Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 1,5, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Filmwissenschaft), Veranstaltung: Seminar: Experimentalfilm, Sprache: Deutsch, Abstract: Vormittagsspuk stellt einen Einschnitt im Schaffen des Künstlers Hans Richter dar. Durch den Dadaismus inspiriert, wendet sich Richter vom abstrakten Film ab und stellt sein erstes komplett realverfilmtes Werk her. Im Gegensatz zu seinen bisher streng konstruktivistischen Filmen, zeigt sich hier eine Kombination verschiedener Stilrichtungen – hauptsächlich aus Futurismus, Konstruktivismus und Dadaismus. Entgegen Richters vorangehenden, rein ästhetisch-funktionell wirkenden Filmen, verfügt Vormittagsspuk über eine narrative Handlung. Die Objekte des Alltags rebellieren gegen den Menschen und bringen die gewohnte Ordnung ins Chaos. Anhand der vielen denotativen und konnotativen Bilder wird in vorliegender Arbeit der Versuch unternommen, eine rhythmische Dramaturgie des Filmes nachzuweisen, sowie eine grundlegende Inhaltsanalyse zu erstellen. Dieser bietet sich ein breites Spektrum an Interpretationsmöglichkeiten, denn kaum ein Autor hat sich bislang mit einer tiefgründigen Deutung von Richters Filmen befasst. Besonders Vormittagsspuk wird in der Sekundärliteratur oft nur mit einer oberflächlichen Inhaltsangabe erwähnt. Aufgrund der Fokussierung der Arbeit auf Richters visuelles Schaffen, wird von einer Analyse der auf den Film abgestimmten Musik Paul Hindemiths verzichtet. Hans Richter hatte als langlebiger Dadaist die Gelegenheit, im Nachhinein als Chronist der Bewegung auftreten zu können. Leider äußert er sich in den von ihm verfassten Büchern meist nur über das Werk seiner Kollegen, nicht jedoch über sein eigenes. Aus der Untersuchung von Richters Filmtheorien, insbesondere in „Filmgegner von heute – Filmfreunde von morgen“ und „Der Kampf um den Film“ lassen sich jedoch viele Schlüsse für die Analyse von Vormittagsspuk ziehen. Für eine abschließende, kurze Betrachtung des Films in seiner rahmengebenden Entstehung und Rezeption ist weiterhin ein Interview von Phillippe Sers mit Richter von großer Hilfe.