Will Freeman (Hugh Grant) wird von allen seinen Geschlechtsgenossen beneidet - er fährt ein schnelles Auto, genießt seine Affären und kann mit 38 ohne jede Verantwortung in den Tag hinein leben.... Seine neuste Taktik für den Frauenfang ist der Besuch von Selbsthilfegruppen für alleinerziehende Mütter und Väter, denn das ist genau der richtige Ort um auf einsame Frauen zu treffen. Doch dann begegnet Will Marcus. Dieser ungewöhnliche Zwölfjährige bringt sein Leben völlig durcheinander - mit äußerst amüsanten Folgen.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Audiokommentar mit Chris und Paul Weitz (Regie) - Deleted Scenes - Zwei Musikvideos von Badly Drawn Boy - Born in the UK - Interview mit Badly Drawn Boy - DVD-ROM FeaturesFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2002Ich bin so frei
Hugh Grant macht wieder mal eine gute Figur: "About a Boy"
Als Volker Schlöndorff "Homo Faber" drehte, schenkte ihm Max Frisch seine Jaguar-Limousine. Da er den fertigen Film ja noch nicht kennen konnte, darf man annehmen, daß Frisch das Auto aus Dankbarkeit dafür fortgegeben hat, seinen Romanhelden ausgerechnet von Sam Shepard gespielt zu sehen. Einen sehr viel schmeichelhafteren Spiegel konnte man dem Schweizer Schriftsteller damals kaum vorhalten.
Wenn es nach diesem Beispiel ginge, müßte auch Nick Hornby sofort seine Wagenschlüssel den Regisseuren Paul und Chris Weitz überlassen haben, denn eine attraktivere Besetzung als Hugh Grant kann sich ein kleiner kahlköpfiger Autor im England dieser Tage für seinen Romanhelden wohl kaum wünschen. Hugh Grant hat etwas, was Frauenzeitschriften und ihre Leserinnen lieben und was Männer hassen würden, wenn sie nicht neidlos anerkennen müßten, daß der Kerl gar nicht so übel ist. Grant hat einen Sex-Appeal, der durchaus einem Selbstbewußtsein entspringt, aber nicht ohne Selbstironie zum Einsatz gebracht wird. Er speist sich vor allem aus einer Körpersprache, die aus einer tiefsitzenden Schüchternheit erwachsen ist, einer stets präsenten Nervosität, welche seine unleugbare Präsenz fortwährend zu entschuldigen sucht. Sein Gesicht veranstaltet um jedes Lächeln herum die unglaublichsten mimischen Ausweichmanöver, aber gerade diese Fluchtbewegungen lassen den Mann um so gewinnender aussehen. Im Grunde ist er in dieser Mischung aus souveräner Ausstrahlung und fallweiser Tolpatschigkeit seinem Namensvetter Cary Grant, der übrigens auch Engländer war, nicht unähnlich.
Zu "About a Boy" war im Vorfeld häufig zu hören, hier bekomme man einen ganz anderen Hugh Grant zu Gesicht, zynischer, düsterer, verschlossener. Doch natürlich ist es derselbe Hugh Grant wie stets, mehr "Bridget Jones" als "Vier Hochzeiten", aber sonst ganz der alte.
Man muß den Roman von Hornby nicht gelesen haben, um zu wissen, was einen erwartet: Will heißt nicht nur mit Nachnamen Freeman, sondern hält sich auf seine Freiheiten als Mann auch etwas zugute. Andere würden ihn als bindungsunfähig bezeichnen, er fühlt sich hingegen in seiner Bindungsunwilligkeit ganz wohl. Er ist verrückt nach Frauen, aber noch erpichter darauf, sie so schnell wie möglich wieder loszuwerden, um sich in Ruhe nachmittäglichen Fernsehshows, dem Billardspiel oder der Inneneinrichtung seines Lofts widmen zu können. Als er darauf verfällt, in einer Selbsthilfegruppe für alleinerziehende Mütter nach sexhungrigen Frauen Ausschau zu halten, muß er nicht nur ein nicht existentes Kind erfinden, sondern gerät auf einigen Umwegen auch noch an einen Zwölfjährigen, der sich einbildet, ausgerechnet in ihm einen Ersatzvater gefunden zu haben. Man muß den Film gar nicht gesehen haben, um sich vorstellen zu können, wie Hugh Grant in diesen Situationen agiert, welche Verrenkungen er anstellt, um dem Familienelend zu entgehen, zu dem es am Ende doch keine Alternative gibt.
