Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 0,75 €
  • DVD

"Größer als Pulp Fiction" Süddeutsche Zeitung "...ein ebenso brutales wie liebevolles Meisterwerk..." Stern
Ein verhängnisvoller Autounfall in der pulsierenden Metropole Mexico City. Drei Leben prallen aufeinander, um die bestialische Seite der menschlichen Natur auszudecken.
Da ist Octavio, der in die Welt illegaler Hundekämpfe gerät, um mit dem dort verdienten Geld und der Frau seines kriminellen Bruders abhauen zu können. Der erfolgreiche Verleger Daniel hingegen verlässt seine Frau und zwei Töchter, um mit dem Supermodel Valeria und ihrem Schoßhündchen zusammen zu leben. Und…mehr

  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
"Größer als Pulp Fiction" Süddeutsche Zeitung
"...ein ebenso brutales wie liebevolles Meisterwerk..." Stern
Ein verhängnisvoller Autounfall in der pulsierenden Metropole Mexico City. Drei Leben prallen aufeinander, um die bestialische Seite der menschlichen Natur auszudecken.

Da ist Octavio, der in die Welt illegaler Hundekämpfe gerät, um mit dem dort verdienten Geld und der Frau seines kriminellen Bruders abhauen zu können. Der erfolgreiche Verleger Daniel hingegen verlässt seine Frau und zwei Töchter, um mit dem Supermodel Valeria und ihrem Schoßhündchen zusammen zu leben. Und schließlich ist da noch der Obdachlose "El Chivo", einst ein Revolutionär, der nun als Auftragsmörder mit einem Rudel wilder Hunde durch die Straßen zieht und auf Erlösung hofft.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Musikvideo(s) - Nicht verwendete Szenen mit Originalkommentar des Regisseurs - Hinter den Kulissen - Die Hunde von "Amores Perros"
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.11.2001

Ein Hundelieben
Mexiko hat seinen "Taxi Driver" gefunden: Der grandiose Film "Amores perros" von Alejandro González Iñárritu

Dieser Film verliert keine Zeit. Er ist einer von denen, die uns in der ersten Sekunde am Kragen packen, mitnehmen und anderswo wieder absetzen. Wenn wir die Augen öffnen, hat sich die Welt verändert. Sie ist gefährlicher, aber auch weiter und lichter geworden. "Amores perros" setzt ein mit einer Autojagd durch die Straßen von Mexiko-Stadt. Nicht aus der Totalen gesehen, sondern aus dem Inneren des Wagens, dazu eine hyperrealistische Tonspur mit Schreien, Ächzen und Fluchen. Gejagt: ein junger Mann mit großen Augen. Auf dem Rücksitz sein Freund, der einen Hund in den Armen hält. Aus dem dunklen Fell quillt so viel Blut, daß es den Sitz durchtränkt. Der Fahrer, dem der Hund gehört, kann nur mit Mühe auf die Straßen achten, durch die er jagt. Er liebt den Hund wie sein eigenes Leben.

Dahinter ein zweites Auto, von dort wird geschrien, geflucht und geschossen. Das ist der unsichtbare Rhythmus dieser kraftvollen Eingangssequenz: Die Autos rasen dahin, und aus dem Körper des Hundes quillt Blut - eine schnelle Bewegung und eine langsame, immer abwechselnd. Am Ende schießt das gejagte Auto über eine große Kreuzung, die nicht leer ist. Dann kracht es. Autohupen, Stöhnen und Menschenblut.

Der Unfall ist für den jungen mexikanischen Regisseur Alejandro González Iñárritu der Knotenpunkt, an dem die drei Geschichten, aus denen sein Debütfilm "Amores perros" besteht, ihren Ausgang nehmen. Hierhin kehren sie auch wieder zurück. Wie virtuos das dramaturgisch gemacht ist, merkt man bald: González Iñárritu erzählt nach vorn und nach hinten, ganz mühelos, weil der Unfall als Agent des Zufalls seine Figuren völlig natürlich miteinander verstrickt. Der spanischsprachige Titel "Amores perros" ist ein doppelter Plural, zwei Wörter, die nebeneinanderstehen, damit man mit ihnen macht, was man will: der Plural von "Liebe" und der Plural von "Hund".

Der junge Octavio, gespielt von Gael García Bernal, der neuen Entdeckung des mexikanischen Kinos, will mit der Frau seines Bruders durchbrennen. Dafür braucht er Geld. Durch Zufall stellt sich heraus, daß sein Hund Cofi zum Kämpfer taugt und alle Gegner zu Boden beißt. Octavio hofft, mit seinem Kampfhund das Geld für die Flucht zu verdienen. Als er von seinem Konkurrenten geprellt wird und mit dem Messer zusticht, beginnt die Jagd auf ihn. Sie endet in einem Autowrack.

