Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Kunst - Übergreifende Betrachtungen, , Sprache: Deutsch, Abstract: Karl Hofer wurde bis ins späte 20. Jahrhundert hinein innerhalb der Kunstgeschichtsschreibung zumeist als Außenseiter betrachtet, der gegen den Strom der Zeit an einer "klassischen", plastisch-figurativen Malerei festgehalten und sich insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg gegen die nun aus Amerika nach Europa zurückschwappende Welle der abstrakten Kunst auch mit dem Wort gewehrt hat. Von einer eigentlichen oder gar intensiven Erforschung seines Werks kann nur in beschränktem Maß gesprochen werden, weil eine "eher volkstümlich geprägte Literatur zu Hofer vorherrschte." (Hartwig Garnerus) Erst nach dem Jahrhundertwechsel (das lang ersehnte Werkverzeichnis erschien 2008) und mit einem neuen Blick auf die Entwicklung der Kunst und speziell der deutschen Malerei seit 1950 stellt sich bei der genauen Analyse heraus, dass die Malerei Hofers durch ihre feste Verwurzelung in der klassisch-idealistischen, deutsch-römischen Tradition, die durch die Natonalsozialisten missbraucht wurde und so nicht mehr bruchlos fortgeführt werden konnte, in Widerspruch zum allgemeinen Zeitgeist der Nachkriegszeit geriet. Dieser Widerspruch aber war so tief greifend und von allgemein bedeutender Natur, dass er nicht nur als Nachhall auf einige der nachfolgenden jungen deutschen Künstler gewirkt, sondern ihr Werk grundlegend geprägt hat. Damit nimmt Hofers Werk jenseits seiner bisweilen prophetischen Düsternis und enigmatischen Ikonographie eine zentrale Stellung innerhalb der deutschen figurativen Malerei im 20. Jahrhundert ein, die ohne die Frage nach dem schwierigen Umgang mit der "deutschen Kunst" und der "deutschen Tradition" insgesamt nicht zu verstehen wäre.