruppten“, zwischen denen er sich als „wahrhaft Gehender“ hilflos vorkommt, dann endet er mit dem Satz: „Dabei stand doch in meinem Horoskop: ,Sie sind heute unwiderstehlich‘.“ Lacher im Publikum.
Von Anfang an schielt dieser Prosadialog aufs Theater, diesen „speziellen Narrenkasten“, die Domäne der Schauspieler Sander und Ganz. „Genug jetzt ins Leere geschaut“, heißt es gleich zu Beginn, als spräche ein erwartungsfroher Zuschauer aus dem Parkett. Der eine Dialogpartner erzählt von einer Aufführung, die er einst als Kind in der Schule sah, mit einem Haus auf der Bühne als Teil des Dekors. Es ist dieses „Kindertheaterhaus“, das seitdem stellvertretend für all seine Erwartungen an das Theater steht. Verbunden damit diese Urhoffnung, ein Mensch möge heraustreten, „ein einmaliger, noch keinmal mir vor Augen gekommener“. Diese Erwartung, dass die „Türen und Fenster aufspringen und – und – und –“, da bricht er ab und der andere ergänzt: „– dass es ernst wird?“ Ja, sagt der Theaterfreund, „endlich ernst“, aber auch spielerisch ernst: „Kein ernsterer Ernst als im ernsten Spiel.“
Schon klar, dass er in dieser Hoffnung, wie vom Theater überhaupt, enttäuscht wurde. Denn die „heiligen Zeiten“, in denen im Theater das Leben „erschienen“ sei (jawohl: erschienen), es im Theater noch Sprache gab und Stille, die seien vorbei. Das Theater habe „seinen Moment verloren“, konstatiert der Kunstsinnige, aber auch „die Schwesternkunst Film“, auch sie habe „ihren Moment verloren“. Es ist eine Aussage ohne Bitternis. Doch die Sehnsucht ist geblieben, und auf seinen Spaziergängen stößt er immer wieder auf das Urbild seines Schultheaterhäuschens, und sei es in Gestalt einer Feldscheune.
Der Gesprächspartner geht in seiner Erinnerung andere Pfade, nämlich zurück zu seinem Großvater, dem einst so verehrten, idealisierten, der als junger Mann in den Isonzoschlachten im Ersten Weltkrieg (im heutigen Slowenien) dabei war und dem Enkel später seine Lügengeschichten auftischte. Ein Großvater, der offenbar auch ein Begeisterter des Dritten Reiches und dessen „Fälschersprache“ war, hinterher als „Verführter“ sich aufspielend. Auch er: ein Spieler. Und ein Tierquäler. Die Schilderungen, wie er eine Schlange mit dem Rechen aufspießt und die Hornissen im hohlen Baum einmörtelt, gehen tief.
Bevor Handke in die Abrechnung mit dem „Großvatertum“ einsteigt, warnt er: „Politisches, es droht.“ Inwieweit er hier auf seinen eigenen Urahn rekurriert und auf seine eigene politische Verblendung und Verklärung („heillos – heillos – heillos“), sei dahingestellt, das mögen die Kenner oder mag ein jeder für sich entscheiden; die Töne jedenfalls, die er hier anschlägt, klingen altersmilde – oder: altersweise – selbsteinsichtig. Ohnehin ist dieses platonische „Zwiegespräch“ über das Werden, Gehen und Vergehen ein Alterswerk im besten Sinne. Auch insofern, als es einen Bogen vom Schulkind zu den Alten und Uralten schlägt und sogar in Kinderwagen hineinlugt, um in einer trotzigen Ruhelosigkeit zu enden, einer „ewig jungen“.
Die Töne, die er hier anschlägt,
klingen altersmilde – oder:
altersweise – selbsteinsichtig
Bruno Ganz (l.) als Engel Damiel und Otto Sander als Cassiel in Wim Wenders Film "Der Himmel über Berlin" (1987). Den beiden Schauspielern hat Peter Handke sein "Zwiegespräch" gewidmet.
Foto: Filmverlag der Autoren/dpa
Peter Handke:
Zwiegespräch.
Suhrkamp Verlag,
Berlin 2022.
72 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2022

Petereske Prosa
Hornissenmörtel: Peter Handkes "Zwiegespräch"

Das neue Buch von Peter Handke kommt ohne Pilze aus. Den obligatorischen Seitenhieb gegen das kleine Volk der Kritiker aber setzt es. Und auch die geliebten Äpfel werden aufgetischt. Allerdings nicht zu feinen Schnitzen bereitet und kunstvoll drapiert, sondern als grober Butzen, halb gegessen nur, weil das alte Gebiss, die alten Hände zu mehr nicht in der Lage sind.