Ein Alter, El Chivo (Emilio Echevarría), trägt den verletzten Cofi unbemerkt von der Unfallstelle. Er ist ein Tramp mit einem Karren, dem eine große Schar Hunde folgt. Früher saß er einmal als kommunistischer Guerrillero im Gefängnis, jetzt ist er draußen, ein Auftragskiller in perfekter Maskierung. Er genießt das Töten nicht, er tut es - gleichgültig dem Geld gegenüber, kalt und leer. Denn in Wahrheit will er seine Familie wiederhaben, die ihn verstoßen hat, zumindest seine Tochter, von der man ihn fernhält. Eines Tages, nachdem er den Hund gesundgepflegt hat, geht El Chivo für ein paar Stunden aus und überläßt die Tiere sich selbst. Als er wiederkommt, hat Cofi alle anderen totgebissen.

Die dritte Geschichte spielt im großbürgerlichen Milieu. Daniel (Álvaro Guerrero) hat Frau und Kinder verlassen, um mit dem Model Valeria (Goya Toledo) zusammenzuleben. Die nagelneue Wohnung wird bezogen, eine Wohnung mit Hund. Da fährt Valeria irgendwohin und wird an einer Kreuzung gerammt: Es ist der Wagen des gejagten Octavio. Valerias Bein bleibt verkrüppelt. Die riesigen Plakate, die ihr Aussehen feiern, verschwinden aus dem Straßenbild. Zu Hause geschieht ein Drama: Ihr Hund interessiert sich für eine Öffnung im Boden und verliert sich unter dem Parkett. Drunten kämpft er mit den Ratten. Panik bricht aus; das Leben des Paares ist zerstört.

Keine dieser Geschichten läßt Fragen offen. Aber zusammen sind sie mehr als die Summe der Einzelteile. Wie ein komplexes Röhrensystem führen sich die anfangs isoliert erscheinenden, dann ineinanderwachsenden Geschichten Ideen und Motive zu, so daß jede von ihnen an Tiefe gewinnt. In allen geht es um die Liebe zu Hunden - und darum, was an der Liebe zum Menschen fehlt. In allen dreien um die Rolle des Vaters: den abwesenden, den fortgehenden, den zurückkommenden. Dann um drei Menschenalter: Die Helden sind ein Zwanzigjähriger, ein etwa Vierzig- und ein Sechzigjähriger. Die erste und dritte Geschichte handeln von Brüdern, die sich an die Gurgel gehen.

Solche Korrespondenzen sind weder aufgepfropft noch bedeutungslos. Vielmehr hat der Film einen Willen zur Form, der sein krudes, teils schockierendes Material bändigt - "überhöht", hätten Idealisten gesagt, "sublimiert" die Psychoanalytiker. Die Kamera von Rodrigo Prieto zeigt die Figuren entweder in Innenräumen oder vor enormen, furchteinflößenden Stadtlandschaften. Das ist nun wirklich eine andere Welt, in der andere Spielregeln gelten. Mexiko-Stadt, der Moloch von rund fünfundzwanzig Millionen Einwohnern, ist ein weiterer Mitspieler in diesem Film, gewissermaßen die vierte Geschichte zu den drei anderen. Man glaubt nach "Amores perros" nicht mehr, daß Liebe, Loyalität und Gewalt in Mexiko-Stadt dasselbe sein könnten wie in Köln, das eben fünfundzwanzigmal kleiner ist.

Es ist nicht überflüssig zu erwähnen, daß das Drehbuch von dem Schriftsteller Guillermo Arriaga stammt, der schon drei Romane veröffentlicht hat; ein Band mit unpublizierten Geschichten soll der Vorläufer für dieses Drehbuch sein. Ganz unabhängig davon, ob man einen Film mögen wird, der zu zwei Dritteln im Milieu der Tramps und Kampfhundehalter spielt, der sich wüster Sprache und schonungsloser Gewaltdarstellung bedient: "Amores perros" ist ein grandios strukturierter und erzählter Film, ein ebenso leidenschaftliches wie analytisches Werk. Vielleicht hat Mexiko-Stadt, dieses "anthropologische Experiment", wie der Regisseur es nennt, hier seinen "Taxi Driver" gefunden.

PAUL INGENDAAY

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr