Im Hauptquartier, dem Kontrollzentrum im Kopf der elfjährigen Riley, leisten fünf Emotionen Schwerstarbeit: Angeführt von der optimistischen FREUDE, die Riley immer nur glücklich sehen möchte, sorgt sich ANGST ständig um Rileys Sicherheit, während WUT auf der Suche nach Gerechtigkeit bisweilen die Hutschnur platzt. Und die aufmerksame EKEL schützt den Teenager davor, sich zu vergiften - körperlich oder mental. Nur die unglückliche KUMMER weiß nicht so Recht, was ihre Aufgabe ist - nun ja, die anderen offensichtlich aber auch nicht.
Als Rileys Familie eines Tages vom Land in eine fremde große Stadt zieht, sind die Emotionen gefragt, Riley durch die bislang schwerste Zeit ihres Lebens zu helfen. Aber als FREUDE und KUMMER durch ein Missgeschick tief im Gedächtnis des Mädchens verschwinden, liegt es an den anderen drei Emotionen, das Chaos in den Griff zu bekommen. Dummerweise haben FREUDE und KUMMER versehentlich wichtige Kernerinnerungen von Riley mitgenommen und müssen diese nun unbedingt ins Hauptquartier zurückbringen, wenn sie nicht für immer verloren gehen sollen. Es beginnt eine aufregende Reise durch ihnen unbekannte Hirnregionen wie das Langzeitgedächtnis, das Fantasieland, das Abstrakte Denken und die Traum Studios, die von den beiden Emotionen alles abverlangt - auch, über den eigenen Gefühlsrand hinauszuwachsen...
Als Rileys Familie eines Tages vom Land in eine fremde große Stadt zieht, sind die Emotionen gefragt, Riley durch die bislang schwerste Zeit ihres Lebens zu helfen. Aber als FREUDE und KUMMER durch ein Missgeschick tief im Gedächtnis des Mädchens verschwinden, liegt es an den anderen drei Emotionen, das Chaos in den Griff zu bekommen. Dummerweise haben FREUDE und KUMMER versehentlich wichtige Kernerinnerungen von Riley mitgenommen und müssen diese nun unbedingt ins Hauptquartier zurückbringen, wenn sie nicht für immer verloren gehen sollen. Es beginnt eine aufregende Reise durch ihnen unbekannte Hirnregionen wie das Langzeitgedächtnis, das Fantasieland, das Abstrakte Denken und die Traum Studios, die von den beiden Emotionen alles abverlangt - auch, über den eigenen Gefühlsrand hinauszuwachsen...
Bonusmaterial
Kurzfilm Lava" Exklusiver Kurzfilm Rileys erstes Date?" Audiokommentar mit Regisseur Pete Docter und Produzent Jonas RiveraFrankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2024Wo Stress war, soll Ich werden
Der computeranimierte Film "Alles steht Kopf 2" ist ein tolles Typentheater der Gefühle und bietet gegenüber dem ersten Teil außerdem einen neuen Star: den Zweifel, der womöglich mehr Freude bringt als die Freude selbst.
Therapeuten, Seelsorger, Psychiater aufgepasst: Es ist eigentlich ganz einfach. Das psychische Geschehen besteht aus Wut, Angst, Neid und Freude. Die Freude ist die Chefin, die anderen helfen mit, damit so was wie eine Persönlichkeit zustande kommt. Wenn alle gut zusammenarbeiten, entsteht Integrität.
Der Animationsfilm "Inside Out" spielte dieses simple, aber unterhaltungsfähige Modell in furioser Weise durch. Man blickte in den mentalen Apparat einer Heranwachsenden. In diesem ersten Teil der Geschichte war Riley elf Jahre alt, sie musste den Umzug ihrer Eltern verkraften, das heißt mit Entwurzelung und Neuanfang klarkommen. Nicht nur für Kinder eine Herausforderung. Unter der Regie der Freude (im Original Joy, was als auch als Mädchenname funktioniert und die Personifikation des Gefühls schlüssiger erscheinen lässt) werkelten alle durcheinander, damit Riley am Ende nicht resigniert auf der Strecke bleibt.
Im jetzt anlaufenden zweiten Teil kommt Riley in die Pubertät; in der Schaltzentrale ihres Bewusstseins treten neue Akteure auf: Zweifel, Peinlichkeit, Langeweile (im Original ennui genannt, was den französischen Akzent der Figur rechtfertigt, eine anämische Schöne, die hingegossen auf ein Kanapee ihr Handy bearbeitet) und Neid.
