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Dublin 1967: Das Leben der 34-jährigen Marktfrau Agnes (Anjelica Huston) ist hart. Nach dem Tod ihres Mannes durch einen Autounfall steht sie mit ihren sieben Kindern völlig allein da. In der schwierigsten Phase ihres Lebens erfährt Agnes den wundervollen Zusammenhalt der kleinen Gemeinschaft, in der sie lebt. Den täglichen Schwierigkeiten begegnet sie mit einem unerschöpflichen Humor. Von ihrer Lebensfreude angezogen, beginnt der französische Bäcker Pierre sich für sie zu interessieren.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Interviews - Hinter den Kulissen
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Produktbeschreibung
Dublin 1967: Das Leben der 34-jährigen Marktfrau Agnes (Anjelica Huston) ist hart. Nach dem Tod ihres Mannes durch einen Autounfall steht sie mit ihren sieben Kindern völlig allein da.
In der schwierigsten Phase ihres Lebens erfährt Agnes den wundervollen Zusammenhalt der kleinen Gemeinschaft, in der sie lebt. Den täglichen Schwierigkeiten begegnet sie mit einem unerschöpflichen Humor. Von ihrer Lebensfreude angezogen, beginnt der französische Bäcker Pierre sich für sie zu interessieren.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.05.2000

Die Masche einer Mutter
Arm, katholisch, lebensfroh, wie Iren halt sind: "Frauen unter sich" von Anjelica Huston im Kino

Kennst du das Land, wo Frauen grobes Schuhwerk zu grauen Wollröcken tragen? Wo Kinder auf der Straße zu den Weisen schnauzbärtiger Musikanten hüpfen? Wo Männer sich jeden Abend im Pub betrinken? Es ist Irland, du kennst es wohl. Und anders sollst du es nie kennen lernen, das Land, in dem der lebensfrohe Katholizismus solche Blüten treibt, dass eine junge Frau allmorgendlich ins Mittelschiff der Kirche springt und ruft: "Guten Morgen, Gott! Ich bin's, Marion!"

Das Irlandbild in Literatur und Film - es wird auch heute weitgehend von der Suggestivmacht der Ausgewanderten bestimmt, die sich aus der Ferne ihrer alten Heimat bemächtigen. Verklärende Erinnerung unterscheidet in solchen Fällen nicht nur zwischen Heute und Damals, sondern auch zwischen Hier und Dort. Irland scheint so eine emotionale Kindheitslandschaft zu sein, die für immer im Dort verankert bleibt.

Diesmal hat Anjelica Huston zugeschlagen und macht ihr Recht auf eine irische Vergangenheit geltend. Die Tochter des Regisseurs John Huston wurde zwar in Los Angeles geboren, verbrachte jedoch ihre Kindheit in der irischen Grafschaft Galway, wohin sich der berühmte Vater in die ländliche Einsamkeit zurückgezogen hatte. Anjelica Hustons Film erzählt keine autobiografische Geschichte wie Frank McCourts "Asche meiner Mutter", sondern orientiert sich an dem Bestseller "The Mammy" von Brendan O'Carroll aus dem Jahr 1994. Die Hauptfigur Agnes Browne war dem irischen Publikum schon durch die Radioserie "Mrs. Browne's Boys" bekannt, die aus der Feder desselben Autors stammte.

Anjelica Huston ließ es sich nicht nehmen, die verwitwete Mutter von sieben Kindern, die im Dublin der sechziger Jahre ihrem harten Los trotzt, selbst zu spielen. Kein anderer Regisseur hätte ihr, einer Frau über vierzig, jemals eine solche Rolle angeboten, gab sie in einem Interview zu Protokoll. Das ist wohl wahr: Vorbei sind die Zeiten, in denen wir uns an Anjelica Huston als der intriganten Furie erfreuen durften, die sie noch bei Stephen Frears ("The Grifters") und Woody Allen ("Verbrechen und andere Kleinigkeiten") war. Jetzt erfahren wir, wie die Schauspielerin selbst gesehen werden will: als tapfere Mutter Courage, eine Frau mit einem unendlich großen Herzen und einem nie versiegenden Sexappeal. Dass Frauen über vierzig auf der Leinwand attraktiv sein können, und das selbst in der Rolle einer irischen Marktfrau, scheint Anjelica Huston der Männerwelt beweisen zu wollen. Komme, was da wolle, vergiss nie, deine Lippen mit dem Konturenstift nachzuziehen, gibt sie der schicksalsmüden Frau mit auf den Weg.