Der Großvater Handke hat ein Buch über Großväter geschrieben, ein Zweipersonenstück, das man sich mit den beiden verstorbenen Widmungsträgern Otto Sander und Bruno Ganz auf der Bühne vorstellen kann. Der eine erzählt von seinem Großvater und von all den "Großväterverklärungsgeschichten" des zwanzigsten Jahrhunderts, der andere von der Liebe zum Theater und der Magie, die es auf das kleine Kind ausübte.

Mit der Zeit aber nehmen die Großväter überhand, das Theater rückt in den Hintergrund, und einer der beiden Gesprächspartner wird mehr und mehr zum Stichwortgeber dieser "Zwiesprache". Der schmale Band entwickelt sich schnell zu einer handketypischen Selbsthinterfragung samt ständigem Sich-selbst-ins Wort-Fallen, einer peteresken Wortklauberei und "Wortklaubkrankheit", mit der der Erzähler wider besseres Wissen verspricht, Schluss zu machen: "Kein Ende je abzusehen von der Großväterverklärungsgeschichte, oder auch bloß story? - Und was heißt da ,bloß'? - Und -" Wenn auch nicht alle Handkes Werke goutieren - zumal seine auch im Alter immense Produktivität den Eindruck der Beliebigkeit hervorrufen mag -, ist seine Prosa doch eine einzigartige Schule des Sprechens und Schreibens. Mit Handke lässt sich lernen, wie sehr Schludrigkeit in der Sprache auch Schludrigkeit im Denken mit sich bringt und welche Lust es zugleich bereitet, nach dem richtigen Wort, nach der präzisen Formulierung zu suchen.

Vieles ist freilich auch Geschmacksache, etwa Handkes Vorliebe, den Superlativ mit "wie" zu bilden: "stumm, wie ein Mensch nur stumm sein kann", "allein, wie ein Mensch nur allein sein kann", "mutterseelenallein, wie nur ein Kind allein sein kann", "eine Frau, die eine Art hatte, wie nur eine Frau, und besonders eine Frau auf dem Land, eine Art haben kann". Oder doch nicht nur Geschmacksache? Denn schließlich bringt die Tautologie dieser Formulierungen keinerlei Anschaulichkeit hervor. So ist manches in "Zwiesprache" mehr Behauptung als nachvollziehbare Erzählung. Ja, die Großväter wurden und werden immer wieder verklärt, auch wenn sie im Krieg töteten oder den "Anschluss" Österreichs ans Deutsche Reich bejubelten. Aber lebendig, menschlich, entzaubert werden sie bei Handke nur dort, wo er konkrete Bilder und Geschichten findet, und das ist auf den sechzig Seiten von "Zwiesprache" lediglich - oder immerhin? - zweimal der Fall.

Beide Geschichten handeln von Tieren, und beide erzählen von einer als normal empfundenen Brutalität: Einmal geht es um ein Hornissennest in einem hohlen Baum. Der Großvater rührt Mörtel an, wartet einen ruhigen Moment im Leben der Hornissen ab und betoniert das Loch des hohlen Baumes zu. Die Hornissen, die vorher noch gegen die Fensterscheiben "gebumsknallt" sind, dröhnen und donnern nun in dem Stamm, aus dem sie nicht mehr herauskommen.

Das andere Mal sieht der Großvater beim Grasmähen mit der Sense im Obstgarten eine Schlange. Er hebt sie auf und spießt sie auf die Zinken eines in den Boden gerammten Rechens: "Bis nach Sonnenuntergang hat die Schlange dort oben hoch überm Grasland noch gelebt."

Ob sich in der Grausamkeit gegenüber Tieren auch diejenige gegenüber Menschen spiegelt, ob das Tieretöten ein Echo des kriegerischen Menschentötens darstellt, bleibt offen. Wie der Wortsucher Handke auch niemals ein Wort oder eine Formulierung als ehern-endgültig ausstellt. So fügt sich "Zwiesprache" nicht in Form eines abgenagten Apfelbutzens, sondern als fein geschnittene Arabeske nahtlos in sein Lebenswerk. TOBIAS LEHMKUHL.

Peter Handke: "Zwiegespräch".

Suhrkamp Verlag, Berlin 2022. 72 S., geb., 18,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»[Handkes] Prosa [ist] doch eine einzigartige Schule des Sprechens und Schreibens. ... So fügt sich Zwiegespräche ... als fein geschnittene Arabeske nahtlos in sein Lebenswerk.« Tobias Lehmkuhl Frankfurter Allgemeine Zeitung 20220505