Riley und ihre Freundinnen verbringen eine Woche im Hockeycamp, ein Stipendium steht auf dem Spiel. Viel wichtiger aber ist die Frage, wie sich Rileys Persönlichkeit entwickeln soll. In Richtung Ehrgeizling mit höchstem Selbstoptimierungsanspruch? Oder kann sie sich selbst treu bleiben, wobei ihr Selbst als "good person", das heißt als rücksichtsvoller, mit Gemeinsinn und Mitgefühl ausgestatteter Mensch vordefiniert ist? Fachleuten wird das mechanistische Verständnis der Psyche, in der diverse Interessenvertreter ein Ich-Profil zusammenbasteln, gegen den Strich laufen. Das Unterbewusstsein, für alle möglichen Schieflagen im biographischen Parcours zuständig, kommt zwar vor - als knallbunte Tiefenwelt, in der Spielzeugmännchen verdrängte Emotionen wegsortieren -, alles in allem aber führt hier ein gerader Weg vom Fühlen zum Wollen und vom Denken zum Handeln.
Einzeln betrachtet, sind die Gefühlsdarsteller zugespitzte Comedy-Versionen ebenjener Affekte, die sich im therapeutischen Diskurs ausweisen und entsprechend behandeln lassen. "Alles steht Kopf 2" ist ein rasantes, von Kelsey Mann inszeniertes Allegorietheater zur Darstellung populärdiagnostischer Einsichten. So ist Freude (im Original gesprochen von Amy Poehler) nicht immer nur resilienzfördernd, sie kann auch in Realitätsblindheit und Selbstbetrug umschlagen. Langeweile (wunderbar blasée intoniert von Adèle Exarchopoulos) ist vielleicht ein Gemütsdefizit, sie hat aber auch Potential für Gelassenheit, moderner gesagt: Coolness. Die Peinlichkeit (im Original Paul Walter Hauser), hier verkörpert von einem fluffig-rosafarbenen Schwergewicht mit Knollennase, hat sowohl isolierende als auch kultivierende Effekte. Sittlichkeit ist ohne Gespür für Peinlichkeit und Scham nicht zu haben.
Exzellent ist der Zweifel (Maya Hawke) besetzt. In der englischen Originalversion heißt die Figur anxiety, was vertrackter und ambivalenter klingt. Zweifel ist ein orangefarbener Gnom mit entsetzten Riesenaugen und dauerquasselndem Riesenmund. So sähe Kassandra als Überraschungsei-Inhalt aus. Er sei für alles zuständig, was Riley passieren könnte, sagt Zweifel. Er ist also, um Musils Wort zu gebrauchen, mit Möglichkeitssinn ausgestattet. Das ist nicht nur eine mentale Kernressource der Ängstlichen und Gehemmten, sondern auch der Intellektuellen und Künstler. Entsprechend artistisch ist Zweifels Einsatz, um Riley zur maximal erfolgreichen Hockeyteam-Aspirantin zu machen.
Im Rausch der Möglichkeiten spielt er so viele Belastungs- und Angstszenarien durch, dass allen der Kopf schwirrt, auch dem Zuschauer, der mit dem Tempo der Bildeinfälle und Pointen kaum schritthalten kann. Zweifel beziehungsweise ängstliches Abwägen und Eruieren sind je nach Perspektive die Sollbruchstelle in einem auf Tatkraft geeichten Charakterbild. Oder das artistische Potential, ein Gespür für die Gefahren der Welt.
Am Ende wird natürlich alles gut, im Sinne moralischer Korrektheit geregelt. Bis es aber dahin kommt, darf man dem Typenzirkus zuschauen und sich je nach Verfassung einen Liebling aussuchen. Interessant wäre zu ermitteln, wem die Freude am meisten Freude bereitet. In der Kunst macht Freude oft am wenigsten Spaß. Wie viel Spaß hingegen bringen Zweifel, Wut und Angst auf den Bühnen der Imagination! DANIEL HAAS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der computeranimierte Film "Alles steht Kopf 2" ist ein tolles Typentheater der Gefühle und bietet gegenüber dem ersten Teil außerdem einen neuen Star: den Zweifel, der womöglich mehr Freude bringt als die Freude selbst.
Therapeuten, Seelsorger, Psychiater aufgepasst: Es ist eigentlich ganz einfach. Das psychische Geschehen besteht aus Wut, Angst, Neid und Freude. Die Freude ist die Chefin, die anderen helfen mit, damit so was wie eine Persönlichkeit zustande kommt. Wenn alle gut zusammenarbeiten, entsteht Integrität.
