Die Islamkunde, die vor nicht allzu langer Zeit noch als ein sogenanntes Orchideenfach ein Dasein am Rande des akademischen Betriebes führte, ist auf Grund aktueller Anlässe in das Zentrum allgemeiner Aufmerksamkeit gerückt. Wer sich mit der Wissenschaftsgeschichte im Rahmen der islamischen Kultur befasst, findet sich auf einem Markt der Meinungen wieder, wie sie gegensätzlicher nicht sein können, geht es doch nicht zuletzt auch um die Herausbildung der europäischen Identität und die Rolle, welche Griechen, Römer und Muslime dabei gespielt oder auch nicht gespielt haben könnten. Mit dem Band Zwischen Islamismus und Eurozentrismus geht Gotthard Strohmaier in 18 Aufsätzen dem arabisch-islamischen Erbe nach. Den europäischen Sonderweg, der auf dem Hintergrund der parallelen Entwicklung in den muslimischen Ländern am klarsten hervortritt, begreift er in einigen Beiträgen als eher zufälliges Geschehen. Der sich im Keim entwickelnde Kapitalismus führte mit der Gründung der Universitäten zur Verarbeitung der von den Arabern übernommenen Schätze exakter Wissenschaft; in der sogenannten Renaissance rezipierte man dazu das "humanistische" Erbe der Griechen, das die Byzantiner vor der muslimischen Expansion gerettet hatten.
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