Die amerikanischen Regiebrüder Weitz haben in "American Pie" einen eher infantilen Witz gepflegt, sind aber durchaus auch erwachseneren Verwicklungen gewachsen. Ihre Entscheidung, die emotionalen Konflikte überwiegend aus dem Off erzählen zu lassen, ist filmisch nicht sonderlich ergiebig, erfüllt aber ihren Zweck. So geht es einem mit dem Film wie mit seinem Star: Man muß ihn einfach mögen.
MICHAEL ALTHEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hugh Grant macht wieder mal eine gute Figur: "About a Boy"
Als Volker Schlöndorff "Homo Faber" drehte, schenkte ihm Max Frisch seine Jaguar-Limousine. Da er den fertigen Film ja noch nicht kennen konnte, darf man annehmen, daß Frisch das Auto aus Dankbarkeit dafür fortgegeben hat, seinen Romanhelden ausgerechnet von Sam Shepard gespielt zu sehen. Einen sehr viel schmeichelhafteren Spiegel konnte man dem Schweizer Schriftsteller damals kaum vorhalten.
Wenn es nach diesem Beispiel ginge, müßte auch Nick Hornby sofort seine Wagenschlüssel den Regisseuren Paul und Chris Weitz überlassen haben, denn eine attraktivere Besetzung als Hugh Grant kann sich ein kleiner kahlköpfiger Autor im England dieser Tage für seinen Romanhelden wohl kaum wünschen. Hugh Grant hat etwas, was Frauenzeitschriften und ihre Leserinnen lieben und was Männer hassen würden, wenn sie nicht neidlos anerkennen müßten, daß der Kerl gar nicht so übel ist. Grant hat einen Sex-Appeal, der durchaus einem Selbstbewußtsein entspringt, aber nicht ohne Selbstironie zum Einsatz gebracht wird. Er speist sich vor allem aus einer Körpersprache, die aus einer tiefsitzenden Schüchternheit erwachsen ist, einer stets präsenten Nervosität, welche seine unleugbare Präsenz fortwährend zu entschuldigen sucht. Sein Gesicht veranstaltet um jedes Lächeln herum die unglaublichsten mimischen Ausweichmanöver, aber gerade diese Fluchtbewegungen lassen den Mann um so gewinnender aussehen. Im Grunde ist er in dieser Mischung aus souveräner Ausstrahlung und fallweiser Tolpatschigkeit seinem Namensvetter Cary Grant, der übrigens auch Engländer war, nicht unähnlich.
Zu "About a Boy" war im Vorfeld häufig zu hören, hier bekomme man einen ganz anderen Hugh Grant zu Gesicht, zynischer, düsterer, verschlossener. Doch natürlich ist es derselbe Hugh Grant wie stets, mehr "Bridget Jones" als "Vier Hochzeiten", aber sonst ganz der alte.
Man muß den Roman von Hornby nicht gelesen haben, um zu wissen, was einen erwartet: Will heißt nicht nur mit Nachnamen Freeman, sondern hält sich auf seine Freiheiten als Mann auch etwas zugute. Andere würden ihn als bindungsunfähig bezeichnen, er fühlt sich hingegen in seiner Bindungsunwilligkeit ganz wohl. Er ist verrückt nach Frauen, aber noch erpichter darauf, sie so schnell wie möglich wieder loszuwerden, um sich in Ruhe nachmittäglichen Fernsehshows, dem Billardspiel oder der Inneneinrichtung seines Lofts widmen zu können. Als er darauf verfällt, in einer Selbsthilfegruppe für alleinerziehende Mütter nach sexhungrigen Frauen Ausschau zu halten, muß er nicht nur ein nicht existentes Kind erfinden, sondern gerät auf einigen Umwegen auch noch an einen Zwölfjährigen, der sich einbildet, ausgerechnet in ihm einen Ersatzvater gefunden zu haben. Man muß den Film gar nicht gesehen haben, um sich vorstellen zu können, wie Hugh Grant in diesen Situationen agiert, welche Verrenkungen er anstellt, um dem Familienelend zu entgehen, zu dem es am Ende doch keine Alternative gibt.
Die amerikanischen Regiebrüder Weitz haben in "American Pie" einen eher infantilen Witz gepflegt, sind aber durchaus auch erwachseneren Verwicklungen gewachsen. Ihre Entscheidung, die emotionalen Konflikte überwiegend aus dem Off erzählen zu lassen, ist filmisch nicht sonderlich ergiebig, erfüllt aber ihren Zweck. So geht es einem mit dem Film wie mit seinem Star: Man muß ihn einfach mögen.
MICHAEL ALTHEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main