Denn auch wenn die Tage noch so hart, die Witze noch so derb und die Zigarettenstummel noch so abgekaut sind, sollte ein Rest von Weiblichkeit bewahrt werden - für den Fall, dass eines Tages doch der Prinz kommt, um die Frau, die lange genug ihren Mann gestanden hat, für alle Unbill zu entschädigen. Auf so eine Lösung hätte die brechtsche Mutter Courage nicht spekuliert, Agnes Browne jedoch hat das Sehnen nicht verlernt. Nachts, wenn ihre vielen Kinder schlafen, tanzt sie im Negligé mit einem Besenstiel; von dem französischen Bäcker Pierre aus der Nachbarschaft lässt sie sich zum Austernessen in ein Restaurant ausführen. Auf Gérard Depardieu, der für die Rolle des romantischen Verehrers vorgesehen war, hätte man sich freuen können. Nach einem Motorradunfall musste jedoch der archaisch-hünenhafte Arno Chevrier für ihn einspringen, der sicher nicht umsonst Auftritte in einem Film wie "Der grüne Heinrich" und in einer Bühnenversion des Rolandslieds hatte.

Aber auch wenn Pierre als Garant für bärige Geborgenheit am Schluss an der Seite von Agnes bleibt, müssen wir auf den Auftritt eines Prinzen nicht verzichten. Denn Agnes Brown hat einen schwärmerischen Traum: eine Karte für ein Tom-Jones-Konzert zu ergattern. Der leibhaftige Sänger ist es denn auch, der als das walisische Sexsymbol, als das er vor dreißig Jahren Weltruhm erlangte, die wackere irische Mami wie ein deus ex machina von ihren Sorgen und aus den Fängen eines skrupellosen Geldverleihers (Ray Winstone) befreit.

Abgesehen vom Auftreten von Tom Jones, das Anjelica Huston als surreale Begebenheit verstanden wissen will, legt sie Wert darauf, dass "Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit" die Maßstäbe gewesen seien, an denen sie sich bei den Dreharbeiten orientiert habe. Doch können auch die Dubliner Originalschauplätze und die Ernsthaftigkeit der zugrunde liegenden Handlung nichts daran ändern, dass die Personen Karikaturen bleiben. Die Beziehung zwischen Agnes und ihrer Freundin Marion (Marion O'Dwyer), die trotz einer unheilbaren Krebskrankheit versucht, ihr Leben zu genießen, hätte ein starkes Motiv sein können. Leider ist jedoch auch dieser Handlungsstrang bis zur Groteske überzeichnet. Wenn sich die lebenstüchtigen, aber sexuell naiven Katholikinnen beim Guinness kichernd von ihren "Organismen" erzählen und "evakuieren" statt "ejakulieren" sagen, dann wünscht man nichts sehnlicher, als dass diese Frauen unter sich geblieben wären.

Die Schablonen-Iren, die Anjelica Huston als Staffage um ihre eigene, in zeitlosen Glanz gerückte Person gruppiert hat, sind unerträglich. Was in einem als Komödie konzipierten Film wie "Lang lebe Ned Devine" im vergangenen Jahr gerade noch funktioniert hat, muss misslingen, wenn der Anspruch auf Realismus ein Bündnis mit aufgesetzter Fröhlichkeit eingeht. Eine solche Frische wirkt verbraucht.

SABINE MUSCAT

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