Aktuelle Zahlen belegen, dass der Anteil der psychischen Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. Ungleich schneller wächst die Zahl von psychisch Kranken in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe - eine Tatsache, auf die soziale Dienste und Einrichtungen häufig weder inhaltlich, zeitlich, räumlich noch finanziell ausreichend vorbereitet sind. Auch fehlt das entsprechende Fachpersonal - meist aus Kostengründen. Die wenigen Untersuchungen zum Thema "Soziale Arbeit mit psychisch kranken Wohnungslosen" beziehen sich fast ausschließlich auf Männer. Untersucht wurden dabei überwiegend soziodemographische Daten, Ursachen und Auslöser von Wohnungslosigkeit sowie die Prävalenz psychiatrischer Krankheitsbilder. Frauen als eigene Zielgruppe finden in diesen Studien, obwohl sie in weit höherem Maße von psychischen Erkrankungen betroffen sind, nur wenig Raum. Studien zu den erhöhten Belastungen des Personals von Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe liegen praktisch gar nicht vor. Aus diesem Grund untersuchte die Autorin welche zentralen Herausforderungen sich für das Hilfesystem ergeben, um eine adäquate Betreuung und Unterbringung für wohnungslose psychisch kranke Frauen zu schaffen und dabei die Mitarbeiterinnen der Wohnungslosenhilfe in ihrer Arbeit mit dieser Klientel so zu unterstützen, dass diese langfristig motiviert und zufrieden sind. Zu diesem Zweck wurden Sozialpädagoginnen aus frauenspezifischen Einrichtungen der Münchner Wohnungslosenhilfe zu diesem (Tabu-)Thema befragt und die Interviews anschließend systematisch ausgewertet. Sinngemäß wurden u.a. folgende Fragen gestellt: Werden in vorhandenen Konzepten psychische Erkrankungen ausreichend berücksichtigt? Welche Infrastruktur ist/wäre erforderlich? Reichen Vernetzung und Kapazitäten der sozialen Einrichtungen aus? Wie gehen die Mitarbeiterinnen mit der unzureichenden Anzahl von speziell ausgebildetem Fachpersonal, mit unangemessenen Wohnformen und zeitlichen Engpässen um? Welchen Belastungen sehen sie sich gegenüber und wie gehen sie damit um? Die Interviewpartnerinnen beschreiben auch die grundsätzlichen Problemlagen ihrer Klientinnen, ihre Nöte und den besonderen Umgang mit diesen Frauen. Sie gehen auf die Grenzen ihrer eigenen Handlungsfähigkeit ein und haben auch keine Scheu, über eigene Überforderung und die großen psychischen Belastungen ihrer Arbeit zu sprechen. Aus den o.a. Befragungen leiten sich wesentliche Verbesserungsvorschläge für das Versorgungsangebot ab. Es werden Forderungen nach einer verbesserten Betreuungs- und Unterbringungsform sowie solche für die fachliche und persönliche Unterstützung des Personals formuliert. Als Fazit werden die Entscheidungsträger aufgefordert, sich an die Fachbasis zu wenden und im Dialog mit den Kolleginnen entlang der Ergebnisse dieser Untersuchung die Herausforderungen gemeinsam anzugehen.
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