Berlin 1932. Albert Einstein ist Professor in Berlin und bereits Nobelpreisträger. In Berlin erlebte er seine wissenschaftlich produktivsten Jahre. Sein Weltruf jedoch schützt ihn nicht davor als Jude angefeindet zu werden, vor allem auch von Mitwissenschaftlern, die beginnen zwischen jüdischer und
arischer statt richtiger und falscher Physik zu unterscheiden.
Einstein muss eine Entscheidung…mehrBerlin 1932. Albert Einstein ist Professor in Berlin und bereits Nobelpreisträger. In Berlin erlebte er seine wissenschaftlich produktivsten Jahre. Sein Weltruf jedoch schützt ihn nicht davor als Jude angefeindet zu werden, vor allem auch von Mitwissenschaftlern, die beginnen zwischen jüdischer und arischer statt richtiger und falscher Physik zu unterscheiden.
Einstein muss eine Entscheidung treffen. Er ist Pazifist und glaubt nicht an einen Krieg, er predigt den Frieden. Er nutzt jedoch dennoch seine vielen Vortragsreisen in die USA, um seine Flucht aus Nazideutschland über Belgien vorzubereiten. Die Amerikaner beginnen vom Exodus deutscher Wissenschaftler (der bis heute, wenn auch aus anderen Gründen, andauert) zu profitieren. Es gibt bald so viele deutsche Akademiker in den USA, dass viele davon arbeitslos bleiben. Einstein bekommt eine Stellung in Princeton, wohin er mit seiner Schwester, Stieftochter und Sekretärin zieht und sich von der Welt abzuschotten beginnt. Als 1939 Otto Hahn die Kernspaltung entdeckt erkennt er das Potential dieser Entdeckung und weist Präsidenten Roosevelt auf die Möglichkeit der Entwicklung einer Atombombe durch die Deutschen hin, nicht ahnend, was er damit anrichtet. Nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki wird er von Gewissensbissen und Selbstzweifeln geplagt.
"Der Film entstand in freier literarischer Verknüpfungen von Motiven aus dem Leben Albert Einsteins." So steht es im Abspann. Und da eine reine Biographie eines Physikers eher langweilig wäre gibt es als Würze ein paar Schicksale aus seiner Nachbarschaft, wie eine Reporterin, die sich in einen seiner Mitarbeiter verguckt.
Dies dürfte wohl einer der letzten Fernsehfilme sein, die in der DDR gedreht wurden. 1990 wurde dieser Zweiteiler von der DEFA gedreht und ein wenig merkt man das. Da gibt es kleine Szenen, wie die überzeugte Kommunistin, die Einstein zu seiner Meinung zum Kommunismus fragt, Vorwürfe bezüglich amerikanischer Arroganz (die auch heute mehr als aktuell sind) und das ernüchternde Ende mit dem Beginn der McCarthy Ära, die die Helden des Filmes eher frustriert zurücklassen und so das Bild der USA sozialistisch korrekt zurechtrücken.
23 Jahre lag der Film nach dem Ende der DDR im Archiv, bis er nun endlich vom MDR wieder ausgegraben wurde. Schade, dass das so lange gedauert hat, denn der Film ist gut gemacht. Besser als so mancher aktueller Fernsehfilm, der einem heutzutage so unterkommt. Melancholisch mit sehr guter Besetzung. Talivaldis Abolins sieht Einstein sehr ähnlich, die Schauspieler sind gut und nicht so steif und laienhaft, wie man das oft aus aktuellen deutschen Fernsehproduktionen kennt, auch wenn ihre Art zu spielen etwas zurückhalten ist.
Dennoch hat der Film seine Probleme. Die Farben und die Machart wirken teilweise ein wenig altbacken, der Soundtrack ist gewöhnungsbedürftig und wirkt wie für das Schulfernsehen komponiert. Einsteins schlechter Umgang mit Frauen wird eher dezent angeschnitten. Besonders im ersten Teil wird sehr viel über Physik geredet, und es geht um viele bekannte Wissenschaftler, mit denen sich Einstein auch schon mal gezofft hat, da sollte man ein wenig Naturwissenschaftliche Grundbildung mitbringen, sonst zieht sich der erste Teil schon ein wenig. Das Schicksal der Reporterin ist extrem vorhersehbar und ein zu offensichtliches Moralstück. Teilweise wirken die recht großen Zeitsprünge, die man eher aus dem Zusammenhang rekonstruieren muss, episodenhaft und man merkt deutliche Lücken in der Biographie.
Fazit: Solide Fernsehbiographie eines großen Deutschen Physikers. Man beginnt nachdem seine wissenschaftlich produktivste Phase vorbei ist und die historisch spannenderen Phasen seines Lebens anbrechen. Gute DDR Produktion und fast schon aus diesem Grund interessant, denn wann bekommt man mal Filme aus der letzten Phase der DDR zu sehen.