Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,3, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Historisches Institut - Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte), Veranstaltung: Joachim von Fiore und die Bildwelt seines Liber Figurarum, Sprache: Deutsch, Abstract: Auch heute noch, fast achthundert Jahre nach seinem Tod, übt die Person Joachims von Fiore eine solche Faszination aus, dass heute, wie zur Zeit Dantes, sogar die literarische Welt auf ihn aufmerksam wird. Hierbei ist es besonders Umberto Ecos meisterhafte Zeichnung mittelalterlicher Mentalitätsgeschichte "Der Name der Rose", die den Namen Joachim von Fiore tief im Bewusstsein des modernen Menschen verwurzelt hat. Doch wenigen der Leser Ecos wird bewusst sein, dass es sich bei Joachim von Fiore um einen der größten Mönchstheologen seiner Zeit handelte, um einen Mann, der im Alter von siebzig Jahren auf eine beeindruckende Reihe von Schriften aus seiner Hand zurückblicken konnte, welche die Geschichtstheologie in eine neue Ära führten. Manchem Zeitgenossen mag die Bedeutung des Namens Joachim von Fiore ebenso fremd gewesen sein, denn bemerkenswerterweise nahm der Ruhm Joachims von Fiore erst nach seinem Tod im einsamen Silagebirge Gestalt an. Obgleich der Kalabreser bereits zu Lebzeiten mit einigen Großen seiner Zeit in Berührung gekommen war, entstanden seine Werke in der Einsamkeit der Klostermauern und nicht im regen geistigen Austausch mit der gelehrten Welt des 12. Jahrhunderts. Trotz eines knappen halben Jahrhunderts intensiver und fruchtbarer Forschungsarbeit, besteht also noch immer Forschungs- und Aufklärungsbedarf, was die Person und geschichtstheologische Lehre des sogenannte kalabresische "Seherabts" - ein Terminus, der dem Selbstverständnis des Kalabresers völlig zuwider läuft - betrifft. Wie so oft ist das Quellenproblem auch im Falle Joachim von Fiore nicht zu umgehen. Eine zufriedenstellende kritische Edierung seiner Hauptwerke existiert bis zum heutigen Tag nicht, obgleich einige Versuche, sich wissenschaftlich kleineren Texten wie derGenealogiazu nähern, bereits unternommen wurden. Bis zur Publikation der von Kurt-Victor Selge begonnenen Gesamtausgabe der joachitischen Werke wird man unwillkürlich auf die Nutzung der einzigen Druckausgaben der Hauptwerke aus dem Venedig der Renaissance zurückgeworfen, die dort in den Jahren 1519 und 1527 durch Augustinereremiten entstanden. Dabei ist es ein geringer Trost, dass die venezianischen Drucke dem Vergleich mit den Protokollen der päpstlichen Kommission von Anagni, die 1255 auf Geheiß Alexanders VI. Joachims Schriften auf häretisches Gedankengut hin untersuchte, von einigen Druck- und Orthographiefehlern abgesehen, standhalten. [...]
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