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Drei Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Hans-Jörg (Moritz Bleibtreu) ist Bibliothekar und seinen sexuellen Obsessionen verfallen - ein leidenschaftlicher Voyeur. Werner (Herbert Knaup), ein erfolgreicher Polit-Karrierist, der sich den Diffamierungen seines Sohnes (Tom Schilling) und der abflauenden Liebe seiner Frau ausgesetzt sieht. Und Agnes (Martin Weiß), die früher einmal ein Mann war und sich nun als Tänzerin durchs Nachtleben treiben lässt. Sie alle verbindet die Hassliebe auf den Mann, der ihr Leben entscheidend geprägt hat - ihr exzentrischer Vater. Eines Tages holt…mehr

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Produktbeschreibung
Drei Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Hans-Jörg (Moritz Bleibtreu) ist Bibliothekar und seinen sexuellen Obsessionen verfallen - ein leidenschaftlicher Voyeur. Werner (Herbert Knaup), ein erfolgreicher Polit-Karrierist, der sich den Diffamierungen seines Sohnes (Tom Schilling) und der abflauenden Liebe seiner Frau ausgesetzt sieht. Und Agnes (Martin Weiß), die früher einmal ein Mann war und sich nun als Tänzerin durchs Nachtleben treiben lässt. Sie alle verbindet die Hassliebe auf den Mann, der ihr Leben entscheidend geprägt hat - ihr exzentrischer Vater. Eines Tages holt einer von ihnen zum großen Befreiungsschlag aus...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Interviews - Nicht verwendete Szenen - verpatzte Szenen
Autorenporträt
Oskar Roehler wurde 1959 als Sohn der Schriftstellerin Gisela Elsner und des Schriftstellers und Verlagslektors Klaus Roehler geboren. Er wuchs in London, Rom und Nürnberg auf. Seit Anfang der 80er Jahre lebt Roehler in Berlin, arbeitete zunächst als freier Journalist und Autor. 1984 erschien bei Luchterhand der Erzählband "Das Abschnappuniversum". Seine Filmkarriere begann Oskar Roehler als Drehbuch-Autor. Er drehte u.a. die Filme "Silvester Countdown", "Gierig", "Latin Lover" und nach "Die Unberührbare" "Suck my Dick".

Martin Weiss hat sich als Autor der Bestseller-Buchreihe "URCHUCHI" einen Namen gemacht. Daneben ist er als Kulinarikforscher tätig, arbeitet im Redaktionsteam der Schweizer Genusswoche und ist Dozent an der Schule für Angewandte Linguistik in Zürich. Er ist Mitglied von Slow Food.

Herbert Knaup, 1956 geboren, war in unzähligen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, so zum Beispiel in Elementarteilchen , Das Leben der Anderen und im ZDF-Mehrteiler Kanzleramt . Als Klufti ist er der Star der BR-Verfilmungen der Klüpfel & Kobr-Krimis. Für seine Darstellung erhielt er 2010 den Bayerischen Fernsehpreis. Marionetten ist Herbert Knaups Hörbuch-Debüt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2004

German Braut
Würstchen wie wir: Oskar Roehler sucht in seinem Film "Agnes und seine Brüder" den Befreiungsschlag

Nichts stimmt in dieser Geschichte - und doch ist alles richtig. "Agnes und seine Brüder" ist ein Bastard von einem Film: Familiendrama und Komödie, Melodram und Farce, nichts davon richtig und doch irgendwie alles gleichzeitig. Man merkt den Schauspielern an, daß sie Spaß hatten, bis zum äußersten und darüber hinauszugehen, all die Zwänge des deutschen Kino- und Fernsehalltags abzulegen und sich gehenzulassen. Die Normalität ist bei Oskar Roehler die reinste Travestie, und in der Überzeichnung finden alle zu sich. Roehler könnte Fassbinder sein, bleibt aber lieber Roehler. Er bedient sich aus dem Fundus von "In einem Jahr mit dreizehn Monden" und bastelt sich daraus seine eigene Geschichte (siehe auch unseren Festivalbericht aus Venedig vom 8. September).