Der Animationsfilm "Inside Out" spielte dieses simple, aber unterhaltungsfähige Modell in furioser Weise durch. Man blickte in den mentalen Apparat einer Heranwachsenden. In diesem ersten Teil der Geschichte war Riley elf Jahre alt, sie musste den Umzug ihrer Eltern verkraften, das heißt mit Entwurzelung und Neuanfang klarkommen. Nicht nur für Kinder eine Herausforderung. Unter der Regie der Freude (im Original Joy, was als auch als Mädchenname funktioniert und die Personifikation des Gefühls schlüssiger erscheinen lässt) werkelten alle durcheinander, damit Riley am Ende nicht resigniert auf der Strecke bleibt.
Im jetzt anlaufenden zweiten Teil kommt Riley in die Pubertät; in der Schaltzentrale ihres Bewusstseins treten neue Akteure auf: Zweifel, Peinlichkeit, Langeweile (im Original ennui genannt, was den französischen Akzent der Figur rechtfertigt, eine anämische Schöne, die hingegossen auf ein Kanapee ihr Handy bearbeitet) und Neid.
Riley und ihre Freundinnen verbringen eine Woche im Hockeycamp, ein Stipendium steht auf dem Spiel. Viel wichtiger aber ist die Frage, wie sich Rileys Persönlichkeit entwickeln soll. In Richtung Ehrgeizling mit höchstem Selbstoptimierungsanspruch? Oder kann sie sich selbst treu bleiben, wobei ihr Selbst als "good person", das heißt als rücksichtsvoller, mit Gemeinsinn und Mitgefühl ausgestatteter Mensch vordefiniert ist? Fachleuten wird das mechanistische Verständnis der Psyche, in der diverse Interessenvertreter ein Ich-Profil zusammenbasteln, gegen den Strich laufen. Das Unterbewusstsein, für alle möglichen Schieflagen im biographischen Parcours zuständig, kommt zwar vor - als knallbunte Tiefenwelt, in der Spielzeugmännchen verdrängte Emotionen wegsortieren -, alles in allem aber führt hier ein gerader Weg vom Fühlen zum Wollen und vom Denken zum Handeln.
Einzeln betrachtet, sind die Gefühlsdarsteller zugespitzte Comedy-Versionen ebenjener Affekte, die sich im therapeutischen Diskurs ausweisen und entsprechend behandeln lassen. "Alles steht Kopf 2" ist ein rasantes, von Kelsey Mann inszeniertes Allegorietheater zur Darstellung populärdiagnostischer Einsichten. So ist Freude (im Original gesprochen von Amy Poehler) nicht immer nur resilienzfördernd, sie kann auch in Realitätsblindheit und Selbstbetrug umschlagen. Langeweile (wunderbar blasée intoniert von Adèle Exarchopoulos) ist vielleicht ein Gemütsdefizit, sie hat aber auch Potential für Gelassenheit, moderner gesagt: Coolness. Die Peinlichkeit (im Original Paul Walter Hauser), hier verkörpert von einem fluffig-rosafarbenen Schwergewicht mit Knollennase, hat sowohl isolierende als auch kultivierende Effekte. Sittlichkeit ist ohne Gespür für Peinlichkeit und Scham nicht zu haben.
Exzellent ist der Zweifel (Maya Hawke) besetzt. In der englischen Originalversion heißt die Figur anxiety, was vertrackter und ambivalenter klingt. Zweifel ist ein orangefarbener Gnom mit entsetzten Riesenaugen und dauerquasselndem Riesenmund. So sähe Kassandra als Überraschungsei-Inhalt aus. Er sei für alles zuständig, was Riley passieren könnte, sagt Zweifel. Er ist also, um Musils Wort zu gebrauchen, mit Möglichkeitssinn ausgestattet. Das ist nicht nur eine mentale Kernressource der Ängstlichen und Gehemmten, sondern auch der Intellektuellen und Künstler. Entsprechend artistisch ist Zweifels Einsatz, um Riley zur maximal erfolgreichen Hockeyteam-Aspirantin zu machen.
Im Rausch der Möglichkeiten spielt er so viele Belastungs- und Angstszenarien durch, dass allen der Kopf schwirrt, auch dem Zuschauer, der mit dem Tempo der Bildeinfälle und Pointen kaum schritthalten kann. Zweifel beziehungsweise ängstliches Abwägen und Eruieren sind je nach Perspektive die Sollbruchstelle in einem auf Tatkraft geeichten Charakterbild. Oder das artistische Potential, ein Gespür für die Gefahren der Welt.
Am Ende wird natürlich alles gut, im Sinne moralischer Korrektheit geregelt. Bis es aber dahin kommt, darf man dem Typenzirkus zuschauen und sich je nach Verfassung einen Liebling aussuchen. Interessant wäre zu ermitteln, wem die Freude am meisten Freude bereitet. In der Kunst macht Freude oft am wenigsten Spaß. Wie viel Spaß hingegen bringen Zweifel, Wut und Angst auf den Bühnen der Imagination! DANIEL HAAS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main