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Psychologie-Professor Gary Johnson (Glen Powell) führt ein eher unaufgeregtes Leben an der Universität, nur sein neuer Nebenjob beim New Orleans Police Department sorgt für Abwechslung: als vermeintlicher Killer dient er als Lockvogel, um seine Auftraggeber hinter Gitter zu bringen. Gary zeigt überraschendes Talent darin, sich für jeden seiner Kunden maßgeschneiderte Killer-Persönlichkeiten auszudenken und zu verkörpern. Für Garys erstes Treffen mit der attraktiven Madison (Adria Arjona), die ihren gewalttätigen Ehemann um die Ecke bringen lassen will, denkt er sich die Figur des abgebrühten…mehr

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Produktbeschreibung
Psychologie-Professor Gary Johnson (Glen Powell) führt ein eher unaufgeregtes Leben an der Universität, nur sein neuer Nebenjob beim New Orleans Police Department sorgt für Abwechslung: als vermeintlicher Killer dient er als Lockvogel, um seine Auftraggeber hinter Gitter zu bringen. Gary zeigt überraschendes Talent darin, sich für jeden seiner Kunden maßgeschneiderte Killer-Persönlichkeiten auszudenken und zu verkörpern. Für Garys erstes Treffen mit der attraktiven Madison (Adria Arjona), die ihren gewalttätigen Ehemann um die Ecke bringen lassen will, denkt er sich die Figur des abgebrühten Killers Ron aus. Doch plötzlich wird es kompliziert: Madison gefällt ihm sehr und zum ersten Mal versucht Gary, jemanden vor dem Gefängnis zu bewahren, statt verhaften zu lassen. Als Madison sich dann tatsächlich in den coolen und sexy Ron -alias Gary- verliebt, löst ihre heiße Affäre eine unheilvolle Kettenreaktion aus. Denn auch Madison hat noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt...

Bonusmaterial

Interviews mit Cast & Crew
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2024

Diese ewige Liebe bringt mich um

Das Töten von Menschen für Geld ist ein Gewerbe, das naturgemäß nicht nach dem grellen Licht des Tages strebt. Trotzdem wissen wir über Profikiller eine ganze Menge. Denn das Kino ist verliebt in sie. Zahlreich sind die Einzelgänger, die sich ganz diesem Beruf hingeben, eiskalte Engel wie Alain Delon oder zuletzt Michael Fassbender. Charisma und Amoral vermählen sich in diesen Figuren auf das Trefflichste. Und so spricht erst einmal gar nichts dafür, dass auch ein ganz normaler Lehrer wie Gary Johnson aus New Orleans für dieses Metier infrage kommt. Gary unterrichtet Psychologie mit einem Schuss Philosophie, vor allem trichtert er den jungen Leuten ein, dass sie nicht auf ihr Schicksal festgelegt sind. Niemand ist in einer Identität gefangen, man kann sich jederzeit neu erfinden.

Und genau das tut auch Gary in dem Film "A Killer Romance" von Richard Linklater. Er nimmt einen Nebenjob an, er wird Freelancer für die lokale Polizei. Anfangs sind es nur Kleinigkeiten, für die er gebraucht wird: hier ein Abhörmikrofon anbringen, dort in einem Überwachungswagen herumsitzen. Eines Tages aber erweitert sich sein Tätigkeitsfeld beträchtlich: Er hebt nun das Telefon ab, wenn jemand in der Gegend den Plan gefasst hat, jemanden zu beseitigen. Gary spielt einen Killer als Lockvogel. Das Ende seiner Performance kommt immer dann, wenn die Polizei aus den Kulissen tritt und die Handschellen klicken.

Über die Zulässigkeit solcher Ermittlungsmethoden könnte man streiten, aber Gary macht eine Art Kunst daraus. Was niemand von dem unscheinbaren Mann vermutet hätte: Er ist ein echtes Schauspieltalent (gespielt wird er von Glen Powell, der jederzeit auch als Kampfpilot in "Top Gun" oder in einem Surferabenteuer mitspielen könnte). Um den potentiellen Delinquenten die Sache einleuchtend zu präsentieren, muss Gary so tun, als wäre er ein versierter Killer. Und dabei bedient er sich eines Mittels, das nicht so sehr in den Thriller gehört als in die Komödie: Er übertreibt. Er wird eine Rampensau unter den Lockvögeln. Schon nach kurzer Zeit hat er sich ein regelrechtes Repertoire an Stilen zugelegt, er spielt dabei mit Kostümen und Dialekten - und auch mit seinen sexuellen Präferenzen. Der Job gibt ihm die Möglichkeiten zu Rollenspielen, die er sich in seinem eher mickrigen Junggesellenleben mit zwei Katzen namens "Ich" und "Es" nie hätte träumen lassen.