Agnes (Martin Weiß) war ein Mann und ließ sich aus Liebe zu einem anderen geschlechtsumwandeln, aber dieses Opfer blieb unerwidert - so war es bei Fassbinder, so ist es auch hier. Was das mit den Brüdern zu tun hat, bleibt unklar und ist auch letztlich nicht so wichtig. Moritz Bleibtreu spielt den einen Bruder, einen verklemmten Bibliothekar, der ein Alkoholproblem hat, aber vor allem von den allgegenwärtigen Reizen der Studentinnen so bedrängt wird, daß er sich auf der Toilette regelmäßig Erleichterung verschaffen muß und abends eine Selbsthilfegruppe für Sexsüchtige besucht. Natürlich ist Bleibtreu für diese Rolle eine abenteuerliche Fehlbesetzung, seine ganze Ausstrahlung arbeitet fortwährend gegen ihn, aber schon wie Roehler den Reigen der sinnlichen Reizüberflutung inszeniert, zeigt, daß er an anderen Ausdrucksformen interessiert ist, als sie das klassische Beziehungsdrama bereithält. Die Art, wie er die Luftblase psychologischer Erklärungsmuster zum Platzen bringt, läßt denn auch eher an Jerry Lewis als an Fassbinder denken. Alles ist so grell und bunt und überzeichnet, daß man sich nicht wundern würde, wenn all die hübschen Studentinnen, die Bleibtreu die Sinne vernebeln, im nächsten Moment zu singen anfangen würden.

Den anderen Bruder spielt Herbert Knaup als deutschen Bruder von Kevin Spacey in "American Beauty", als Berufspolitiker fürs Dosenpfand unterwegs, das Familienleben ein Albtraum aus Würstchengrillen und Heckenschneiden. Die Frau kann ihre Verachtung kaum verbergen, und als der Sohn (Tom Schilling) ihn dabei filmt, wie er beim Gespräch mit seinem Vorsitzenden Joschka die Hose runterläßt und auf ein untergelegtes Papier kackt, da ist das Maß voll. Die Würstchenmetaphorik ist mindestens so hanebüchen wie alles andere, und man kann nicht sagen, daß sich von hier ein Bogen zu einer der anderen Geschichten spannt, er wird einfach nur überspannt, bis aus all dem Müll, der sich hier auftürmt, etwas Neues entsteht, ein Furor, der sich von den ewigen Diskussionen um den deutschen Film auf keinen Fall die Laune verderben lassen und sich aus lauter Versatzstücken fröhlich etwas eigenes zusammenbasteln will. So gesehen ist Oskar Roehler Frankenstein - und dieser Film sein Monster.

Katja Riemann ist als Knaups Gattin so ätzend, daß es die reinste Freude ist; Vadim Glowna läuft als Altrocker mit grauer Mähne durch seine Villa; Ralph Herforth gibt seinen dauernd zu Tränen gerührten Assistenten; dazu Margit Carstensen, Martin Semmelrogge, Marie Zielcke, Oliver Korittke, Martin Feifel, sogar Til Schweiger in einer winzigen Gastrolle - an jeder Ecke ein bekanntes Gesicht, eine Galerie deutscher Schauspieler, offenbar alle von dem Bedürfnis getrieben, endlich mal was anderes zu spielen als das übliche Einerlei, weshalb sie sich mit besonderer Lust ins Getümmel stürzen. Und tatsächlich würde man sie gerne öfter so sehen.

Wo einst Christoph Schlingensief die Wiedervereinigung als große Schlachtplatte inszeniert hat, da möchte Roehler ein Land von Würstchen aus uns machen. Man muß das nicht mögen, aber man kann die Entschlossenheit des Regisseurs bewundern, jeden Film wie einen Befreiungsschlag zu inszenieren, der alle Erwartungen über den Haufen wirft. So wie er nach der "Unberührbaren" einfach "Suck My Dick" drehte, ehe ihn die Last der Erwartungen eines weiteren Kinowunders in die Knie zwingen konnte. Darin gleicht er dann doch Fassbinder, der immer schon den nächsten Film gedreht hatte, während sich noch alle Welt an seinem vorigen abarbeitete. Oder um es mit Rainald Goetz zu sagen: "Don't cry, work!"

MICHAEL ALTHEN

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