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Die Studentin Hana begegnet einem Wolfsmann und ist sofort verzaubert von ihm. Die märchenhafte Liebe der beiden wird von der Geburt zweier Kinder gekrönt: der älteren Schwester Yuki und dem kleinen Bruder Ame, "Schnee" und "Regen", benannt nach dem Wetter am Tag ihrer Geburt. Obwohl beide Wolfskinder sind, könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Yuki ist wild und neugierig, Ame dagegen sehr schüchtern. Zurückgezogen aber glücklich lebt die Familie in der Stadt, bis plötzlich der Vater stirbt. Hana zieht daraufhin aufs Land, um ihren Kindern fernab der Zivilisation ein unbeschwertes Leben zu…mehr

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Produktbeschreibung
Die Studentin Hana begegnet einem Wolfsmann und ist sofort verzaubert von ihm. Die märchenhafte Liebe der beiden wird von der Geburt zweier Kinder gekrönt: der älteren Schwester Yuki und dem kleinen Bruder Ame, "Schnee" und "Regen", benannt nach dem Wetter am Tag ihrer Geburt. Obwohl beide Wolfskinder sind, könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Yuki ist wild und neugierig, Ame dagegen sehr schüchtern. Zurückgezogen aber glücklich lebt die Familie in der Stadt, bis plötzlich der Vater stirbt. Hana zieht daraufhin aufs Land, um ihren Kindern fernab der Zivilisation ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen, egal ob als Mensch oder als Wolf. Und tatsächlich: Während Yuki gern zur Schule geht und Freunde findet, schlägt Ame nach und nach eine ganz andere Richtung ein ...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.08.2013

Landschaftsmalerei braucht Leinwand
Der Animationsmeilenstein "Ame & Yuki" erscheint in Deutschland gleich auf DVD

Seine Weltpremiere hatte "Ame & Yuki" in Paris, im Juni 2012, einen Monat bevor er pünktlich zu den japanischen Sommerferien in die heimischen Kinos kam, dort zum fünfterfolgreichsten Film des Jahres avancierte und - was wichtig ist - noch höhere Einnahmen erzielte als der Vorgänger seines Regisseurs, "Summer Wars", der japanische Sommerhit des Jahres 2009. Wichtig war das deshalb, weil der Regisseur Mamoru Hosoda nach dem Erfolg von "Summer Wars" ein eigenes Trickfilmstudio namens Chizu gegründet hatte, dessen erste Arbeit "Ame & Yuki" ist. Und wichtig war es auch, weil "Summer Wars" erzählerisch ein Meilenstein des japanischen Trickfilms, des Anime, geworden war und Hosoda als legitimen Erben des Altmeisters Hayao Miyazaki etabliert hatte. Dass er sich für das neue Werk drei Jahre Zeit nahm und es wieder in klassischer Animation produzierte, zeigt, dass Hosoda gewillt ist, dieses Erbe anzutreten.

Was macht den Zauber der Geschichte aus? Zwei Dinge. Einmal erzählt Hosoda nach dem Drehbuch seiner ständigen Autorin Satoko Okudera eine bekannte Geschichte auf ungewöhnliche Weise. "Wolfskinder", wie der Film im Original heißt, sind ein rund um die Welt vertrauter Mythos (und im Kino seit Truffauts "L'enfant sauvage" von 1970 heimisch). Hosoda jedoch lässt die Geschwister Yuki und Ame nicht von einem Wolf großziehen, sondern ihnen fehlt gerade diese familiäre Nähe. Ihr Vater ist einer der letzten japanischen Wölfe, doch das sieht man ihm nicht an, denn er ist von menschlicher Gestalt, verdingt sich als Möbelpacker und besucht nebenher Philosophievorlesungen an der Universität, verfügt aber über die Eigenschaft, sich nach Belieben wieder ins wilde Tier verwandeln zu können. Das erzählt er der Studentin Hana aber erst, nachdem die sich in ihn verliebt hat. Wer wüsste besser als ein philosophisch gebildetes Paar, dass schon der Mensch dem Menschen ein Wolf ist? Da braucht man nicht noch einen echten.

Die Tochter Yuki und der um ein Jahr jüngere Sohn Ame erben die Eigenschaft des Vaters, mit dem es ein trauriges Ende nimmt, als er sich um Nahrung für die Kleinen kümmert. Fortan ist Hana alleinerziehende Mutter zweier Kinder, die man mit Fug und Recht als Wildfänge bezeichnen kann. Und der Film ist trotz seinem Titel viel mehr ein Porträt von Hana als ihrer beiden Kinder.

Starke Frauenfiguren haben im japanischen Anime Tradition, und dass "Ame & Yuki" in Japan erfolgreicher war als der dort gleichzeitig laufende Pixar-Trickfilm "Merida - Legende der Highways", der gleichfalls aus weiblicher Perspektive erzählt wird, ist nur gerecht, denn Hosoda führt die Kunst vor, den Alltag zur Bedrohung für die ungewöhnliche Familie zu machen, ohne auf falsche Dramatik zu setzen. Hana zieht mit den Kindern aufs Land und findet dort Freunde, aber auch solche, die sie nicht dulden will: Wölfe, die in den Bergen überlebt haben und auf den kleinen Ame große Faszination ausüben, obwohl zuvor Yuki die Wildere war.

Neben dieser psychologisch feinfühligen und in jeder Hinsicht emanzipatorischen Erzählung sind es die Bilder, die den Rang von Hosodas Film ausmachen. Nicht die Figurendarstellung; sie ist guter japanischer Durchschnitt und hat sich seit "Summer Wars" oder auch Hosodas erstem Langfilm, "Das Mädchen, das durch die Zeit sprang" von 2006, kaum verändert (was man als Kompliment sehen kann). Aber was er in den Totalen vorführt, wie er Licht und Landschaft in Szene setzt, das ländliche bergige Japan feiert, Wolken wie Akteure über dem Horizont auftreten lässt, kleine Glasobjekte inszeniert, die man seit der Zeichenkunst des Walt-Disney-Studios der frühen vierziger Jahre so nicht mehr gesehen hat - das ist große Animationskunst. Kurz bevor Hosodas Vorbild Miyazaki, mittlerweile 72 Jahre alt, noch einmal mit einem eigenen Werk zurückgekehrt ist - "The Wind Rises" ist in diesem Sommer in Japan angelaufen -, beweist der 1967 geborene Nachfolger, dass das Land zwei Meister hat.

Doch diese Opulenz verlangt nach der großen Leinwand. "Summer Wars" hatte es in Deutschland kurz ins Kino geschafft, weil der Film auf der Berlinale 2010 gefeiert worden war. "Ame & Yuki" lief kürzlich auf dem Stuttgarter Trickfilmfestival und im Programm von Nippon Connection in Frankfurt, doch das reichte hierzulande nicht für große Aufmerksamkeit. So bringt Kazé Anime, ein Schweizer Spezialist fürs Genre, den Film nun auf DVD heraus. Herrlich genug. Aber solche Arbeiten gehören zuvor ins Kino, auf die Leinwand - wo große Bildermalerei ihren natürlichen Ort hat.

ANDREAS PLATTHAUS

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