Und dann tritt eine Frau in sein Leben, die alles noch einmal auf eine andere Ebene hebt. In einer anderen Zeit des Kinos hätte man Madison als eine Femme fatale bezeichnet, eine todbringende Dame, wie sie in den Filmen der "Schwarzen Serie" in den 1940er-Jahren allgegenwärtig war. Linklater zieht mit "A Killer Romance" dieses klassische Genre nicht ins Lächerliche, aber doch ins sehr Lustige. Er erzählt damit auch von einem kulturellen Abstand: Die Geschlechterrollen geben heute die Konstellationen von damals kaum mehr her oder wenn, dann eben als satirisches Nachspiel.

Für Madison legt Gary noch einmal etwas drauf: "I upped my game." Sie ist auch entsprechend beeindruckt, allerdings ist Eitelkeit selten ein guter Ratgeber. Und so ist Gary plötzlich deutlich tiefer in eine Sache verstrickt, als es seine Aufgabe für die Polizei verlangt. Und er sieht sich mit wechselnden Ansprüchen konfrontiert, darunter auch solchen des Kollegen, der früher seine Rolle eingenommen hatte und der nun entsprechend argwöhnisch - und auch ein bisschen dämlich - zu seinem Nebenmann wird.

Die "Schwarze Serie" gilt als "schwarz", weil es aus diesem Durcheinander üblicherweise kein Entkommen gab - außer vielleicht eine Flucht nach Mexiko. Richard Linklater geht es aber nicht einfach um einen Neo-Noir, wie sie seit den Achtzigerjahren immer wieder auftauchen: meist sehr stilisierte Hommagen an die Welt von Schwarz-Weiß, oft auch einfach ein bisschen Ästhetik im Leerlauf. "A Killer Romance" ist eine sehr heutige Komödie, die ein wenig auch mit den Motiven der Cop-Veräppelung spielt. Vor allem aber stellt das Drehbuch, für das sich der Regisseur mit seinem Hauptdarsteller zusammengetan hat, einen veritablen Hochseilakt dar: Gary bleibt bald nur noch die Flucht nach vorn, und irgendwann muss er sich wie ein neuer Münchhausen am Schopf der eigenen Anmaßungen aus dem Chaos seiner Behauptungen ziehen.

Richard Linklater gehört seit vielen Jahren zu den prägenden Randfiguren des amerikanischen Kinos. Er hat das texanische Austin, in dem er 1990 mit dem programmatischen "Slacker" ("Rumtreiber") begann, nie verlassen. Seine filmische Phantasie bewegt sich mit souveräner Leichtigkeit durch die Formen und Genres, seine Liebe zur Filmgeschichte ist unübersehbar ("Ich & Orson Welles", 2008), und bei aller Ernsthaftigkeit (das großartige Experiment "Boyhood", 2014) hat er sich immer eine Unbeschwertheit bewahrt, die er mit seiner (Lebens-)Reise-Trilogie ("Before Sunrise" bis "Before Midnight"), aber auch Späßen wie "School of Rock" oder "Bernie" bezeugte.

Für die Geschichte von Gary stand eine Reportage von Skip Hollandsworth in der Zeitschrift "Texas Monthly" Pate. Was dort über einen angeblich tatsächlichen Killer in Houston nachzulesen war, läuft auch schon auf die Pointe hinaus, von der "A Killer Romance" nun lebt. Und auf den großartigen Satz, dieser Gary Johnson (dem Linklater auch seinen Film gewidmet hat) wäre "der Laurence Olivier seiner Disziplin" gewesen. Vom Pathos und der Distinktion eines britischen Charakterdarstellers und Shakespeare-Stars ist Glen Powell zum Glück weit entfernt. Er spielt mit Gusto einen unbedarften Intellektuellen, der in eine Praxis stolpert, aus der er schließlich erleichtert wieder in die Theorie zurückkehrt. Ob die Binsenpsychologie, auf die "A Killer Romance" hinausläuft, noch Teil der absurden Komödie ist oder tatsächlich so etwas wie der Versuch, aus dem Erlebten ein paar Sentenzen zu gewinnen, kann man getrost offenlassen. Wichtig ist: Das Spiel, das "game", lief prächtig. BERT REBHANDL

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